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Lifestyle

Zur Geschichte des koreanischen Fernsehens

#Sie fragen, wir antworten l 2017-09-09

Hörerecke

Q:Am 25. August 1967 drückte Vizekanzler Willy Brandt den symbolischen Startknopf für das Farbfernsehen in Deutschland. Die deutsche Post hat zu diesem 50-jährigen Jubiläum einen Jubiläumsbrief und eine Briefmarke herausgeben. Der Jubiläumsbrief zeigt Dr. Ing. Walter Bruch, den Erfinder des PAL Farbfernsehsystems, und ein Testbild. Die Briefmarke zeigt ein Fernsehgerät und ein Farbspektrum. Dieses Jubiläum veranlasst mich zu folgenden Fagen: Seit wann gibt es Fernsehen in Korea? Wie entwickelte es sich? Wann wurde das Farbfernsehen in Korea eingeführt? Wie war die Entwicklung des Fernsehens in Nordkorea?

A: Das ist natürlich eine interessante Frage bzw. es sind mehrere Fragen, die wir heute nicht alle beantworten können. Das Fernsehen kam in den 1950er Jahren nach Korea, und zwar in Form von gebrauchten Schwarzweiß-Geräten. Auf den Markt gebracht hatte sie das amerikanische Unternehmen RCA, das steht für Radio Corporation of America. 1926 hatte die RCA den Markt für kommerzielles Radio in ihrer Hand, später folgte Fernsehen. Die RCA sah im Nachkriegskorea einen Exportmarkt. Die ersten TV-Geräte wurden in Seoul an strategisch zentralen öffentlichen Orten platziert, z.B. im Pagoda-Park, am Seouler Hauptbahnhof und am Gwanghwamun-Platz. Aber erst 1956, drei Jahre nach Ende des Koreakriegs, gründete Südkorea eine eigene TV-Station namens HLKZ-TV, die allerdings Teil der RCA-Distributionsfirma war. Der erste in Korea von Koreanern produzierte Fernsehfilm war Die Tore des Himmels (천국의 문) aus dem Jahr 1956. Der Film war nur 15 Minuten lang.

In den frühen 1960er Jahren erlebte die koreanische TV-Industrie dann einen Boom. Am 1. Oktober 1961 nahm die erste TV-Station des Landes mit Namen HLKA-TV unter Regie des Ministeriums für Kultur und Öffentliche Information den Betrieb auf. Später wurde daraus KBS1 TV, ein halbstaatlicher Sender. 1964 folgte die Tongyang Broadcasting Corporation, kurz TBC-TV. Es war der erste Privatsender Koreas. 1969 folgte als zweiter kommerzieller Sender MBC-TV. Die drei Stationen standen im heißen Konkurrenzkampf, was natürlich auch die Qualität des Angebots positiv beeinflusste.

Die 1970er Jahre waren von staatlichen Eingriffen in die Medienlandschaft Koreas geprägt. 1972 führte Präsident Park Chung Hee, der Vater der abgesetzten Präsidentin Park Geun-hye, per Kriegsrecht eine harsche Medienzensur ein. Das Rundfunkgesetz wurde unter dem Vorwand der Programmverbesserung überarbeitet. Und um zu überwachen, ob die Programme auch wirklich „verbessert“ wurden, wurden alle Sendeinhalte vor und nach der Ausstrahlung überprüft. Der Vorwurf, dass sich die Regierung ein Monopol über die TV-Ausstrahlungen sichern wollte, ließ natürlich nicht lange auf sich warten. 1980 kamen alle TV-Anstalten de facto unter die Kontrolle von KBS, die kommerziellen Stationen verschwanden. KBS1-TV bot als halbstaatlicher Sender, der zum Teil durch Werbeeinnahmen finanziert wurde, noch mehr Unterhaltung an, KBS2-TV war stärker reguliert.

Die 1980er Jahre waren dann eine goldene Zeit für die koreanische TV-Industrie. 1980 wurde das Rundfunk- und Fernsehsystem des Landes unter Regierungsführung geordnet und ein Öffentliches Rundfunk- und Fernsehsystem mit entsprechenden Regulierungen wurde eingeführt. Waren „Systematisierung“ und „Regulierung“ die einen Stichwörter, so lautete das andere „Wachstum“. Wurden 1979 nur 56 Stunden pro Woche gesendet, waren es 1989 schon knapp 89 Stunden pro Woche. Die Zahl der TV-Stationen wuchs von 25 im Jahr 1979 auf 80 im Jahr 1989, hier sind allerdings die Relaisstationen inbegriffen. Und die Zahl der Fernsehapparate im Lande wuchs von rund 5,9 Mio. 1979 auf rund 9,8 Mio im Jahr 1989.

Die Zahlenangaben stammen aus dem Koreanischen TV-Jahrbuch von 1991, anderswo liegen die Angaben mit rd. 4 Mio. TV-Geräten 1979 und rd. 6 Mio. 1989 etwas darunter, aber der Wachstumssprung ist unbestreitbar. Das Wachstum hatte nicht zuletzt auch damit zu tun, dass auch die Haushalte auf dem Lande und in abgelegeneren Regionen endlich so gut wie alle ans Stromnetz angeschlossen waren.
Am 1. Januar 1981 kam dann das Farbfernsehen in die koreanischen Haushalte, 14 Jahre später als in Deutschland. Korea war zwar schon davor in der Lage, Farbfernseher zu bauen, die waren aber für den Export gedacht. Das Aufkommen des Farbfernsehers beflügelte die Konkurrenz unter den großen TV-Stationen des Landes und verdrängte Zeitung und Radio als Hauptwerbemedien.
Nach der Ermordung von Park Chung-hee 1979 regierte der ehemalige General Chun Doo-hwan von 1980 bis 1988 mit harter Hand, was auch Zensur und Zwangsschließung oder Zusammenschluss von verschiedenen Medienorganen wie Zeitungen und Rundfunk- und Fernsehanstalten bedeutete. 1987 wurde das Rundfunk- und Fernsehgesetz erlassen und das Koreanische Rundfunk- und Fernsehkomitee als Aufsichtsorgan über alle Sendeinhalte eingerichtet. Nach dem Gesetz wurde die Freiheit von Rundfunk und Fernsehen garantiert, aber die Sender hatten die Auflage, wenigstens 10% ihrer Sendezeit Nachrichten zu senden, 40% Kultur- und Bildungsprogramme und 20% Unterhaltung.

1990 kam dann das Kabelfernsehen und die Regierung brachte Experimente mit Multikanal- und Multizweck-Kabel-TV-Diensten auf den Weg. 1991 wurde ein Kabel-TV-Gesetz erlassen. 1995 schoss Korea Mugunghwa 1, seinen ersten Nachrichten- und Kommunikationssatelliten ins All. Im März 2017 wurde Koreas vierter Nachrichtensatellit Mugunghwa 7 erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht.

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