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Geschichte

Han Ho: ein großer Kalligraph der Joseon-Ära

2012-01-05

<b>Han Ho</b>: ein großer Kalligraph der Joseon-Ära
Reiskuchen und eine alte Geschichte

In Korea werden die Menschen mit dem Jahreswechsel alle gleichzeitig ein Jahr älter. Statt der Frage, wie alt man denn nun sei, wurde früher oft gefragt, wie viele Schüsseln Tteokguk, also Reiskuchensuppe, man denn nun schon gegessen hätte. Diese Frage rührte daher, dass hier traditionell am ersten Tag des Jahres eine Suppe mit Reiskuchen gegessen wird. Für diese Suppe werde lange, weiße Reiskuchenstangen, die ein langes Leben symbolisieren sollen, in Scheiben geschnitten. Früher hat man diese Stangen noch zuhause selber hergestellt, und wenn der Jahreswechsel näherrückte, wurden überall im Land die Reiskuchen in Scheiben geschnitten. Dabe wurde den Kindern eine alte Geschichte erzählt: die von Hak Seok-bong und seiner Mutter.


Hak Seok-bong und seine Mutter

Eines Tages kam Han Seok-bong von seinem Lehrer, bei dem der die chinesischen Schriftzeichen lernte, nach Hause. Er sagte zu seiner Mutter, dass er nun alles wüsste und nichts mehr zu lernen hätte. Die Mutter, die als Reiskuchenverkäuferin arbeitete, sagte nichts dazu und machte nur die Kerze aus. Sie trug ihrem Sohn auf, in der Dunkelheit einen Spruch niederzuschreiben, während sie selbst weiter die Reiskuchen schnitt. Als sie die Kerze wieder anzündete, waren ihre Reiskuchenscheiben perfekt und gleichmäßig, die Schriftzeichen ihres Sohnes jedoch krumm und schief. Han Seokbong nahm sich dies zu Herzen, strengte sich an und wurde schließlich zu einem der größten Kalligraphen der mittleren Joseon-Ära: Han Ho.


Ein geborener Kalligraph, aber ein steiniger Weg.

Bekannt ist der Kalligraph heute als Han Seok-bong oder Han Ho, doch dies waren Künstlernamen. Geboren wurde er 1543 unter dem Namen Han Gyeong-hong in eine arme Familie in Songdo, dem heutigen Gaeseong, hinein. Bei seiner Geburt sagte ein Wahrsager vorher, dass er es in der Hauptstadt zu großem Ruhm schaffen würde. Doch trotzdem lag vor ihm zunächst ein steiniger Weg. Als er drei Jahre alt war, starb sein Vater, und mit zehn Jahren verlor er auch seinen Großvater, der ihm das Schreiben beigebracht hatte. Seine Mutter, eine Reiskuchenverkäuferin, musste ihn daher alleine aufziehen. Da das Geld in der Familie nicht ausreichte, um Papier zu kaufen, schrieb Han Ho mit Wasser auf Tontöpfe, trockene Blätter und Steine. Als die Menschen im Umfeld seine Künste lobten, schickte seine Mutter ihn trotz der schwierigen Umstände schließlich zu dem großen Kalligraphen Sin Hui-nam, der in der Nähe lebte. Bei ihm lernte Han Ho zehn Jahre lang das Schreiben der chinesischen Zeichen.

Mit 24 Jahren, im Jahr 1567, bestand Han Ho die erste Beamtenprüfung. Aufgrund seiner hervorragenden Fähigkeiten im Bereich der Kalligraphie wurde er auf einen Posten berufen, auf dem er für das Verfassen von diplomatischen Dokumenten und königlichen Erlassen zuständig war. Dort machte er sich im Laufe der Jahre einen Namen als Kalligraph.


Auf dem Weg zur Berühmtheit

Zu Beginn lernte er die Zeichen nach dem Vorbild des chinesischen Malers und Kalligraphen Zhang Mengfu, doch dann entdeckte er für sich die Werke des Wang Xizhi. Er lernte schnell und in kurzer Zeit, und schließlich ging er über das reine Nachahmen der chinesichen Vorbilder hinaus. Er entwickelte seinen eigenen Stil, der durch kräftige Pinselstriche und eine klare Gliederung gekennzeichnet war und Seokbong-Stil genannt wird.

Zwischen 1572 und 1601 reiste er insgesamt fünf Mal in diplomatischer Mission nach China, wo er von berühmten chinesischen Gelehrten in höchsten Tönen gelobt wurde. „Seine Schrift erinnert an einen Löwen, der an Felsen kratzt, oder an ein durstiges Pferd, das in Richtung einer Quelle rennt. Er steht auf einer Stufe mit Wang Xizhi und Yan Zhenqing.“ Doch der größte Bewunderer von Han Hos Schreibkunst war kein geringerer als der König Joseons, Seonjo. Für ihn waren die Werke von Han Ho an Größe und Kraft kaum zu übertreffen.

1583 beauftragte Seonjo den Kalligraphen damit, das sogenannte Cheonjamun, ein Lehrwerk für Kinder mit den wichtigsten eintausend Schriftzeichen, zu schreiben. Das daraus entstandene Buch wurde 1601 im ganzen Land verteilt, und damit erlangte der Schreibstil des Kalligraphen große Bekanntheit. Wer eine Originalkalligraphie von Han Ho besaß, bewahrte sie wie einen kostbaren Schatz, und auch der Adel und die Königsfamilie verzierte Paravente oder Tische mit seinen Zeichen und erfreute sich an ihnen.


Er hinterließ der Welt nur seine Schriftzeichen

Han Ho verbrachte die meiste Zeit seiner Beamtenlaufbahn als Kalligraph des Königs, doch er hatte zwischendurch auch andere Posten inne. Als er 1605 starb, hatte er jedoch trotz der Tatsache, dass er lange Zeit in nächster Nähe des Königs gedient hat, keinerlei Vermögen angehäuft. So konnte an seinem Grab noch nicht einmal ein Grabstein ihm zu Ehren aufgestellt werden, und das Grab wurde erst 2010 nach langer Suche wiederentdeckt. Die einzigen Spuren, die Han Ho der Nachwelt hinterließ, waren die vielen Kalligraphien aus seiner Feder, die auch heute noch im ganzen Land zu finden sind. Doch irgendwie ist das für den größten Kalligraphen Joseons, der sein ganzes Leben dem Schreiben widmete, auch wieder ganz passend.


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