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Geschichte

Seo Jae-pil: Vorreiter im koreanischen Unabhängigkeitskampf

2011-11-18

<b>Seo Jae-pil</b>: Vorreiter im koreanischen Unabhängigkeitskampf
Aufklärung in Joseon durch die Presse

Ende des 19. Jahrhunderts, als das Wort Zeitung in Joseon noch ein Fremdwort war, veröffentlichte ein Mann namens Seo Jae-pil im Alleingang die erste private Zeitung in koreanischer Schrift: die Dongnip Sinmun, auf Deutsch „Unabhängigkeitszeitung“. Mit dem Blatt wollte er das Volk aufklären und den Patriotismus fördern, und mit der Veröffentlichung leistete Seo einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung und dem Unabhängigkeitskampf in Korea.

Vom Gapsin-Putsch zu Philip Jaisohn

Seo Jae-pil war aber nicht nur Herausgeber, sondern auch Vorreiter in Sachen Reformen, Revolutionär, Unabhängigkeitskämpfer und Arzt. Geboren wurde er am 7. Januar 1864 in Boseong im äußersten Süden der koreanischen Halbinsel. Mit ungefähr sieben Jahren kam er nach Seoul und lebte von da an im Hause seines Onkels, dem Minister Kim Seong-geun. Hier bereitete er sich auf die staatliche Beamtenprüfung vor, die er mit nur 18 Jahren bestand.

Während der Zeit bei seinem Onkel lernte Seo Kim Ok-gyun und Pak Yeong-hyo kennen, zwei führende Reformer in Joseon. Auf Anraten von Kim Ok-kyun schlug Seo nach Bestehen der Prüfung nicht die übliche Beamtenkarriere ein, sondern ging 1883 an eine Militärakademie in Japan. Nach acht Monaten moderner militärischer Grundausbildung kehrte er nach Korea zurück und schlug dem König die Gründung einer Offiziersakademie vor. Der Vorschlag scheiterte am Widerstand der konservativen Faktion am Hofe.

1884 war Seo dann entscheidend am sogenannten Gapsin-Putsch beteiligt, der auf Reformen und die Errichtung eines modernen, souveränen Staates abzielte. Doch der Putsch wurde in nur drei Tagen niedergeschlagen. Seo Jae-pil musste das Land verlassen und ging zunächst nach Japan, von wo aus er 1885 nach Amerika ausreiste. Ein Jahr lang hieß es tagsüber arbeiten und nachts Englisch lernen, bis er wieder mit dem Studium beginnen konnte. 1893 schloss er das Medizinstudium an der heutigen George-Washington-Universität ab und wurde anschließend als Arzt zugelassen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits amerikanischer Staatsbürger: 1890 war er als erster Koreaner in der Geschichte der USA eingebürgert worden und hatte den Namen Philip Jaisohn angenommen.

In Joseon waren währenddessen die Kabo-Reformen in vollem Gange, und den Anführern des Gapsin-Putsches wurde Amnestie gewährt. Seos ehemaliger Mitstreiter Pak Yeong-hyo war in die Regierung aufgestiegen und rief Seo zurück in die Heimat. So kehrte Seo Jae-pil 1895 nach 10 Jahren im Exil nach Korea zurück.

Die Macht dem Volke

Nach seiner Rückkehr wurde Seo Berater der Regierung. Nach dem Scheitern des Gapsin-Putsches hatte er sich von gewaltsam übergestülpten Veränderungen verabschiedet und propagierte nun Reformen von unten. Dafür war die Aufklärung des Volkes oberste Priorität.

So gab Seo Jae-pil am 7. April 1896 die erste Ausgabe der „Dongnip Sinmun“ heraus. Mit der Publikation wollte er die Öffentlichkeit über die Aktivitäten der Regierung und der ausländischen Großmächte in Joseon informieren. Zu dieser Zeit hatte sich die Einmischung des Auslandes, insbesondere Japans, bereits massiv verstärkt. Seos Zeitung forderte ein souveränes Joseon und demokratische Rechte für das Volk. Nicht die Untertanen einer feudalen Gesellschaft, sondern die Bürger eines modernen Staates waren die idealen Leser der Zeitung.

Auch anderweitig engagierte sich Seo für die Unabhängigkeit Joseons. Im Juli 1896 gründete er den Unabhängigkeitsclub, und im November 1897 sammelte er Geld, mit dem in Seoul das Unabhängigkeitstor errichtet wurde, das auch heute noch steht.

Doch durch seine Aktivitäten war Seo Jae-pil den konservativen Kräften und den ausländischen Großmächten ein Dorn im Auge. 1898 musste er das Land erneut verlassen, und es ging wieder nach Amerika.

Unabhängigkeitskampf im Exil

Auch von dort aus kämpfte Seo Jae-pil jedoch weiter für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes. Nach der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919 gründete er beispielsweise in Philadelphia ein koreanisches Pressebüro, mit dem er die Welt über den Kampf Joseons informierte. Vom 14. bis 16. April des gleichen Jahres organisierte er in Amerika eine Versammlung von Koreanern, bei der der japanische Imperialismus in Korea öffentlich verurteilt wurde. In der 1919 gegründeten Koreanischen Provisorischen Regierung war er für die Kontakte zu den USA zuständig, und nicht zuletzt versammelte er Amerikaner, die den Unabhängigkeitskampf Koreas unterstützten, um sich und gründete den „Verband der Freunde Koreas“.

Mit all diesen Aktivitäten empfahl er sich nach der Befreiung Koreas 1945 natürlich für die Arbeit in der Übergangsregierung. Mit dem Segen der Amerikaner kehrte Seo nach Korea zurück und half beim Aufbau des Landes. Doch die Teilung der Halbinsel, die sich immer mehr vertiefte, und die politischen Turbulenzen frustrierten ihn derart, dass er nach wenigen Jahren nach Amerika zurückkehrte und dort am 5. Januar 1951 verstarb. 2008 wurde nahe der koreanischen Botschaft in der amerikanischen Hauptstadt Washington ihm zu Ehren eine Statue errichtet, die noch heute an seine Verdienste für die koreanische Unabhängigkeit und den Fortschritt des Landes erinnert.

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