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Kultur

Der Namdaemun-Markt wird 600 Jahre alt

2014-10-21

Koreas berühmter Namdaemun-Markt zelebrierte am 1. Oktober den 600. Jahrestag seines Bestehens mit einer großen Feier.

Der Namdaemun-Markt ist Koreas ältester traditioneller Markt und war der erste moderne Markt des Landes. Er ist immer noch der berühmteste Markt in Korea, obwohl die Leute heutzutage meist lieber in großen Supermärkten, Kaufhäusern und Einkaufsstraßen einkaufen. Am Namdaemun, dem südlichen Stadttor, bekommt man fast alles. Den Namdaemun-Markt gibt es seit 1414, als der damalige König Taejong an der Stelle eine Art Basar eröffnete, wo Kaufleute Verkaufsflächen für ihre Geschäfte vom Staat mieten konnten. Der Kulturkritiker Kim Heon-sik erzählt uns mehr über die Ursprünge des Marktes.

Der Namdaemun-Markt war damals das Zentrum kommerzieller Aktivitäten. Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Hanyang, dem heutigen Seoul, durch König Taejo, dem Begründer der Joseon-Dynastie, eröffnete König Taejong im Jahr 1414 den Sijeonhaengnang, eine Ansammlung von Verkaufsständen. Sie wurden von der Regierung an Kaufleute vermietet, und das war der Beginn des Namdaemun-Marktes. Zum Ende der Joseon-Dynastie gehörte er zusammen mit dem Wunjong-ga in Jongno und dem Ihyeon in Dongdaemun zu den drei größten Märkten Seouls.

Nach dem siebenjährigen Krieg mit Japan 1592-1598 und den Invasionen der Mandschurei 1636 hatten die Menschen in Joseon sehr wenig zu essen und wussten praktisch nicht, wovon sie leben sollten. In dieser Situation gingen sie zum Namdaemun, dem südlichen Stadttor, um das wenige, was sie hatten, zu verkaufen. Der Grund, warum sie sich ausgerechnet in dieser Gegend trafen, war einfach der, dass das Seonhyecheong, eine Art Steuerbehörde in der Joseon-Zeit, sich in der Nähe des Namdaemun befand. Das Seonhyecheong nahm die Steuern in Geld, Reis und Textilien entgegen, und so wurde es automatisch zum wichtigsten Umschlagplatz der Gegend. Die günstige Lage des Ortes trug weiter dazu bei, ihn zu einem der größten Märkte des Landes zu machen. Hier ist noch einmal der Kulturkritiker Kim Heon-sik:



Der geografische Vorteil des Namdaemun-Marktes war, dass er sich in der Nähe des Han-Flusses befand. Von den Flusshäfen wurden viele Fische und Meeresfrüchte geliefert sowie Waren aus den drei südlichen Provinzen – Chungcheong, Jeolla und Gyeongsang. Aus dem ganzen Land kamen Produkte zum Namdaemun-Markt und wurden von hier aus überallhin geliefert. So wurden zum Beispiel Meeresfrüchte und Salz vom Hafen in Mapo im Namdaemun-Markt an fahrende Händler verkauft, die die Sachen in der ganzen Stadt unter die Leute brachten. Der Chilpae-Markt, der ursprünglich außerhalb des südlichen Stadttores lag, wurde nach seiner Verlegung innerhalb der Stadtmauern im 19. Jahrhundert Teil des Namdaemun-Marktes.

Der Namdaemun-Markt erhielt seine Gestalt einer dauerhaften Einrichtung im Jahr 1897, als ein Markt namens Changnaejang innerhalb des Seonhyecheong-Komplexes eröffnet wurde.

Erst war der Markt nur eine Ansammlung provisorischer Verkaufsstände. Durch den Changnaejang, der 1897 im Lager des Seonhyecheong eröffnet wurde, konnten Waren sehr verschiedener Art angeliefert werden. Der historische Ort des Changnae-Marktes befindet sich vermutlich irgendwo zwischen den Gebäuden A und B des heutigen Namdaemun-Marktes. Damals gab es insgesamt 85 verschiedene Läden: drei Warenlager, 14 Reishändler, 36 Fischläden, 10 Krämer und 22 Läden für Tabakwaren. Zu anderen Zeiten wurden auch andere Waren verkauft.

Auf dem Markt war immer was los, er war rund um die Uhr geöffnet. Anfang des 20. Jahrhunderts, als Korea seine Häfen für das Ausland öffnete, brachten auch ausländische Händler ihre Waren zum Namdaemun-Markt und machten ihn so zu größten Markt in Hanyang.

Im 19. Jahrhundert wurde der Namdaemun-Markt der erste moderne dauerhafte Markt, der seine Stände nicht nur in den Morgenstunden öffnete. Im Jahr 1907 waren 50% der Kunden Koreaner, 30% Japaner und 20% Chinesen. Damals machte der Markt mehr als das 2,6-fache an Umsatz wie der zweitgrößte Markt der Stadt am östlichen Stadttor, dem Dongdaemun. Der Namdaemun-Markt war eindeutig die Nummer eins in Hanyang.

Nach der Eröffnung der Gyeongin-Bahnlinie zwischen Incheon und Noryangjin sowie, etwas später, der Gyeongbu- und der Gyeongeui-Bahnlinien wurde der Namdaemun-Markt zum landesweiten Umschlagplatz für Großhändler.

Die Eisenbahn spielte in der Entwicklung des Namdaemun-Marktes eine große Rolle. Der Seouler Hauptbahnhof und ein landesweites Schienennetz verschafften dem Markt einen strategischen Standortvorteil und machten ihn so zum kommerziellen Zentrum. Durch die Modernisierung Koreas wurden schneller Transport und kommerzielles Wachstum immer wichtiger, und der Namdaemun-Markt ließ seinen Konkurrenten in Dongdaemun sowohl in der Größe als auch im Handelsvolumen weit hinter sich.

Die vorteilhafte geografische Lage und der Fortschritt im Transportwesen machten aus dem Namdaemun-Markt das wichtigste Vertriebszentrum. Man sagt, dass man dort alles finden kann außer Katzenhörnern, und das bedeutet, dass alles, was in Korea wächst und hergestellt wurde, über diesen Markt ging. Der Präsident der Händlervereinigung des Namdaemun-Marktes, Herr Kim Jae-yong erzählt uns mehr dazu.



Früher wurden in Korea nicht so viele Waren hergestellt. Das meiste wurde aus dem Ausland importiert und es gab nicht sehr viele Orte, wo man diese Sachen verkaufen konnte. Aus diesem Grund ist der Namdaemun-Markt zum wahren Vertriebszentrum in Korea geworden. Ausländische Waren, die über den Hafen in Incheon eingeführt wurden, sowie Landwirtschaftsprodukte aus der Provinz Gangwon landeten in Namdaemun und wurden von hier weiter in andere Teile des Landes transportiert. Vom Namdaemun-Markt sind sogar Waren an die Kaufhäuser geliefert worden.

Im Gefolge des verheerenden Koreakriegs gelangten Sachen aus amerikanischen Militärlagern oder importierte Waren heimlich zum Namdaemun-Markt, was ihm den Spitznamen „Dokkaebi-Markt“ einbrachte. Hier ist noch einmal der Kulturkritiker Kim Heon-sik:

Zu der Zeit wurden nicht viele Dinge gehandelt, nur ein paar Luxusgüter und geschmuggelte Waren gab es im Namdaemun-Markt. Erst als bewaffnete amerikanische Truppen in Yongsan stationiert wurden, fanden sich geschmuggelte Gegenstände aus den Lagern des Militärs auf dem Namdaemun-Markt. Daher nannte man ihn „Yankee-Markt“ oder „Dokkaebi-Markt“. Der zweite Spottname bezieht sich darauf, dass man dort alles finden konnte, wie in der Zaubertüte eines Kobolds, oder weil die ausländischen Waren auf dem Markt so blitzschnell verschwinden konnten wie ein Dokkaebi oder Kobold im Sonnenlicht, immer wenn die Polizei diese illegalen Händler hochnehmen wollte.

Leider hat der 600 Jahre alte Namdaemun-Markt in letzter Zeit viele seiner Kunden an die Kaufhäuser in der Umgebung verloren, weil es hier keine Parkplätze oder moderne Einrichtungen gibt. Trotzdem bewahrt er immer noch viel von seinem eigentümlichen Charme und hat immer noch viele treue Fans.

(Frau 1) Es gibt nichts, was man hier nicht kriegen kann, und das richtig billig. Es gibt viel zu sehen und es macht Spaß, sich umzusehen. Es ist schon einige Jahrzehnte her, dass ich das letzte Mal hier war. Fast jeder in Seoul kommt hierher.
(Frau 2) Der Namdaemun-Markt ist sehr traditionell. Er ist der älteste Markt in Korea.
(Frau 3) Es macht Spaß, sich hier umzugucken. Ist das nicht toll, dass man hier fast alles finden kann? Ich mag das, traditionelle Märkte und alles an einem Ort.


Der Markt umfasst 66.000 Quadratmeter und beherbergt ungefähr 12.000 Geschäfte, die Waren aller Art anbieten, darunter Kameras, Brillen, Bettwäsche, Outdoor-Equipment, Militärausrüstung, Kinderbekleidung, importierte Waren, Uhren, Accessoires und Tafelgeschirr. Insgesamt werden hier 17.000 verschiedene Dinge angeboten. Etwa 50.000 Händler leben von dem Markt, der täglich von 350.000-400.000 Menschen besucht wird. Dazu kommen einige zehntausend ausländische Touristen, die es jeden Tag hierher verschlägt. So gibt es keinen Tag, an dem der Namdaemun-Markt nicht vollgestopft ist mit Menschen, die hier herumschlendern. Hier ist noch einmal Kim Jae-yong, der Präsident der Händlervereinigung:



Zum einen gibt es im Markt viele Dinge, die Ausländer mögen. Japanische Touristen kauften früher gern getrocknete Seetangblätter, Ginseng und Lederartikel. In letzter Zeit haben chinesische Kunden die Japaner abgelöst, und deren beliebtestes Produkt ist roter Ginseng. Der Namdaemun-Markt ist für Accessoires und Kinderbekleidung weltbekannt, daher kommen viele Kunden aus dem Ausland.

Mit seiner großen Anziehungskraft auf Kunden aus dem In- und Ausland stellt der Namdaemun-Markt einen Gradmesser für die gegenwärtige ökonomische Situation dar. Herr Lee Jae-ho von der marktwirtschaftlichen Abteilung der Behörde in Jung-gu erklärt uns mehr darüber.

Der Namdaemun-Markt ist seit langem ein Markt für Großhändler, der sich mehr auf den landesweiten Vertrieb konzentriert und weniger auf Einzelkundschaft ausgerichtet ist. Wenn dieser Markt also ökonomisch schwächelt, ist das ein Zeichen dafür, dass es dem landesweiten Handelsnetz genauso ergeht. Der Namdaemun-Markt ist das nationale Konjunkturbarometer, und das zeichnet die Wichtigkeit und den Status des Marktes aus.
Während der Rest der Welt noch schläft, sind die Straßen um den Namdaemun-Markt voller Busse und Lastwagen mit Kaufleuten aus dem ganzen Land. Die hektische Betriebsamkeit in den frühen Morgenstunden auf dem Markt unterstreicht seinen Ruf als Koreas Vertriebszentrum Nummer eins. Obwohl der Markt auf den Großhandel spezialisiert ist, können auch Einzelkunden hier zu günstigen Preisen einkaufen. Dabei ist das Feilschen zwischen Händlern und Kunden üblich. Am Ende kommt man zu einem Kompromiss, der beide Seiten zufriedenstellt. Diese Feilscherei macht das Einkaufen auf dem Namdaemun-Markt für viele zum Erlebnis.

(Frau) Ich habe Strumpfhosen für meine Tochter, Hosen für meinen Sohn und ein paar Socken gekauft. Ich habe nicht einmal 50 Dollar für all das ausgegeben. Woanders findet man keine derartig große Auswahl. Hier ist nicht die Qualität billig, nur die Preise. Ich kaufe hier etwa einmal pro Monat ein. Es gibt oft neue Sachen und ich komme immer wegen der großen Auswahl.

Eine große Einkaufstasche voller Kinderbekleidung für weniger als 50 Dollar. Das ist deshalb möglich, weil die Kleidergeschäfte auf dem Namdaemun-Markt ihre Kleidung selbst entwerfen und herstellen. Sie machen 90% des gesamten Marktes für Kinderbekleidung in Korea aus. Kein Wunder, dass die Händler für Kinderbekleidung hier alle so stolz auf ihre Geschäfte sind. Ebenso muss man einmal die Einkaufsstraße für Accessoires gesehen haben. Die Accessoires vom Namdaemun sind im Ausland so beliebt, dass die meisten Produkte in den Export gehen. Auf dem Markt bekommt man auch Material, womit man seine eigenen Schmuckstücke basteln kann. Der Accessoires-Händler Herr Kim Kwang-seok erzählt uns mehr darüber.

Wir exportieren gut konzipierte, auffällige Accessoires von hoher Qualität. Unsere Accessoires sind in Modenschauen auf der ganzen Welt zu sehen. Ich verkaufe die Dinger billiger als normal, zum Großhändlerpreis, wegen der 600-Jahr-Feier und als Werbung für den Namdaemun-Markt.

Der Namdaemun-Markt ist auch für seine zahlreichen Imbissstände und Straßenrestaurants bekannt. Kleine Pfannkuchen gefüllt mit einer süßen Nusscreme oder mit einer vegetarischen Füllung und frittiertes Gemüse locken die Passanten mit ihren unwiderstehlichen Düften. Der Markt ist ein Paradies nicht nur für Shopper, sondern auch für kulinarische Genießer.

Der Namdaemun-Markt hat 600 Jahre lang Kriege, Krisen und Brände überlebt, aber seine größte Herausforderung steht ihm jetzt in der Konkurrenz mit den großen Einkaufsketten bevor. Der größte und älteste traditionelle Markt Seouls macht jedenfalls unzählige preisbewusste Kunden mit seinen preiswerten, aber hochwertigen Produkten glücklich.

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