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Kultur

Ungewöhnliche künstlerische Kollaborationen: ein neuer Trend in Korea

2014-02-11

In dem neuen Film "Miss Granny", zu Deutsch soviel wie "Fräulein Oma", geht es um eine grantige Witwe von über siebzig, die plötzlich wieder 27 Jahre alt ist. Die Vorpremiere des Films fand am 23. Januar statt - dank einer Kollaboration mit der koreanischen Band Rose Motel in Form eines Kinokonzerts. Der Filmkolumnist Kim Se-yun.



Es war eher ein Konzert als eine Vorpremiere. Die Schauspielerin Shim Eun-gyeong, die die Hauptrolle in dem Film spielt, sang gemeinsam mit der Rockband Rose Motel einige Lieder aus dem Soundtrack. Es war ein neues Experiment. Wenn man Werbung für einen Film macht, ist die Hilfe von Prominenten sehr wichtig. Die Band Rose Motel ist durch ihre Auftritte in Fernsehshows sehr bekannt, und es wurde erwartet, dass ihre Beliebtheit sich auch auf den Film übertragen würde. Auch Leute, die noch nichts von "Miss Granny" gehört hatten, konnten durch Rose Motel für den Film interessiert werden.

Der Song "Wenn du nach L.A. gehst" ist schon 36 Jahre alt. Doch seitdem er von Rose Motel für den Soundtrack neu aufgenommen wurde, kann auch die junge Generation mitsingen.



Der Song stammt aus dem Jahr 1978, aber die Coverversion von Rose Motel gab ihm einen modernen Touch. Den älteren Leuten war das Lied bereits bekannt, für die jüngere Generation ist es ein neuer Song ihrer Lieblingsband. So ist daraus ein generationsübergreifender Hit geworden.

Bislang wurde die Werbetrommel für neue Filme mit stargespickten Vorpremieren oder Kino- und Fernsehauftritten von Regisseur und Schauspielern gerührt. Die Macher von "Miss Granny" entschieden sich dagegen für die Kollaboration mit einer Rockband und der Organisation eines Kinokonzerts. Das ist nur ein Beispiel für die Zusammenarbeit von Künstlern aus verschiedenen Bereichen, wie sie in Korea zu einem neuen Trend geworden ist.

Am 28. Januar fand im Seoul Arts Center eine ungewöhnliche Performance statt, in deren Mittelpunkt die koreanische Tracht Hanbok stand. Um deren Schönheit hervorzuheben, wurde allerdings nicht das Format einer Modenschau gewählt, sondern ein Tanzstück. Frau Park Seon-ok ist die Managerin des Unternehmens Hanbok Art Yeobaek, welches für die Produktion der Show verantwortlich war.



In einer Modenschau kann man ein Kostüm nur für wenige Minuten zeigen. Das reicht nicht aus, um die Schönheit eines Hanboks angemessen zur Schau zu stellen. Mit westlicher Kleidung ist das möglich, weil sie eine feste Form hat. Aber nicht mit einem Hanbok, denn dieser kann viele Formen annehmen. Wenn er flach auf dem Boden liegt, ist er einfach nur ein Stück Stoff, aber wenn ein Mensch ihn trägt und sich darin bewegt, wird er zu einem wunderschönen Kleidungsstück. Das soll diese Show zeigen.

Bei der Performance arbeiteten Tänzer und die traditionelle koreanische Musikkapelle "The Gwangdae" zusammen. Es ging um ein kleines Mädchen, das alleine mit Hanbokstoffen spielte, bis sie auf eine Gruppe von Clowns traf. Diese zeigten ihr dann, was man mit den Stoffen so alles machen kann.

Die Clowns spielten zunächst für das Mädchen auf der Flöte. Dann holten sie Stoffe aus den roten, gelben, blauen und weißen Taschen, die sie mit sich trugen, und bald füllten in Hanbok gekleidete Tänzer die Bühne.

Die weichen Linien und edlen Farben der koreanischen Tracht wurden durch die eleganten Bewegungen der Tänzer noch betont.

Nachdem die Clowns und die Tänzer ihre Performance beendet hatten, war das Publikum an der Reihe.

Unter Anleitung der Clowns spielten die Zuschauer mit Hanbokstoffen, die zuvor verteilt wurden. Sie bedeckten ihre Gesichter mit den Stoffen, hielten sie in die Höhe und wedelten mit ihnen wie mit einer Fahne. Die Clowns mischten sich unter die Zuschauer und leiteten sie an.

Der Star dieser als Performance verkleideten Modenschau war die koreanische Tracht Hanbok. Um ihre Schönheit zur Geltung zu bringen, kamen unterschiedliche Genre wie Moderner Tanz, Videokunst und Perkussionsmusik zusammen. Den Reaktionen der Zuschauer nach zu urteilen ging dieses Rezept auf.

Es fühlte sich wie eine moderne Modenschau an. Ich studiere Modedesign, und diese Show brach mit den gängigen Stereotypen zur koreanischen Tracht. Gleichzeitig betonte sie aber auch den einzigartigen koreanischen Stil.



Am 17. Januar stellte der K-Pop-Star Rain seine neueste Single in der KBS-Musiksendung "Music Bank" vor. Der Song "La Song" brachte die Fans zum Kreischen.

Nur eine Woche später stellte Rain in der gleichen Sendung eine neue Version des Songs vor.

An diesem Tag kam Rain als schicker Dandy im 60er-Jahre-Anzug und mit zurückgegelten Haaren auf die Bühne.

Nach der ersten Strophe holte Rain seinen Kollegen Tae Jin-ah auf die Bühne, einen der Großmeister des koreanischen Schlagers Trot.

Mit einem Bandana-Tuch um den Kopf und einem Pelzmantel bekleidet betrat Tae Jin-ah die Bühne und sang den Rest des Songs gemeinsam mit seinem jüngeren Kollegen. Das Publikum war begeistert von der perfekt abgestimmten Show der beiden Superstars.

Nach der ersten Ausstrahlung verbreitete sich der Mitschnitt des gemeinsamen Auftritts des 32 Jahre alten Rain und seines doppelt so alten Sängerkollegen wie der Blitz im Netz. Doch die Kollaboration war nicht von vornherein geplant gewesen, wie uns der Kulturkritiker Kim Heon-sik erklärt.

Die gemeinsame Version von "La Song" von Rain und Tae Jin-ah geht auf ein Video zurück, das von einem Fan gemacht wurde. Er hatte Aufnahmen von verschiedenen Auftritten von Rain und Tae Jin-ah zusammengeschnitten und das Video ins Netz hochgeladen. Es verbreitete sich sehr schnell, und Rain und Tae Jin-ah übernahmen die Idee. Das Ganze war also gewissermaßen eine Kollaboration zwischen den Künstlern und einem Fan. Dass so etwas in einer landesweit ausgestrahlten Musiksendung gezeigt wurde, ist schon von Bedeutung.

Der Refrain von "La Song" erinnert stark an Tae Jin-ahs Stil. Aufgrund des positiven Echos auf die gemeinsam aufgenommene Version hat Rain sie sogar in sein neues Album aufgenommen. Mit dem Song hat Rain es nach vierjähriger Abwesenheit wieder ins Rampenlicht geschafft.

Zwei völlig unterschiedliche Musikstile wurden hier kombiniert und haben ein unerwartetes Ergebnis hervorgebracht. Es war etwas sehr Neues, einen K-Pop-Sänger und einen Vertreter des koreanischen Schlagers zusammen auf der Bühne zu sehen. Auch der Altersunterschied machte das Ganze interessant. Die Kollaboration war ein Überraschungshit. Keiner der beiden hatte eine solch überwältigende Reaktion der Öffentlichkeit erwartet.

Es gab auch früher schon Kollaborationen zwischen Vertretern verschiedener Musikrichtungen. In letzter Zeit arbeiten aber auch immer mehr Musiker aus unterschiedlichen Generationen zusammen, so wie Rain und Tae Jin-ah. Der Kulturkritiker Kim Heon-sik.

Bei der Zusammenarbeit von Vertretern unterschiedlicher Genre geht es um das Erzielen von synergetischen Effekten. 2013 und 2014 geht der Trend aber dahin, zusätzlich auch generationsübergreifend zu arbeiten. Der Balladensänger Shin Seung-hun신승훈 hat so zum Beispiel vor kurzem ein gemeinsames Album mit der Hip-Hop-Formation Dynamic Duo veröffentlicht. Mit solchen Kollaborationen zwischen älteren und jüngeren Musikern werden die stetig wandelnden Bedürfnisse der heutigen Musikfans befriedigt.

Auch "Hello", der Titelsong des 19. Albums von Koreas Rockgiganten Cho Yong-pil war so eine Kollaboration. An der ersten Veröffentlichung von Cho seit zehn Jahren wirkte auch der Rapper Verbal Jint mit. Der Song schlug sofort ein. Laut dem Kritiker Kim Heon-sik gibt es einen Grund für die jüngste Zunahme von Kollaborationen auf dem Musikmarkt.

Der K-Pop-Markt ist gesättigt. Er braucht neue Experimente und neue Kreationen, aber im Rahmen der herkömmlichen Kategorien ist das schwer. Daher schaffen Musiker durch die Zusammenarbeit mit anderen Musikern neue Formen. Dabei geht es in erster Linie nicht um das Zusammenführen verschiedener Musikinstrumente oder Genres. Es geht um die Zusammenarbeit von zwei Persönlichkeiten. Mit jedem Aufeinandertreffen von zwei Musikern wird etwas Neues geschaffen. Das hat einen sehr positiven Effekt, und ich sehe eine große Zukunft für solche musikalischen Kollaborationen.

Für das Publikum bieten unerwartete Kooperationen von Künstlern immer etwas Neues, für die Künstler ist es die Chance, sich genre- und generationsübergreifend über ihre Kunst auszutauschen. Dank der positiven Reaktionen auf die jüngsten Experimente darf man wohl darauf hoffen, in Korea in Zukunft mehr solcher ungewöhnlichen Kollaborationen zu sehen zu bekommen.

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