König Yeongjo war von allen Joseon-Königen derjenige, der am ältesten wurde, nämlich 81 Jahre, wovon er 52 Jahre lang den Thron innehatte. Nachdem seine erste Gemahlin gestorben war, heiratete er mit 64 Jahren erneut. Die Braut und künftige Königin Jeongsun war gerade einmal 14 Jahre alt.
Trotz ihres jungen Alters muss Königin Jeongsun eine sehr intelligente Person gewesen sein. Die Testfrage die der König an die Kandidatinnen richtete, die für ihn als Gemahlin in Frage kamen, lautete: Welches ist der höchste Hügel? Und die Antwort Jeongsuns lautete: der Gerstenhügel. Der Begriff, heute nur noch wenigen Koreanern bekannt, bezieht sich auf die Zeit, in der die Vorräte für den Winter bereits aufgebracht, die Gerste des neuen Jahres aber noch grün und weit von der Ernte entfernt ist, eine Zeit des Hungers, in der die notleidende Bevölkerung oft Graswurzeln oder Baumrinde essen musste. Jeongsun wusste also sehr wohl um das Leid des einfachen Volkes und diese Weisheit verdankte sie es wohl, dass der König sie zu seiner Gemahlin machte.

Ongheya war ursprünglich ein Lied, das man in der Region Gyeongsang sang, wenn die Gerste gedroschen wurde. Heute wird diese Arbeit von Maschinen erledigt, doch früher musste man eine ganze Menge Körperkraft aufbringen, um den Dreschflegel zu schwingen und damit die Getreidekörner aus den im Hofe zum Trocknen ausgebreiteten Ähren zu schlagen. Der Gesang half den Dreschern, ihre Bewegungen zu koordinieren und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden, was die schwere Arbeit erleichterte. Bei diesem Lied handelte es sich ursprünglich um einen sehr langsamen Gesang, der am Ende jeder Strophe refrainartig mit dem Ausruf Ongheya endete. Doch wurde das Lied im Laufe der Zeit auch von ausgebildeten Sängern ins Repertoire genommen, was dazu führte, dass sich das Tempo beschleunigte und schließlich ein sehr schwungvolles Volkslied daraus entstand. So ist die Melodie auch heute noch beliebt und wird auch von jüngeren Musikensembles geren als Vorlage für Bearbeitungen verwendet.

Die Gerste keimt im Spätherbst und wird im Frühjahr geerntet. Früher machten die Kinder, wenn die Gerste heranreifte, aus den Getreidehalmen kleine Pfeifen und bliesen darauf. Auch wurden die Getreidespitzen abgepflückt, am Feuer geröstet und dann verzehrt.
Ein berühmtes Werk des Dichters Han Ha-un trägt den Titel Gerstenpfeife.

Ich blase auf der Gerstenpfeife
und sehne mich nach dem Frühlingshügel.
Nach der Heimat.
Pirinilliri!

Ich blase auf der Gerstenpfeife
und sehne mich nach den grünen Bergen mit den Blumen.
Nach der Kindheit.
Pirinilliri!

Musik1. „Ongheya“, gespielt von Saltacello 옹헤야 / 살타첼로의 연주
2. Gerstendrescherlied von der Insel Jeju, gesungen von Kim Ju-ok und anderen타작소리 / 소리: 김주옥 외
3. „Gerstenpfeife“, gespielt von Byeolmaru 보리피리 / 별마루 연주