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Lifestyle

Die koreanische TV-Serie Sungkyunkwan Scandal

#Sie fragen, wir antworten l 2016-06-25

Hörerecke

Q:Recht herzlichen Dank für die drei zugesandten QLS-Karten. Eine der QLS-Karten bezog sich auf die südkoreanische Fernsehserie Sungkyunkwan Scandal, die sehr gut ankam. Da ich an Informationen über die Filmserie nur sehr schwer herankomme, möchte ich da gerne nachhaken und fragen, um was es da genau ging. Worin bestand der Skandal?


A:Sungkyunkwan Scandal (Hangul: 성균관 스캔들) ist eine historische, 20 Episoden umfassende Fusion-Serie aus dem Jahr 2010. Sie wurde von KBS 2 vom 30. August bis 2. November 2010 montags und dienstags ab 21:55 Uhr ausgestrahlt. Die Geschichte spielt in der Joseon-Zeit, genauer gesagt zur Zeit von König Jeongjo, der von 1776 bis 1800 regierte. Es geht um ein junges, etwas eigensinniges Mädchen, das als junger Mann verkleidet in die Königliche Akademie SungKyunKwan eintritt. Die Gründung dieser Akademie, der höchsten Bildungsinstitution des Landes, geht bis auf das Jahr 992 zurück. Das Curriculum war hauptsächlich Konfuzianismus-bezogen und zielte darauf ab, die Studenten auf die Hofbeamtenprüfung Gwageo vorzubereiten. Jahr für Jahr wurden 150, später 200 junge Männer aufgenommen, die in den meisten Fällen aus den besten Familien des Landes stammten. Frauen war nicht nur das Studium an der Akademie verboten, sondern sogar das Betreten des Akademiegeländes. Studienfächer waren v.a. die chinesischen Klassiker und Staatsführung, aber auch Rechnungsführung, Recht und Medizin, nicht zu vergessen Kalligraphie und Dichtkunst. Bücher über Buddhismus oder Taoismus waren in dieser konfuzianischen Königlichen Akademie verboten. Die TV-Serie Sungkyunkwan Scandal spielt vor diesem Hintergrund. Sie basiert auf dem 2007 herausgekommenen Bestseller von Jung Eun-gwol: Das Leben der Studenten der Sungkyunkwan-Akademie.

In der Zeit des ausgehenden 18. Jhs, in der die TV-Serie spielt, hatten maximal Mädchen und Frauen aus besseren Kreisen zumindest eingeschränkten Zugang zur Bildung, dem Gros der Frauen blieben Bildung und auch Berufsausbildung jeglicher Art verwehrt.
Kim Yoon-hee, die von Park Min-young gespielte Heldin der TV-Serie, stammt aus einer Familie, die nach dem Tod des Vaters in Armut geraten ist und sogar ihr Haus zu verlieren droht. Yoon-hee hält die Familie durch Gelegenheitsjobs finanziell über Wasser, weshalb sie z.B. in einer Bücherei arbeitet, aber selbst auch fleißig lernt. Ihr Bruder Kim Yoon-shik bereitet sich auf die Aufnahmeprüfung an der prestigereichen Königlichen Akademie Sungkyunkwan vor, wird dann aber krank. Da beschließt Kim Yoon-hee, sich als Mann zu verkleiden und ihrem Bruder den begehrten Studienplatz zu beschaffen, was natürlich illegal ist. Am Tag des Examens lernt sie Lee Seon-joon kennen, der nicht nur aus der Eliteschicht stammt und intelligent ist, sondern auch noch gut aussieht und einen aufrechten Charakter hat. Beide bestehen die Eintrittsprüfung und teilen später sogar ein Zimmer im Wohnheim der Akademie.

Während des Studiums hat die Heldin dann unter Unfug und Späßen zu leiden, die der Adelssohn Gu Yong-ha (Song Joong-ki) ausheckt, der gerne trinkt und bei den Frauen beliebt ist. Der Playboy entdeckt schnell Yoon-hees Geheimnis, behält es allerdings für sich, da er die ganze Situation spaßig findet. Bald entwickelt er jedoch Gefühle für die Mitstudentin.
Der vierte im Bunde ist der Rebelle Moon Jae-shin (Yoo Ah-in), der handelt, bevor er denkt und daher oft in Schwierigkeiten gerät. Er hasst seinen Vater, einen für seine Begriffe opportunistischen Politiker. Auch er entdeckt Yoon-hees Geheimnis, schützt sie aber und will dann den Rest seines Lebens mit ihr verbringen.
Die Konstellation von drei Studenten und einer als Student verkleideten Frau bietet natürlich reichlich ernsthaften und romantischen Konfliktstoff, v.a. als die Heldin Yoon-hee merkt, dass sie für ihren Zimmergenossen Lee Sun-joon Gefühle zu entwickeln beginnt.

Und damit ist der Skandal komplett: Ein Mädchen, das nicht zur Oberschicht gehört, aber klüger und zielstrebiger ist als mancher männliche Sprößling aus der gesellschaftlichen Elite und damit das Zeug zum gesellschaftlichen Aufstieg hat – das allein ist schon ein Skandal. Das Bild der idealen Frau wird von Yi Ik, dem wohl bekanntesten konfuzianischen Gelehrten des 18. Jhs, folgendermaßen beschrieben:
Lesen und Studieren sind Domänen des Mannes. Für eine Frau reicht es, wenn sie die konfuzianischen Tugenden Fleiß, Sparsamkeit und Keuschheit besitzt. Verletzt sie diese Tugenden, bringt sie Schande über die ganze Familie.
Daraus lässt sich ableiten, dass der Gedanke vorherrschte, dass die informelle Bildung, die ein Mädchen in der Familie erhielt, ausreichend sei und nicht durch eine formelle Bildung in einer schulischen Einrichtung ergänzt zu werden bräuchte. Zur Joseon-Zeit wurden Mädchen und Jungen in einem Haushalt ab etwa dem siebten Lebensjahr weitgehend getrennt erzogen und der Kontakt beider Geschlechter war eingeschränkt bzw. fand nur unter Aufsicht stattd. Und da verkleidet sich dann ein Mädchen als Junge, um in der Königlichen Akademie, in der die Studenten in Wohnheimen zusammen leben und lernen, ihr Wissen zu erweitern. Das ist der zweite Skandal.

Während des Studiums wird die Heldin dann auch noch mit Fragen der Politik und Staatsführung konfrontiert, einer ausschließlichen Männerdomäne, was quasi das I-Tüpfelchen auf dem Skandal ist. Sie interessiert sich besonders für politische Maßnahmen, die das Los des Volkes verbessern helfen könnten. Yoon-hee, ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen, macht Vorschläge z.B. über die Reform des herrschenden Feudalsystems, wobei die Reaktion ihrer Studienkollegen aus der Eliteschicht über die sozialen Probleme und Spannungen der Zeit Aufschluss gibt.

Das Drehbuch für die TV-Serie stammt von Kim Tae-hee, der damit eine gelungene Mischung aus Geschichte, Politik, Melodrama und romantischer Komödie gelang. Für die Zuschauer war unter geschichtlichem Aspekt z.B. interessant, wie der Alltag in der Königlichen Konfuzianischen Akademie Sungkyunkwan ausgesehen haben könnte und welche Rituale es gab. Historische Quellen darüber gibt es genug. So wurde z.B. der Bogenschieß-Wettbewerb thematisiert, die wöchentlichen Prüfungen, die Ahnenverehrungsrituale der Akademie und die Abschlusszeremonie nach den Examen.

Die Serie war insgesamt ein Erfolg. Sie wurde 2011 beim 6. Seoul Drama Award preisgekrönt; die Ausstrahlungsrechte wurden für 2,4 Mio. Dollar nach Japan verkauft und auch in China und den südostasiatischen Ländern war die Serie beliebt.

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