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Kultur

100. Geburtstag von Koreas Volksmaler Park Su-geun

2014-02-04

Er malte sein Haus, sein Dorf, seinen Brunnen. Auch ich habe die schweren Zeiten durchlebt, und da passen die heutigen farbenfrohen Bilder nicht dazu. In den Werken von Park Su-geun mit ihren eher düsteren Farben kommen diese Erfahrungen dagegen gut zum Ausdruck. Er war ein großer Künstler.

Er verkörpert die koreanische Mentalität und Ästhetik. Er hat viel zur Popularisierung der Kunst beigetragen und mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Kunst schwer verständlich ist. Er ist das Gesicht und der Stolz der koreanischen Kunst.




Park Su-geun lebte in Zeiten, in denen die meisten Koreaner in Armut und Verzweiflung lebten. Dennoch bannte er die Menschen um sich herum mit viel Wärme auf die Leinwand. Dafür wird er auch heute noch von vielen geliebt.

Park Su-geun wurde während der japanischen Kolonialherrschaft in Korea geboren und durchlebte die Befreiung und den Koreakrieg. Mit seinem bescheidenen und bodenständigen Stil wird er in der koreanischen Kunstgeschichte der Moderne und Gegenwart als einer der außergewöhnlichsten und vor allem koreanischsten Maler gewertet. Dieses Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Aus dem Anlass findet seit dem 17. Januar im Gana Insa Art Center in Seoul eine Ausstellung mit seinen Werken statt.

Insgesamt werden bei der Ausstellung 90 Ölgemälde und 30 Aquarelle und Zeichnungen gezeigt. Damit ist es die größte Ausstellung des Künstlers, die je stattfand. Frau Kim Na-jeong, Kuratorin beim Gana Insa Art Center.

Auch in der Vergangenheit fanden zu bestimmten Jubiläen Sonderausstellungen statt. Aber so eine große wie diese, mit 120 Werken, gab es noch nie. Da wir alle Werke von Privatpersonen ausleihen mussten, wird es das auch so bald nicht wieder geben. Einige Sammler hatten auch gleich mehrere Werke von ihm in ihrem Besitz.

Die Werke werden bei der Ausstellung auf insgesamt vier Stockwerken gezeigt.



Wir haben die Bilder auf vier Stockwerke verteilt angeordnet. Im 1. Stock sind vor allem Landschaftsaquarelle zu sehen. Im 2. Stock sind Bilder von Menschen auf dem Markt ausgestellt, eines der berümtesten Motive von Park Su-geun. Im 3. Stock gibt es Bilder von den Menschen aus seiner Nachbarschaft, und im 4. Stock Gemälde mit dem Motiv Baum.

Die Bilder von Park Su-geun zeigen das Leben der einfachen Menschen in schlichten Farben. Man hat das Gefühl, alte Fotografien anzuschauen. Dieses Gefühl wird durch Parks Frottagetechnik, bei der die Ölfarben in mehreren Schichten aufgetragen werden und eine raue Oberfläche bilden, noch verstärkt. Der Kunstkritiker Seo Seong-nok.

Park Su-geun wird oft als der Maler bezeichnet, der die koreanische Ästhetik am besten zum Ausdruck gebracht hat. Seine Motive sind einfache Menschen in der koreanischen Tracht Hanbok. Die Bilder haben eine starke Textur, so wie die alten Steinskulpturen in Korea. Diese Gemeinsamkeit zeigt, dass Park die koreanische Ästhetik und die Mentalität der Koreaner in seiner Kunst perfekt widergespiegelt hat.

So wie seine Bilder war auch der Mensch Park Su-geun ein Ausbund an Normalität: abgesehen von der Tatsache, dass er Maler war, war er ein ganz normaler Mann von nebenan, der seiner Frau im Haushalt half und nach seinen Kindern schaute. Der Sohn von Park Su-geun, der Maler Park Seong-nam.

Mein Vater war genauso wie die anderen Väter in der Nachbarschaft. Er trug weiße Unterhemden und weiße Gummischuhe. Am Morgen faltete er die Decken zusammen, leerte den Nachttopf, wischte den Boden und fegte den Hof. Wenn meine Mutter trockene Wäsche auf der Leine hatte, hing er sie ab, faltete sie zusammen und räumte sie weg. Währenddessen konnte man meine Mutter in der Küche christliche Lieder singen hören. Um neun Uhr frühstückte er, und dann malte er von halb zehn, zehn bis um vier Uhr nachmittags. Danach ging er mit seinem Skizzierblock raus, traf Freunde oder ging auf Ausstellungen. Abends konnten wir dann hören, wie er meiner Mutter von seinem Tag erzählte, wir schliefen ja alle in einem Zimmer. Er war ein Familienmensch, wie man ihn sich heute kaum noch vorstellen kann.

Ein besonderes Merkmal von Park Su-geuns Bildern ist, dass den Personen, die darin auftauchen, Augen, Nase und Mund fehlen. Der Kritiker Seo Seong-nok.

In Parks Bildern ist der Gesichtsausdruck der Menschen nicht genau zu erkennen. Augen, Nase und Mund sind ausgelassen, und die Personen sind vage gehalten und anonym. Aber sie wirken trotzdem freundlich und vertraut. Das liegt daran, dass Park sie in vertrauten Umgebungen platziert: am Brunnen, auf dem Markt oder auf dem Feld. So erinnern sie uns an Menschen, die wir kennen, von früher oder auch von heute. Dadurch können sich die Menschen mit den Bildern identifizieren.

Unter den Bildern ist auch ein Portrait von Parks Sohn Park Seong-nam. Es zeigt ihn als kleinen Jungen von vier Jahren. Im Unterschied zu den anderen Bildern von Park Su-geun ist hier das Gesicht des Sohnes genau zu erkennen. Hinter dem Porträt steht eine besondere Geschichte. Der Sohn Park Seong-nam.

Als im Koreakrieg nach dem Eingreifen der Chinesen Seoul aufgegeben werden musste, flüchtete mein Vater als erster in den Süden. Wir trafen uns später im Hause meines Onkels auf dramatische Art und Weise wieder. Danach mussten wir umziehen und lebten als Untermieter in einem Zimmer bei einer anderen Familie. Damals malte mein Vater mich zum ersten Mal. Das war 1952, und es dauerte fünf Stunden. Draußen riefen mich meine Freunde zum Spielen, aber ich musste für meinen Vater posieren. Seinen durchdringenden Blick habe ich bis heute nicht vergessen. Mein Vater hatte wohl Angst, mich in den Kriegswirren noch einmal zu verlieren und nie wieder zu sehen, und malte daher auch meinen Gesichtsausdruck - damit er nie vergessen würde, wie ich aussehe. Das Bild ist so auch ein Portrait dieser Zeit.

Park Su-geun wurde 1914 in Yanggu in der Gangwon-Provinz geboren. Er war der Sohn eines Minenbesitzers. Da sein Vater bankrott ging, konnte Park nur die Grundschule besuchen. Sein Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck konnte das nicht bremsen. Der Kritiker Seo Seong-nok.

Normalerweise muss man, um Künstler zu werden, ein Studium an der Kunsthochschule absolvieren. Man braucht Erfahrung und Training, und das über einen langen Zeitraum. Park Su-geun hat sich das unter schwierigen Voraussetzungen selbst angeeignet und seinen ureigenen Stil entwickelt. Als Autodidakt alle Hürden zu überwinden und seine eigene Welt zu erschaffen, das ist nicht einfach. Die koreanische Kunstwelt kann stolz auf ihn sein.

1932, als Park Su-geun 18 Jahre alt war, wurde erstmals ein Werk von ihm bei der jährlichen landesweiten Kunstausstellung ausgezeichnet. Es handelte sich um des Gemälde "Der Frühling kommt". Danach widmete er sich in seinen Werken vor allem den einfachen Menschen, die er tagtäglich in seiner Nachbarschaft beobachten konnte. Diese Bilder sind im zweiten und dritten Stockwerk der Ausstellung zu sehen.



Park Su-geun malte vor allem Mädchen und Frauen. In der Kraft der Frauen, die stillschweigend die ihnen zugeschriebenen Aufgaben bewältigten, sah er Wärme und Hoffnung. Die Kuratorin Kim Na-jeong.

In dem Bild "Mädchen mit Kind" trägt ein zehnjähriges Mädchen sein kleines Geschwisterchen auf dem Rücken. Davon gibt es eine ganze Serie. Auch Park Su-geun hatte vier Söhne und zwei Töchter. Die älteste Tochter Park In-suk hat die jüngeren Kinder auf dem Rücken großgezogen. In dem Bild "Mädchen mit Kind" hat er also seine Tochter gemalt, stellvertretend für alle anderen Mädchen. Für das Bild "Ölhändler" stand der Nachbar von Park Su-geun Modell. Dieser war Analphabet, und Parks Frau half ihm oft, wenn er Texte schreiben oder lesen musste. Als Dank stand er für einige Bilder Modell. Dass es sich um einen tatsächlichen Nachbarn von Park handelte, gibt dem Bild eine ganz besondere Zugänglichkeit.

Parks Bilder tragen Titel wie "Markthändler", "Heimweg", "Alter Baum und Passant", "Frau und Mörser" oder "Kind am Rockzipfel der Mutter". Die Menschen darin lebten in schweren Zeiten, doch das ist ihnen nicht anzumerken. Park Su-geuns Sohn erklärt, warum das so ist.

Das Markenzeichen meines Vaters war sein positives Gemüt. Der Bruder meiner Mutter war zum Beispiel ein Taugenichts. Er stahl oft Reis von uns. Meine Mutter entschuldigte sich dann immer für ihren Bruder, aber mein Vater nahm es ihm nicht übel. Wenn jemand ein Werk von ihm einfach mitnahm, sah er das ebenfalls als Ehre, dass jemand sich für seine Kunst interessierte. Er sah in allem das Gute.

Park Su-geun war auch ein großer Romantiker. Dass in vielen seiner Bilder ein Waschplatz auftauchte, lag wohl daran, dass Park seine Frau Kim Bok-sun an einem Waschplatz kennengelernt hatte. Auch in der Ausstellung im Gana Insa Art Center sind zwei Bilder mit diesem Motiv ausgestellt. Eines davon erzielte bei einer Internetauktion im Mai 2007 mit 4,52 Milliarden Won oder gut 3 Millionen Euro den höchsten Preis, der je für ein Bild eines koreanischen Malers gezahlt wurde.

Im obersten Stockwerk der Ausstellung sind Werke von Park Su-geun versammelt, in denen das Motiv Baum die Hauptrolle spielt. Darunter ist auch seine bekannte Serie "Baum und Frau". Parks Bäume sind meistens kahl und strahlen Einsamkeit aus. Doch in dem Bild "Alter Baum und junger Baum" ist neben einem alten, kahlen Baum auch ein junger Baum mit Knospen zu sehen. Daran kann man erkennen, dass Park stets auch in der größten Verzweiflung einen Funken Hoffnung zu finden versuchte. So ist das positive Gemüt Parks, der auch in schweren Zeiten nie die Hoffnung verlor, ein wiederkehrendes Thema in seinen Bildern. Die Kuratorin Kim Na-jeong.

Parks Ehefrau Kim Bok-sun hat früher einmal die folgende Anekdote erzählt. An einem regnerischen Tag kam das Ehepaar auf dem Heimweg an drei Obsthändlern vorbei. Park Su-geun kaufte an jedem der drei Stände ein paar Früchte. Als sie ihn fragte, warum er nicht einfach alle an einem Stand kaufte, antwortete er, dass ihm dann die anderen beiden leid tun würden. Diese Warmherzigkeit des Malers zeigt sich auch in seinen Bildern und ist wohl der Grund, warum sie bis heute so geliebt werden.

Park Su-geuns Philosophie war es also, mit seinem Pinsel das Gute und Ehrliche in den Menschen auf die Leinwand zu bannen. In seinen Bildern leben die Geschichten aus vergangenen, schwereren Zeiten weiter, und seine Werke zeigen den starken Überlebenswillen der Koreaner. Das ist wohl der Grund, warum seine Bilder auch heute noch, 100 Jahre nach seiner Geburt, die Menschen begeistern.

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