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Nordkorea

Die ersten innerkoreanischen Rotkreuzgespräche 1972

2018-03-15

Schritte zur Wiedervereinigung

Die ersten innerkoreanischen Rotkreuzgespräche 1972
Mann: Meine Familie und Verwandten lebten im selben Dorf. Leider konnten viele von ihnen nicht nach Südkorea kommen. Ich vermisse meinen jüngeren Bruder am meisten.
Frau: ich freue mich sehr darauf, meine Heimatstadt wieder besuchen zu können.


Diese beiden wurden so wie viele andere im Koreakrieg von ihrer Familie getrennt. Die auseinandergerissenen Familien sind das tragische Symbol der Landesteilung. Die Waffen verstummten vor über 60 Jahren, doch noch immer hoffen Menschen auf beiden Seiten der Grenze auf ein Wiedersehen mit Verwandten aus dem anderen Landesteil. In den 1970er Jahren starteten beide Koreas Bemühungen um Zusammenführungen dieser Familien. Wir beleuchten heute die ersten Rotkreuzgespräche im Jahr 1972.

Auszug Nachrichten
Die historischen Gespräche wurden in Pjöngjang geführt, damit wurde erstmals nach 27 Jahren die dicke Mauer der Teilung durchbrochen. Als Südkoreas Delegation am 29. August über die “Brücke ohne Wiederkehr” nahe Panmunjeom ging, beteten alle Südkoreaner für einen Erfolg der Gespräche.

Am 30. August 1972 kamen beide Koreas in Pjöngjang zu den ersten Rotkreuzgesprächen zusammen. Den Dialog hatte der südkoreanische Rotkreuzchef Choi Doo-seon ein Jahr zuvor, am 12. August 1971, vorgeschlagen. Sein Vorschlag wurde nur zwei Tage später durch eine Rundfunkmitteilung akzeptiert. Anschließend waren 25 Vorbereitungstreffen notwendig. Woo Gwang-ho, Direktor des Büros für internationale und innerkoreanische Angelegenheiten beim südkoreanischen Roten Kreuz, erläutert:

Vor den Rotkreuzgesprächen hatten beide Koreas niemals für einen Dialog zusammengesessen. Sie mussten über alles eine Entscheidung treffen, die Diskussionsthemen, den Ort des Treffens und die Teilnehmerzahl. Auch eine Sicherheitsgarantie für die Delegierten und Kommunikationsfragen waren zu regeln. Der Meinungsaustausch und die Einigung auf Details dauerten fast ein Jahr.

Vom Waffenstillstandsabkommen 1953 bis in die 1970er Jahre hinein war an Familienzusammenführungen wegen der großen Feindseligkeit nicht zu denken. Daher gestalteten sich die ersten Gespräche schwierig. Doch schließlich gelang der Durchbruch.

Auszug Nachrichten
Süden und Norden legten beim 20. Vorbereitungstreffen am 16. Juni fünf Hauptdiskussionsthemen für die Rotkreuzgespräche fest, neun Monate nach der Durchführung des ersten Treffens.

Die ersten Rotkreuzgespräche verliefen reibungslos. Am 29. August 1972 reiste die Rotkreuzdelegation unter Leitung ihres Vizepräsidenten Lee Beom-seok in den Norden. Es war der erste offizielle Besuch einer südkoreanischen Delegation nach 27 Jahren. Herr Woo erklärt:

Die erste Runde hatte vom 29. August bis 2. September im Taedong-Fluss-Zentrum in Pjöngjang stattgefunden. Es wurden fünf Hauptaufgaben festgelegt, damit getrennte Familien einander wiedersehen können. Erstens sollte die Gültigkeit der Adressen bestätigt werden und ob die Gesuchten noch leben. Zweitens musste geklärt werden, ob ihnen eine Zusammenkunft mit Verwandten erlaubt werden kann. Drittens sollte ein freier Briefaustausch ermöglicht werden und viertens eine Zusammenführung nach dem freien Willen der Betroffenen. Schließlich sollten noch andere humanitäre Fragen behandelt werden. Die Aufgaben wurden auf der Grundlage der Gemeinsamen Erklärung vom 4. Juli mit den Prinzipien Unabhängigkeit, Frieden und nationale Einheit sowie der humanitären Prinzipien des Roten Kreuzes festgelegt. Seoul und Pjöngjang versprachen einander Bemühungen um Diskussionen und die Umsetzung der Ziele.

Südkoreas Verhandlungsführer Lee Beom-seok war damals tief gerührt. Was Gespräche anbelange, gebe es keine Sieger und Verlierer, einzig die Aufrichtigkeit zähle. Auch Nordkoreas Chefunterhändler Kim Tae-hee wies darauf hin, dass beide Koreas Missverständnisse und Misstrauen beseitigen sollten. Die zweite Versammlung wurde am 13. September 1972 in feierlicher Stimmung abgehalten. Dennoch konnten nicht alle Probleme über Nacht beseitigt werden.

Ab der dritten Verhandlungsrunde sollte über die fünf Hauptaufgaben diskutiert werden. Doch Nordkorea brachte politische Themen zur Sprache. Beispielsweise wurde die Abschaffung des Anti-Kommunismus-Gesetzes und Nationalen Sicherheitsgesetzes gefordert, ebenso die Auflösung anti-kommunistischer Bürgerorganisationen. Wegen der Meinungsverschiedenheiten kamen die Rotkreuzgespräche zum Stillstand und wurden erst Mitte der 80er Jahre fortgesetzt.

Die dritte Runde am 24. Oktober 1972 offenbarte Differenzen über konkrete Schritte für Zusammenführungen. Nach der siebten Runde am 13. Juli 1973 erklärte Nordkorea den Dialog für beendet. Zu einer Fortsetzung und Einigung kam es erst zwölf Jahre später. Im September 1985 kam es erstmals zu Zusammenführungen getrennter Familien. Viele Probleme sind bis heute ungelöst.

Von den fünf Aufgaben wurden bei innerkoreanischen Gesprächen die Klärung des Verbleibs, ein Briefaustausch und Verwandten-Treffen, wenn auch nur zum Teil, umgesetzt. Die Rotkreuzgespräche von 1972 erregten weltweites Interesse. Es wurde ein Briefaustausch zwischen ethnischen Koreanern in sozialistischen Staaten ermöglicht und die Rückkehr von Koreanern auf der russischen Insel Sachalin gefördert. Auch Südkorea-Besuchen von ethnischen Koreanern in Japan wurde Vorschub geleistet. Enttäuschend war, dass später bei den Rotkreuzgesprächen wegen politischer Fragen Fortschritte ausblieben und die Aufgaben unerledigt blieben.

Die ersten innerkoreanischen Rozkreuzgespräche schufen die Grundlage für eine Lösung des Problems der getrennten Familien, wenngleich die humanitäre Frage bis heute nicht geklärt wurde. Die Einigungen von 1972 gelten als wichtiges Versprechen, das beide Koreas einhalten sollten.

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