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Geschichte

Yi Gwang-su: Ein früher Vertreter des „Praktischen Lernens“

2012-09-27

<b>Yi Gwang-su</b>: Ein früher Vertreter des „Praktischen Lernens“
Koreas erste Enzyklopädie

Enzyklopädien mit ihren ausführlichen und verlässlichen Informationen zu Wissenschaft, Natur und den Errungenschaften der Menschheit haben eine lange Geschichte. Das älteste Werk dieser Art im Westen ist die „Naturalis Historiae“ des römischen Gelehrten Pliny, in China gilt ein Buch aus der Song-Dynastie zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert als die erste Enzyklopädie. In Korea fällt diese Rolle einem Werk namens „Jibung yuseol“ zu, das 1614 von dem Beamten und Gelehrten Yi Su-gwang geschrieben wurde.

Eine klassische Elitelaufbahn

Yi Su-gwang wurde 1563 in Jangdan in der Gyeonggi-Provinz geboren. Sein Vater Yi Hee-geom, ein Angehöriger der Königsfamilie und ein hochrangiger Beamter, war zu dem Zeitpunkt dort stationiert. Yi Su-gwang wurde also in eine Familie von bestem Stande hineingeboren, aber seinen späteren Ruhm hatte er alleine seinen Fähigkeiten zu verdanken.

Schon von Kindheit an galt er als hochintelligent. Die erste Stufe der Beamtenprüfungen bestand er bereits mit 16 Jahren, mit 23 absolvierte er die höchste Stufe. Sein Aufstieg innerhalb der Verwaltung des Reiches verlief ähnlich schnell. Zunächst arbeitete er in dem Amt, das für die Verschriftlichung der Worte und Befehle des Königs zuständig war. Danach diente er an der höchsten Bildungsinstitution Seonggyungwan und dem für die Gesamtaufsicht über die Regierungsangelegenheiten verantwortlichen Saganwon. Mit 28 hatte er seine sprachlichen und kalligraphischen Fähigkeiten so perfektioniert, dass er schließlich mit dem Verfassen von königlichen Dekreten betraut wurde.

Während seiner Zeit als Regierungsbeamter reiste er auch drei Mal als Gesandter ins China der Ming-Dynastie. Dies zeigt, wieviel Respekt und Anerkennung Yi zu seiner Zeit genoss. Er lebte in einer Ära, die von den japanischen und mandschurischen Invasionen und innenpolitisch unruhigen Zeiten geprägt war. Unter dem König Gwanghaegun kam Anfang des 17. Jahrhunderts zu erbitterten Flügelkämpfen am Hof, während der darauf folgende König Injo 1624 einen Rebellenaufstand unter Führung des Generals Yi Gwal niederschlagen musste. Yi Su-gwang schaffte es, in all diesem politischen Tumult ehrlich, loyal und vernünftig zu bleiben.

Erschließung von neuen Wissensbereichen

Trotzdem erinnert man sich heute an Yi nicht so sehr als Regierungsbeamten, sondern vielmehr als Gelehrten. Um das zu verstehen, muss man in das Jahr 1613, das fünfte Jahr unter König Gwanghaegun, zurückgehen. Als die machthabende Faktion am Hof versuchte, ihre Rivalen und den von ihnen unterstützen Prinzen Yeongchang zu beseitigen, legte Yi ohne Zögern sein Amt nieder und zog sich aus dem Regierungsgeschäft zurück. Nur ein Jahr später stellte er mit 52 Jahren die Enzyklopädie „Jibong yuseol“ fertig.

„Jinbong yuseol“ bedeutet „Thematische Diskurse des Jibong“, wobei Jibong das Pseudonym von Yi Su-gwang war. In dem umfassenden Werk, das auf seinen Erfahrungen während seiner drei Expeditionen nach China und insgesamt 340 Büchern als Referenzen basierte, wurden in 33 Kapiteln mit 184 Unterkapiteln ganze 3435 Stichwörter behandelt. Es ging nicht nur um die Worte der großen Gelehrten, sondern auch um das Universum und die Natur, Weltgeographie, gesellschaftliche Bräuche, Katholizismus, westliche Kultur, Sprachen, interessante Anekdoten und Esskultur. Vieles davon waren Themen, die bis dahin nicht als Teil des Wissenskanons akzeptiert wurden. Und auch das Format war ungewöhnlich, denn Yi bereitete diese Informationen, die er aus einer Vielfalt an Quellen zusammengetragen hatte, nach Themen geordnet auf und fügte persönliche Kommentare hinzu.

Das Endergebnis zeichnete ein Bild der gesellschaftlichen Realität im Joseon der damaligen Zeit und ist ein gutes Beispiel für die damals noch junge Schule des Silhak. Die Vertreter dieses „Praktischen Lernens“ wandten sich von dem bis daher üblichen theoretischen Studierens der konfuzianischen Klassiker ab und wandten sich Alltagsphänomen und Fakten zu.

Ein weiterer Grund, warum Yis Enzyklopädie große Aufmerksamkeit erregte, war die Tatsache, dass sie auch Informationen über westliche Kulturen enthielt. Yi hatte von einer seiner Reisen nach Ming-China das Buch „Die wahre Lehre vom Herrn des Himmels“ des italienischen Missionars Matteo Ricci mitgebracht. Durch das auf chinesisch geschriebe Buch wurden zum ersten Mal überhaupt Informationen über die katholische Religion und westliche Kultur in Korea eingeführt, und Yi ließ diese auch in seine Enzyklopädie einfließen.

„Jibong yuseol“ war also ein historisches Meisterwerk, das Yis Belesenheit und Sorgfalt widerspiegelte und als Ergebnis eines Lebens für das Lernen und Studieren gesehen werden kann.

Beginn der Ära des „Praktischen Lernens“

Nach vier Jahren in der Zurückgezogenheit kehrte Yi Su-gwang 1616 wieder in die Regierung zurück und diente als Gouverneur in Suncheon. Drei Jahre später konzentrierte er sich zunächst wieder auf seine Studien, bis König Injo 1623 den Thron bestieg. Daraufhin hatte Yi noch einmal einige hochrangige Posten inne, bis er 1628 im Alter von 66 Jahren verstarb. Nach seinem Tod begann in Joseon dann das Zeitalter der Silhak-Schule des „Praktischen Lernens“, der Yi Gwang-su mit seiner Enzyklopädie den Weg bereitet hatte.

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