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Nordkorea

Rückkehr eines nordkoreanischen Spions 1993 aus Südkorea in seine Heimat

2018-05-10

Schritte zur Wiedervereinigung

Rückkehr eines nordkoreanischen Spions 1993 aus Südkorea in seine Heimat
…Als ich klein war, sah ich in den Nachrichten, die im Kino vor dem Film gezeigt wurden, nordkoreanische Agenten. Das war im Frühjahr 1992, und ich sah sie zum ersten Mal in meinem Leben…

Das ist Teil der Erzählung in einem Dokumentarfilm mit dem Titel “Rückführung“, der die Leben von Langzeithäftlingen erzählt und wie sie zurück nach Nordkorea geschickt werden. Es handelte sich um frühere, nicht konvertierte nordkoreanische Agenten, die jahrzehntelang in südkoreanischen Gefängnissen saßen. Der Film wurde 2004 beim Sundance Film Festival in den USA mit einem Preis in der Kategorie freie Meinungsäußerung ausgezeichnet. Der Film sollte an die Wunden der Landesteilung Koreas erinnern. Der frühere stellvertretende südkoreanische Minister für Vereinigung, Han Wan-sang, erinnert sich an die Rückführung des früheren Agenten Lee In-mo im Jahr 1993:

Am 2. März 1993 bat mich der Präsident zu einem privaten Frühstückstreffen. Das war nur eine Woche nach meiner Ernennung auf den Posten für Vereinigungsangelegenheiten. Der Präsident wollte über aktuelle Themen reden, inklusive des Falls Lee In-mo. Lee wurde von Amnesty International als Opfer von Menschenrechtsverletzungen erwähnt. Ich sagte zum Präsidenten, dass die Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea auf dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ bestehen, eine Phrase aus dem Codex Hammurabi. Ich schlug jedoch vor, eine neue Politik zu verfolgen, die gegenseitige Hilfe vorsieht. Die neue Politik sollte in Humanität wurzeln, und dass er dies umsetzen könnte, wenn er den Fall Lee In-mo löst. Der damalige nordkoreanische Machthaber Kim Il-sung hat Südkorea über Gespräche zwischen den Ministerpräsidenten wiederholt aufgerufen, Lee zurückzuschicken. Ich schlug vor, dass Südkorea den alten Mann, der Mitte 70 war, aus humanitären Gründen zu seiner Familie in Nordkorea zurückkehren lässt.

Han trat am 26. Februar 1993 sein Amt in der Regierung von Präsident Kim Young-sam an. Über Lee In-mo sprach er mit dem Staatschef am 2. März. Lee war während des Korea-Kriegs ein nordkoreanischer Korrespondent. Er wurde 1952 wegen seiner Verwicklung in Widerstandsaktivitäten in Südkorea verhaftet. Er verbrachte 34 Jahre in Haft, und verweigerte die Konvertierung zur herrschenden Ideologie Südkoreas. Er war 72 Jahre alt, als er 1988 aus der Haft entlassen wurde. Sein Leben wurde 1989 durch ein Artikel in einem Monatsmagazin bekannt, und Nordkorea forderte 1991 seine Rückführung. Doch die Frage von nordkoreanischen Langzeithäftlingen war verknüpft mit südkoreanischen Kriegsgefangenen und nach Nordkorea verschleppten Südkoreanern. Präsident Kim Young-sam nahm sich der Sache an:

Ich sage dem nordkoreanischen Machthaber Kim Il-sung, dass es keinen besseren Verbündeten gibt, als den der eigenen Rasse.

Kim Young-sam schlug einen politischen Kurswechsel vor, als er am 25. Februar 1993 als Präsident vereidigt wurde. Etwa 15 Tage später beschloss er, Lee In-mo nach Nordkorea zurückzuschicken, um die innerkoreanischen Beziehungen zu verbessern. Doch nur einen Tag darauf, am 12. März, zog sich Nordkorea vom Atomwaffensperrvertrag (NPT) zurück. Han:

Ich war verzweifelt. Am 10. April wurde der Priester Cho Dong-jin nach Nordkorea zu einem Mittagessen mit Kim Il-sung eingeladen. Cho sagte mir später, dass Kim große Hoffnungen hatte, nachdem er die Antrittsrede des südkoreanischen Präsidenten immer wieder aufs Neue gelesen hatte. Er war von der Phrase „kein Verbündeter kann besser sein, als die eigene Rasse“ sehr beeindruckt. Doch warum zog sich Nordkorea aus dem NPT zurück? Das nordkoreanische Militär wurde damals schon vom Sohn des Machthabers, Kim Jong-il, kontrolliert.

Es schien, als ob die Rückführungspläne beiseitegelegt wurden:

Nach dem Rückzug Nordkoreas vom NPT fand im Präsidentenbüro ein Ministertreffen statt. Der höchste Präsidenten-Sekretär sagte: „Seht Ihr? Das ist Nordkorea. Unser stellvertretender Minister machte einen freundschaftlichen Vorschlag, doch sie zahlten Gutes mit Bösem zurück.“ Aber der Präsident sagte uns, die Rückführungspläne voranzutreiben, um den humanitären Geist hochzuhalten.

Lee In-mos Tochter Lee Hyun-ok sagte:

Ich wurde von meinem Vater getrennt, als ich zwei Jahre alt war. Ich bin jetzt 44, und ich kann nicht sagen, wie aufgeregt ich bin.

Die Tochter feierte schließlich ein Wiedersehen mit ihrem Vater. Am 19. März 1993 vollzog sich die Übergabe Lees im Konferenzraum der Überwachungskommission Neutraler Nationen im Waffenstillstandsort Panmunjom. Es war die erste Übergabe eines nicht konvertierten nordkoreanischen Agenten. Lee kehrte in einem Rollstuhl sitzend in seine Heimatstadt zurück. Han sagt:

Vorher hatte die Staatliche Sicherheitsbehörde solche Sachen geregelt. Doch als ich mein Amt antrat, erklärte ich, dass das Vereinigungsministerium für die Politik zuständig sein sollte, die die innerkoreanischen Beziehungen betrifft. Ich überwachte Lees Rückführung, von seiner Wohnung in der südkoreanischen Provinz Süd-Gyeongsang bis Panmunjom und sein Wiedersehen mit seiner Familie.

Han besuchte 2004 Nordkorea als Leiter des südkoreanischen Rot-Kreuzverbands und traf Lee erneut:

Als ich 2004 nach Nordkorea reiste, fragte ich nach Lee. Ich hörte, dass er nicht mehr ansprechbar ist. Doch wurde mir erlaubt, ihn zu sehen. Als seine Tochter ihm sagte, dass ich kam, um ihn zu sehen, begann er zu zittern. Ich hörte, dass er einige Jahre später starb. Heute wünschte ich mir noch immer, dass das nordkoreanische Militär auf Kim Il-sung gehört hätte und sich nicht aus dem NPT zurückzieht. In diesem Jahr können das innerkoreanische Gipfeltreffen und auch der Nordkorea-USA-Gipfel Veränderungen in der internationalen Politik bringen. Diese hätten schon 25 Jahre früher einsetzen können.

Lee In-mo starb 2007. Doch Südkorea ließ im September 2000 unter der Sonnenscheinpolitik von Präsident Kim Dae-jung 63 frühere nordkoreanische Agenten nach Nordkorea zurückkehren.

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