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Kultur

Die Gedenkstätte des Seodaemun-Gefängnisses

2014-03-11

Am 1. März fand in der Gedenkstätte des Seodaemun-Gefängnisses eine Veranstaltung zum 95. Jahrestag der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März statt. Gemeinsam riefen die Besucher an dem Tag den Schlachtruf der damaligen Unabhängigkeitskämpfer aus: "Hoch lebe Koreas Unabhängigkeit".

Das Seodaemun-Gefängnis ist ein Ort von großer historischer Bedeutung. Während der japanischen Kolonialherrschaft saßen hier unzählige koreanische Unabhängigkeitskämpfer ein. Aufgrund dieses geschichtlichen Hintergrundes finden jedes Jahr am 1. März viele Koreaner ihren Weg hierhin.



Als Koreaner fand ich es passend, an diesem bedeutsamen Tag hierher zu kommen. Es war sehr befreiend. Ich hoffe, dass wir weiter Fortschritte machen und in eine bessere Zukunft blicken.

Am 1. März 1919, vor 95 Jahren, wurde in Korea die Unabhängigkeit ausgerufen. Menschen im ganzen Land standen damals auf und protestierten gegen die Kolonialherrschaft der Japaner. Es war die größte Widerstandsbewegung in der rund 40-jährigen Kolonialzeit. Aus diesem Grund suchen vor allem im Monat März viele Koreaner die Gedenkstätte in der früheren Haftanstalt im Seouler Stadtteil Seodaemun auf, in der man die Geschichte der Unabhängigkeitsbewegung nachvollziehen kann.

Die Gedenkstätte des Gefängnisses Seodaemun befindet sich innerhalb des Unabhängigkeitsparks im westlichen Teil von Seoul. Während der Kolonialzeit saßen hier insgesamt 40.000 Unabhängigkeitskämpfer ein, 900 von ihnen ließen in dem Gefängnis ihr Leben. Errichtet wurde das Gefängnis durch die Japaner bereits im Jahr 1908, zwei Jahre vor der endgültigen Annexion Koreas. Herr Kim Tae-dong, Kurator der Gedenkstätte.

Das Seodaemun-Gefängnis wurde 1908 unter dem Namen "Gyeongseong-Gefängnis" gegründet. Bis 1923 wurde es dann stetig erweitert. 1908 konnte es 500 Häftlinge aufnehmen, 1923 3.000. 1936 wurde ein weiteres Gebäude für Untersuchungshäftlinge gebaut. An dem Modell kann man erkennen, wie groß das Gefängnis damals war. Es hatte 60 Gebäude und eine Fläche von gut zehn Hektar. Heute nimmt es nur noch ein Viertel von der damaligen Fläche ein.

Das Gefängnis liegt in der Nähe des Westtors der früheren Stadtmauer und an einer wichtigen Ausfallstraße der Hauptstadt. Dass die Japaner ausgerechnet hier ein Gefängnis errichteten, hatte einen besonderen Grund.

Die Gegend sah viel Waren- und Personenverkehr. Eigentlich bot sie sich also nicht wirklich für die Errichtung eines Gefängnisses an. Die Japaner wollten mit dieser Standortentscheidung ein Symbol für die Unterdrückung und den Terror der Kolonialherrschaft setzen und damit möglichst viele Menschen erreichen.



Vom Eingang der Gedenkstätte fällt der Blick zunächst auf einen zehn Meter hohen Wachturm. Von hier aus konnten die Wärter jede Bewegung der Häftlinge im Blick behalten. Die Ausstellung an sich beginnt in den ehemaligen Räumen des Wachdienstes. Auf drei Stockwerken können hier die Geschichte des Gefängnisses und der Unabhängigkeitsbewegung nachvollzogen werden.

Am Eingang zu der Ausstellung ist in großen Buchstaben der Schriftzug "80 Jahre für Freiheit und Frieden" zu lesen. Auf der gegenüberliegenden Seite kann man den Prozess vom Japanisch-Koreanischen Vertrag 1876 bis zur Annexion 1910 nachvollziehen. In einer Übereinkunft aus dem Jahr 1907 wurde Japan die Justizgewalt und die Aufsicht über die Haftanstalten in Korea übertragen. Daraufhin begann es mit den Bauarbeiten für das Gefängnis in Seodaemun.

Während der japanischen Kolonialherrschaft wurden in Korea insgesamt 28 Gefängnisse gebaut. Als erstes das Gefängnis in Seodaemun, und dann folgten weitere in den größten Städten der jeweiligen Provinzen. Normalerweise werden Gefängnisse eher in entlegenen Außenbezirken errichtet, weil man sie lieber versteckt. Die Japaner suchten sich jedoch extra die Städte mit den meisten Bewohnern aus, damit die Gefängnisse Symbolwirkung hatten. Daran kann man erkennen, dass sie das Seodaemun-Gefängnis bereits in Vorbereitung für die Kolonialherrschaft bauten.

Im 1. Obergeschoss geht es dann um die Geschichte der Unabhängigkeitsbewegung in den Jahren zwischen 1910 und 1945. Hier kann man auch viele der Menschen kennenlernen, die in diesen Jahren zu Unrecht in dem Gefängnis einsaßen.

Im ersten Raum geht es um die Kämpfer der Guerillaarmeen, die gegen die Japaner kämpften. Am Eingang sind die Namen der drei Anführer zu sehen, die als erstes im Seodaemun-Gefängnis starben, darunter die ihrer Mitkämpfer. Hier geht es um die Geschichte in den Jahren zwischen der Annexion 1910 und der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919. Die meisten Häftlinge, die hier im Gefängnis starben, gehörten den Guerillaarmeen an. Deswegen nehmen diese in der Ausstellung einen wichtigen Raum ein.

Der Weg zum zweiten Teil der Ausstellung im Obergeschoss führt durch einen Gedenkraum. Dessen Wände sind mit insgesamt 6.624 Seiten aus den Gefängnisakten von 5.500 Häftlingen beklebt. Die Bilder zeigen geschundene Gesichter mit geschwollenen Augen und geplatzten Lippen. Zeugnisse der grausamen Folterungen, denen die Häftlinge in dem Gefängnis ausgesetzt waren.

Über eine schmale und steile Treppe gelangen die Besucher ins Untergeschoss - dem früheren Schauplatz dieser Folterungen. Da das Gebäude unbeheizt ist, ist es unter der Erde auch im März noch empfindlich kalt. In der Ausstellung sind hier verschiedene Foltermethoden nachgestellt. Auch Verhörräume und Zellen für Neuankömmlinge kann man im Untergeschoss besichtigen. Durch die Nähe zu den Folterräumen war in ihnen jeder Laut von den Folterungen zu hören. So wurde psychologischer Druck auf neu angekommene Häftlinge und Gefangene im Verhör ausgeübt.



Zu den Foltermethoden gehörte auch ein senkrecht aufgestellter Sarg, in dem Gefangene eingesperrt wurden. Besucher können den Sarg betreten und so selbst erleben, wie sich das anfühlte.

Vom Gebäude des Wachdienstes aus gelangen die Besucher in das zentrale Gefängnisgebäude, wo die Zellenblöcke zehn, elf und zwölf besichtigt werden können.

Die Zellen hatten einfache Holzböden und waren unbeheizt. Auch Toiletten gab es nicht, lediglich ein Eimer stand zur Verfügung. Besonders schlimm waren die Einzelzellen im Block zwölf, in denen 24 Stunden am Tag völlige Dunkelheit herrschte. Verlassen durften die Häftlinge ihre Zellen nur zum Arbeiten. Dafür gingen sie in einen gesonderten Anbau.

Die Häftlinge fertigten hier Produkte für die Kolonialverwaltung an. Zehn Stunden am Tag mussten sie schwerste körperliche Arbeit leisten. Pause gab es kaum - gerade einmal dreißig Minuten zum Essen und 15 Minuten extra. Im Sommer, wenn die Tage lang waren und mehr geschafft werden konnte, noch nicht einmal das.

Als nächstes führt der Weg die Besucher zum Frauengefängnis. Hier saßen zahlreiche Frauen ein, die für die Unabhängigkeit Koreas kämpften - die bekannteste unter ihnen die Ikone Yu Gwan-sun. Das Frauengefängnis wurde 1918 eingerichtet und bis zu seinem Abriss im Jahr 1979 genutzt. Im Jahr 1990 entdeckte man Reste des ursprünglichen Gebäudes, und nachdem man 2009 den Grundrissplan sicherstellen konnte, wurde das Frauengefängnis wieder aufgebaut. Seit letztem Jahr ist es den Besuchern der Gedenkstätte zugänglich. Das Haus besteht aus acht Räumen, in denen man heute die Schicksale der früheren Insassen kennenlernen kann. In Videos werden die Geschichten von Unabhängigkeitskämpferinnen erzählt. Unter ihnen waren auch Frauen, die ihr Kind im Gefängnis zur Welt bringen mussten.

Furchteinflößend und grausam ist es. In den unterirdischen Räumen habe ich Gänsehaut bekommen. In dem Film sagt eine Zeitzeugin, sie wäre damals lieber gestorben als noch länger gefoltert zu werden. Da läuft es einem kalt den Rücken runter.

Wir haben es dem Kampf unserer Vorfahren zu verdanken, dass wir heute ein so gutes Leben haben. Das habe ich hier gelernt. Ich empfinde große Dankbarkeit und Rührung.


In der Gedenkstätte des Seodaemun-Gefängnisses wird einem deutlich bewusst, dass der Freiheit und dem Frieden, die die Südkoreaner heute weitestgehend genießen, dunkle Zeiten vorangegangen waren. Aus diesem Grund gibt es in Korea derzeit Bestrebungen, die Aufnahme des Gefängnisses in das UNESCO-Weltkulturerbe zu beantragen. So soll es sich von einem Symbol des koreanischen Kampfes um Unabhängigkeit zu einem Symbol für den weltweiten Kampf um Freiheit entwickeln.

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