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Kultur

Das Jahr des Pferdes im Nationalen Volkskundemuseum

2014-01-28

Hufgeklapper kündigt das Jahr des Pferdes an. Unter den zwölf chinesischen Tierkreiszeichen steht das Pferd für Kraft und Geschwindigkeit.

Ich bin im Jahr des Pferdes geboren. Vielleicht bin ich deshalb so lebhaft und offen. In der Vergangeneit hat mich meine Extrovertiertheit immer glücklich gemacht. Da dieses Jahr wieder ein Jahr des Pferdes ist, wollte ich eigentlich noch freier und geselliger sein als sonst. Aber ich glaube, ich werde mich lieber einmal meinem Inneren zuwenden und auftanken, damit ich dann später noch besser in die Zukunft galoppieren kann.

Im chinesischen Kalender wird jedem Jahr eines von zwölf Tierkreiszeichen zugeordnet: Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drachen, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund oder Schwein. Im Jahr 2014 ist das Pferd dran, das auch als Schutztier für die Stunden zwischen 11 und 13 Uhr gilt. Aber dieses Jahr ist nicht irgendein Jahr des Pferdes, es ist das Jahr des Blauen Pferdes. Damit ist das 31. Jahr im 60-Jahre-Zyklus des chinesischen Kalenders gemeint, in dem das Tierkreiszeichen Pferd mit dem Element Holz zusammentrifft. Das Blaue Pferd ist ein Phantasiewesen, das in Ostasien seit langem für Glück und Erfolg steht. Damit steht das kommende Jahr unter einem ganz besonders guten Stern. Aber auch normale Pferde waren in der traditionellen Agrargesellschaft des alten Koreas hoch geschätzt. Herr Cheon Jin-gi, der Direktor des Nationalen Volkskundemuseums Koreas.

Pferde waren den Koreanern seit jeher vertraute und wichtige Tiere. Manche glaubten sogar, dass sie über hellseherische Fähigkeiten verfügten. Für normale Menschen waren Pferde aber vor allem ein Transportmittel, das für Verkehr, Kommunikation und im Krieg eingesetzt wurde. Die Tiere waren auch für ihre Loyalität bekannt. Manchmal sollen sie ihrem Herrn sogar in den Tod gefolgt sein. Aus den Mähnenhaaren des Pferdes wurde zum Beispiel der typische Hut der koreanischen Männer, der Gat, hergestellt, und Pferdeleder wurde für Schuhe und Taschen verwendet. Selbst Pferdeäpfel wurden zur Papierherstellung weiterverwendet oder in getrockneter Form als Brennstoff genutzt. So sagte man, dass das Pferd auch nach dem Tod noch ganz dem Menschen diente.



Aus Anlass des Jahr des Pferdes sind nun für das kommende Jahr in Museen und Galerien im ganzen Land Sonderausstellungen zum Thema Pferd geplant. Die Ausstellung im Nationalen Volkskundemuseum hat bereits begonnen - wir haben sie für diesen Beitrag besucht.

Unter dem Thema: "Das Pferd: Ein wilder Gallopp" zeigt die Ausstellung im Nationalen Volkskundemuseum 63 Gemälde, Fotografien und historische Gegenstände zur Rolle und Symbolik des Pferdes in der koreanischen Geschichte. Frau Im Se-gyeong von der Abteilung für Ausstellungsplanung des Museums.

Wir haben jedes Jahr eine Ausstellung zum jeweiligen Tierkreiszeichen des Jahres. Da 2014 das Jahr das Pferdes ist, geht es darin diesmal um traditionelle koreanische Bräuche rund ums Pferd. Im ersten Teil der Ausstellung wird der Prozess bis zur Zähmung des Pferdes durch den Menschen gezeigt. Im zweiten Teil der Ausstellung geht es dann um die weitere Entwicklung des Pferdes vom einfachen Transportmittel zu einem Symbol von Macht und Status.

Zu Beginn der Ausstellung begrüßt in einem Video eine gallopierende Pferdeherde die Besucher. Daneben ist eine Sammlung von historischen Dokumenten zu sehen. Aus den alten Texten geht hervor, wie lange die Koreaner schon mit dem Pferd leben.

Wir haben viele verschiedene alte Bücher und Dokumente gesammelt, in denen es um Pferde geht. In einem alten Buch zur Tiermedizin, das im 17. Jahrhundert unter dem Joseon-König Injo geschrieben wurde, gibt es Abschnitte zur Heilung von Pferdekrankheiten. In einem anderen Buch über bekannte Persönlichkeiten der Mittelklasse wird auch Baek Gwang-hyeon erwähnt. Er war ein bekannter Tierarzt, der Akupunktur nutzte. Sein Leben wurde vor einiger Zeit in einer Fernsehserie mit dem Titel "Der Pferdearzt" verfilmt.

Das Buch zur Tiermedizin aus der Zeit von König Injo wurde von einem Mann namens Yi Seo geschrieben. Die Enzyklopädie beruhte auf alten Texten aus der chinesischen Ming-Dynastie und der späten Goryeo-Ära. In dem Buch wird die Anatomie des Pferdes, seine Pflege und die Krankheitsbehandlung bei den Tieren genau beschrieben. In einem anderen historischen Werk namens "Jamulbo" werden Pferde nach Rasse und Farbe klassifiziert, und in einem Buch mit dem Titel "Gosachalyo" werden Heilmittel für Pferdekrankheiten aufgelistet. An dieser Vielzahl an historischen Dokumenten zum Pferd kann man den Stellenwert erkennen, den das Tier für die alten Koreaner hatte. Der Museumsdirektor Cheon Jin-gi.



So wie heute die Automobilindustrie waren Pferde im alten Korea ein wichtiger Wirtschaftszweig. Heute gibt es viele Möglichkeiten, Nachrichten zu übermitteln: Telefone, Internet oder auch Autos. Aber in der Vergangenheit war das Pferd mit Abstand die schnellste Variante der Kommunikation. Die Zucht und Pflege von Pferden war daher eine wichtige nationale Aufgabe. Die Vielzahl von historischen Dokumenten zum Thema Pferd zeigt, wie essentiell wichtig das Pferd für das Land war.

Im zweiten Teil der Ausstellung geht es um die Nutzung der Pferde in verschiedenen Bereichen. Es gibt Sättel und Steigeisen zu sehen, wie sie von Koreanern aus verschiedenen sozialen Schichten genutzt wurden, oder auch die Skulptur eines Bräutigams hoch zu Pferde. Auch verschiedene Systeme, in denen das Pferd eine Rolle spielte, werden vorgestellt. Frau Im Se-gyeong.

Das Mapae-System wurde im Jahr 1274 eingeführt, während der Goryeo-Ära. Mapae bedeutet soviel wie "Pferdemedaillon". Das waren Medaillons, auf denen Pferde eingraviert waren. Die Zahl der Pferde zeigte Rang und Status des Trägers an. 1597, in der Joseon-Ära, wurde außerdem ein Nachrichtendienst mit berittenen Boten eingeführt. Jeder Beamte, der auf einen Posten in die Provinz versetzt wurde, erhielt ein Pferdemedaillon. So wie wir heute an der Tankstelle auftanken, hielten die Beamten an Pferdestationen, wo sie Kost und Logis erhielten und die Pferde wechseln konnten. Die Medaillons dienten dabei gewissermaßen als Ausweis.

Pferde waren also ein wichtiges Transportmittel in Korea, aber sie waren äußerst teuer. Unter den Ausstellungsstücken im Nationalen Volkskundemuseum befinden sich auch Steigeisen aus Gold und Silber. An solch hochwertigen Ausrüstungsgegenständen kann man erkennen, dass ein eigenes Pferd für viele Menschen aus dem einfachen Volk ein unerreichbarer Traum war.

Es gab nicht wirklich viele Pferde. Der Besitz eines Pferdes zeigte daher den Status und die Macht eines Menschen an. Für das einfache Volk war das aber ein unerreichbarer Traum. Der Traum vom eigenen Pferd wurde daher auf Talismane und andere Glücksbringer übertragen, die mit Pferden zu tun hatten. Ihnen wurden mächtige Kräfte zugesprochen, die böse Geister und Krankheiten vertreiben konnten. In den Dörfern wurde auch ein Brauch gepflegt, bei dem ein Pferd aus Stroh verbrannt wurde, um Pech abzuwehren.

In der Ausstellung ist auch ein Gemälde zu sehen, das vermutlich aus der späten Joseon-Ära stammt. Auf ihm wird ein orangenes Pferd gezeigt, über dem die Worte "Pferdegott" geschrieben stehen. Historiker vermuten, dass sich das einfache Volk solche Pferdeabbildungen an die Wände hängte, um Böses abzuwehren.

Auch in vielen Gründungsmythen der alten koreanischen Königreiche spielen Pferde eine prominente Rolle. Der Museumsdirektor Cheon.



Aus historischen Dokumenten geht hervor, dass der Gründer des Königreiches Silla aus einem Ei geboren wurde. Ein weißes Pferd kündigte die Niederkunft des Königs an. Auch Jumong, der Begründer von Goguryeo, soll aus einem Ei geschlüpft sein. Pferde sollen die ungewöhnliche Aura des Eis gespürt und vorsichtig einen Bogen um es gemacht haben. Es gibt auch eine alte Legende zu einem Buyeo-König, der keine Kinder hatte. Eines Tages, als er für Nachwuchs betete, sah er, wie ein Pferd sich vor einem großen Felsen verbeugte. Er schob den Felsen beiseite und fand ein Baby in Form einer goldenen Kröte vor. Das Baby wurde später König Geumwa von Buyeo. An diesen Gründungsmythen kann man erkennen, dass Pferde ein fester Bestandteil der koreanischen Geschichte sind.

Die alten Koreaner verehrten Pferde. Dies erkennt man auch an dem Gemälde "Cheonmado", oder "Bild eines himmlischen Pferdes", das in einem Königsgrab in Gyeongju entdeckt wurde. Es wird vermutet, dass das Gemälde gemeinsam mit dem König begraben wurde, damit der tote König auf dem weißen Pferd in den Himmel reiten würde. In alten koreanischen Gemälden steht das Pferd für Wohlstand, Fruchtbarkeit und Loyalität. Dabei waren zwei Pferde immer besser als eines, weil in Korea ein Paar als noch besserer Glücksbringer galt. Wie der Museumsdirektor Cheon Jin-gi weiß, legten Koreaner, Japaner und Chinesen bei Pferden auf ganz unterschiedliche Dinge wert.

Aufgrund der Größe des Reiches war Chinesen die Geschwindigkeit der Pferde wichtig. Koreaner bevorzugten dagegen kleinere Pferde, die gut unter tiefhängenden Zweigen vorbeigehen konnten. Auch sollten sie stämmig und robust sein, damit sie über Berge klettern und lange Wege zurücklegen konnten. Koreaner fanden starke und zähe Pferde besser als schnelle. In Japan wurden Pferde dagegen als Götter des Weges verehrt.

Im dritten Teil der Ausstellung geht es um die religiöse Bedeutung des Pferdes in Korea. Da Pferde sehr wertvoll für Staat und Militär waren, beteten die alten Koreaner in speziellen Zeremonien um die Gesundheit ihrer Pferde. Pferde wurden sogar als Götter verehrt. Interessanterweise werden aber Mädchen, die im Jahr des Pferdes geboren wurden, bis heute oft als zu wild angesehen. Direktor Cheon.

Die Japaner glaubten, dass Frauen mit dem Tierkreiszeichen Pferd ein unglückliches Schicksal erwartete. Es gibt viele japanische Volksmärchen, in denen Frauen, die im Jahr des weißen oder roten Pferdes geboren wurden, in allerlei Schwierigkeiten geraten. Dieser Aberglaube wurde während der japanischen Kolonialherrschaft auf die Koreaner übertragen und ist bis heute Teil der koreanischen Kultur. Vor allem bei koreanischen Filmen aus den 1960ern und 70ern findet man viele Titel, die sich über Frauen mit dem Tierkreiszeichen Pferd lustig machen.

In unserem heutigen schnellen Zeitalter ändert sich das Image des Tierkreiszeichens Pferd aber zusehends. Denn in der Wettbewerbsgesellschaft kann das Durchhaltevermögen und die Geschwindigkeit eines Pferdes mit Sicherheit nicht schaden. Zum Abschluss noch einmal Museumsdirektor Cheon.

Im alten Korea wurde bei Frauen vor allem Anstand und Bescheidenheit geschätzt. Aber in der heutigen Gesellschaft mit ihrem ständigem Wandel werden Menschen mit der Geschwindigkeit und Energie eines Pferdes bewundert. Eigenschaften wie ein starker Körper und unermüdliche Energie werden in der modernen Gesellschaft glorifiziert. Auch wenn Menschen mit dem Tierkreiszeichen Pferd oft fälschlicherweise für hart und stur gehalten werden, sind sie genau die Art Mensch, die heute bevorzugt wird.

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