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Lifestyle

Agent-Orange-Geschädigte Vietnamkrieg-Veteranen in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2016-08-06

Hörerecke

Q:Habe mir einiges zum Thema „Korea“ durchgelesen. So las ich auch, dass der Einsatz südkoreanischer Truppen in Vietnam 5.000 Tote und „Agent Orange“-Geschädigte brachte, die sich bis heute in Gruppen organisiert haben. Könnten Sie darüber etwas näher berichten?


A:Südkorea hat als Verbündeter der USA rund 320.000 Soldaten nach Vietnam geschickt. Koreanische Vietnamkrieg-Veteranen schätzen, dass rund 150.000 davon Opfer von Agent Orange wurden. Laut der offiziellen Webseite der US-Ministeriums für Veteranen-Angelegenheiten geht das Ministerium davon aus, dass folgende Veteranen Agent Orange oder anderen Herbiziden ausgesetzt waren: a) Veteranen, die zwischen dem 9. Januar 1962 und dem 7. Mai 1975 in Vietnam gedient haben. b) Veteranen, die zwischen dem 1. April 1968 und dem 31. August 1971 in der Demilitarisierten Zone direkt oder in der Nähe der DMZ gedient haben. Auf dieser Grundlage dieser offiziellen Bekanntgabe können die koreanischen Kriegsveteranen Ansprüche erheben. Das Problem ist natürlich immer, wie gut, wenn überhaupt, diese Ansprüche begründet und ein Kausalzusammenhang zwischen Vietnameinsatz und Krankheit nachgewiesen werden kann. Und da wird es kompliziert. Oft bedeuten solche Fälle einen sich über Jahrzehnte hinziehenden Kampf vor Gericht.

Dieser Kampf begann 1999, als u.a. Mitglieder des Koreanischen Verbandes der Agent-Orange-Veteranen-Opfer, kurz KAOVA (Korean Victims of Agent Orange Veterans’ Association) vor Gericht zogen und auf Kompensation für Geschundheitsschäden, die durch Agent Orange verursacht worden sein sollten, klagten. Gegner waren die beiden amerikanischen Chemieriesen Dow Chemical und Monsanto, die das Entlaubungsgift Agent Orange für den Vietnamkrieg produziert hatten. Die koreanischen Kläger verloren in erster Instanz, gingen aber in die Berufung. Das Berufungsgericht erkannte 2006 das vom Obergericht der Stadt Seoul gefällte Urteil an und bestätigte einen epidemiologischen Zusammenhang in Bezug auf 11 Krankheiten. 6.795 der insgesamt 16.578 klagenden koreanischen Vietnamkrieg-Veteranen sollten mit insgesamt umgerechnet 56 Mio. US-Dollar entschädigt werden.

Die beiden US-Unternehmen gingen natürlich in Revision, sodass die Angelegenheit schließlich zur Prüfung vor dem Obersten Gerichtshof in Korea landete. Am 12. Juli 2013 entschied der Oberste Gerichtshof zugunsten der beiden US-Chemie-Unternehmen. Der Oberste Gerichtshof kam zu dem Schluss, dass kein direkter ursächlicher Zusammenhang mit dem Entlaubungsgift Agent Orange und der Mehrzahl der Krankheiten, unter denen die Kläger litten, hergestellt werden könne. Es bestehe z.B. kein nachweisbarer Zusammenhang zwischen Fällen von Peripherer Neuropathie bei den Kindern der Kriegsveteranen und der Tatsache, dass diese Veteranen Agent Orange ausgesetzt gewesen seien. Bei Peripherer Neuropathie handelt es sich um eine Schädigung des peripheren, also des äußeren Nervensystems, die u.a. Motorik und Sensorik der Betroffenen beeinträchtigen kann. Auch für Krankheiten der Kriegsveteranen selbst wie Diabetes oder verschiedene Krebsarten wie Lungen-, Kehlkopf-, Luftröhren- oder Prostatakrebs sei ein eindeutiger Kausalzusammenhang nicht nachweisbar.

Das Oberste Gericht sah aber durchaus einen deutlichen Zusammenhang zwischen Chlorakne und Agent Orange und hielt das ursprüngliche Gerichtsurteil zur Zahlung von umgerechnet 5.300 Dollar Kompensation pro Person an die Kläger mit Chöorakne aufrecht, da Chlorakne nachweislich von den Dioxinen in Entlaubungsmitteln wie Agent Orange verursacht werden kann. Laut dem Obersten Gerichtshof soll es weltweit das erste Mal sein, dass in diesem Kontext ein Gerichtsurteil gegen ein Chemieunternehmen aufrecht erhalten wurde. Die Klagen, die z.B. Vietnamkrieg-Veteranen aus Australien und Neuseeland vor einem US-Gericht eingereicht hatten, wurden 1984 nach einer außergerichtlichen Einigung zurückgezogen.

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