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Geschichte

Im Bang-ul: der größte Pansori-Sänger des 20. Jahrhunderts

2011-12-15

<b>Im Bang-ul</b>: der größte Pansori-Sänger des 20. Jahrhunderts
Ein unbekanntes Lied machte ihn berühmt

Das Stück „Ssukdaemeori“ aus der bekannten koreanischen Pansori-Oper „Chunhyangga“ war lange nur etwas für Experten. Es gab wenige, die es kannten, und noch weniger, die es zu singen vermochten. Das Lied beschreibt, wie die Heldin Chunhyang von dem neuen Gouverneur in ihrem Ort dafür bestraft wird, dass sie nicht das Bett mit ihm teilen will, und im Kerker bittere Tränen vergießt. Im Verlauf der Japanischen Kolonialzeit erlebte dieses unbekannte Lied jedoch einen Aufschwung: kaum ein Pansori-Sänger führte die Oper „Chunhyangga“ noch ohne diesen Abschnitt auf, und Schallplattenaufnahmen trösteten unzählige Koreaner in diesen trostlosen Zeiten. Grund für die Wendung war die Tatsache, dass ein Sänger namens Im Bang-ul sich des Liedes angenommen hatte.


Ein geborener Sänger geht seinen Weg

Im Bang-ul wurde am 20. April 1905 unter dem Namen Im Seung-geun in Gwangsan im Südwesten des Landes geboren. Es gibt verschiedene Theorien, warum sein Name in Bangul geändert wurde, was auf Koreanisch „Glöckchen“ bedeutet. Die einen sagen, es sei ein Spitzname aus der Kindheit, die anderen, dass er ihn von einem Pansori-Meister erhalten habe, der seine Gesangskünste lobte. Doch eines steht fest: so ungewöhnlich wie sein Name war auch sein familiärer Hintergrund.

Sein Onkel war Kim Chang-hwan, der zu den fünf größten Pansori-Künstlern der letzten Tage des Joseon-Reiches zählte. Von Kindesbeinen an übte Im Bang-ul daher gemeinsam mit seinen Cousins, die ebenfalls bekannte Sänger werden sollten, die Pansori-Kunst. Mit 12 Jahren wurde er Mitglied der Kompanie des Sängers Park Jae-sil, der einer Pansori-Schule namens Seopyeonje angehörte. Dort wurde er drei Jahre ausgebildet und lernte die beiden Opern „Chunhyangga“ und „Heungboga“. Zwei Jahre später lernte er bei einem Meister der Dongpyeonje-Schule, die für ihren tief aus der Bauchgrube hervorgebrachten kräftigen Gesang bekannt ist. Doch mit 17 Jahren ereilte ihn das Schicksal aller jungen Sänger: durch den Stimmbruch veränderte sich seine Stimme, und er musste das Singen wieder von Neuem erlernen. So zog Im Bang-ul sich zurück und arbeitete alleine daran, seine Stimme wiederzufinden.


Die einsame Suche nach der eigenen Stimme

Im Pansori kennt man zwei Methoden, mit denen Sänger ihre Stimme trainieren können. Bei der einen übt man vor einem Wasserfall und muss lernen, mit seinem Gesang das Rauschen des fallenden Wassers zu übertönen. Bei der anderen singt man in einer von allen Umgebungsgeräuschen abgedichteten Erdhöhle und korrigiert seinen Gesang mit Hilfe des Echos. Im Bang-ul wählte die letztere Variante, begab sich in das Jiri-Gebirge und grub dort eine Erdhöhle. In dieser sang er all die Werke, die er von seinen Lehrern beigebracht bekommen hatte, und versuchte, seinen ganz eigenen Stil zu finden.

Durch unermüdliches Üben bis an die Grenzen seiner körperlichen Möglichkeiten kam er schließlich ans Ziel, und der unvergleichliche Stil des Im Bang-ul war geboren. Er zeichnete sich durch eine traurige Stimmung, einen rauen Gesang, der an trostloses Weinen erinnerte, einen vulgären Humor und bodenständigen Dialekt aus.


Ein volksnaher Pansori-Star

1929, im Alter von 24 Jahren, war Im Bang-ul wieder soweit sich der Welt zu stellen, und trat in Seoul bei einem Wettbewerb von Meistersängern aus allen Teilen des Landes auf. In einem einfachen Gewand, von kleiner und kräftiger Statur, mit einem leicht vernarbten und nicht besonders attraktiven Gesicht machte Im auf der Bühne zunächst einmal keinen besonderen Eindruck. Doch sobald er den Mund aufmachte und begann, das Lied „Ssukdaemeori“ zu singen, war die Stimmung wie verwandelt. Die Trauer der Chunhyang rührte das Publikum zu Tränen, und nicht wenige dürften auch an ihr eigenes Leid in den damaligen schweren Zeiten gedacht haben.

Mit diesem Auftritt wurde Im Bang-ul über Nacht als ein Sänger des Volkes bekannt. Schon bald schloss er exklusive Verträge mit großen Plattenlabeln wie Columbia und Victor ab und erreichte Verkaufszahlen von bis zu 1,2 Millionen verkauften Platten, was auch heute noch eine beeindruckende Zahl ist. Auch in Japan oder der Mandschurei kannten Flüchtlinge und Unabhängigkeitskämpfer seine Lieder und sangen sie nach.

Bis zu der Verschlechterung seiner Gesundheit und dem daraus folgenden Tod im Jahr 1961 war Im Bang-ul aktiv und einer der größten Pansori-Sänger des Landes. Doch materiell hatte er nicht viel vom Ruhm: all das Geld, das er verdiente, spendete er, sodass er seiner Familie nichts hinterließ. Er hatte auch keine Schüler, an die er sein Können weitergeben konnte. Im Bang-ul war das Heute wichtiger als das Morgen, und so sang er lieber auf einem Marktplatz oder an einem Fluss für sein Publikum, als sich um die Ausbildung von eigenen Schülern zu kümmern. Diese Hingabe belohnten die Menschen auf ihre eigene Art und Weise. Im hatte nie die Ehre, am Hof zu singen, und wurde auch nie mit dem Respekt behandelt, der ihm als immaterielles Kulturerbe eigentlich zustand. Doch er wird bis heute Gukchang genannt: Sänger der Nation.

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