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Nordkorea

Der Auftritt des Pjöngjanger Zirkus in Seoul im Jahr 2000

2018-06-28

Schritte zur Wiedervereinigung

Der Auftritt des Pjöngjanger Zirkus in Seoul im Jahr 2000
Das nordkoreanische Samjiyon-Orchester trat am 8. Februar dieses Jahres, einen Tag vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, im Gangneung Kulturzentrum auf. Es war das erste Konzert nordkoreanischer Musiker in Südkorea seit 2002. Es sollte dazu beitragen, den Austausch zwischen beiden Ländern zu fördern. Ende April gab es im Zuge ihrer Annäherung auch ein bilaterales Gipfeltreffen. Schon zur Jahrtausendwende gab es ein Tauwetter auf der koreanischen Halbinsel. Die Pjöngjanger Zirkustruppe trat im Jahr 2000 in Seoul auf. Am 4. Juni 2000 ernteten die Mitglieder des Zirkus für ihre Darbietung in der Jamsil-Sporthalle im Süden von Seoul enthusiastischen Applaus. Es hat lange gedauert, bis die Show in Südkorea stattfinden konnte:

Es war 1989, als ich das erste Mal die Idee verbreitete, dass nordkoreanische Artisten in Seoul auftreten könnten. Damals trat die Zirkustruppe etwa einen Monat in Den Haag auf. Ein Freund, der in Den Haag für die koreanische Behörde zur Förderung des Handels und der Investitionen arbeitete, sah den Auftritt und schlug mir vor, eine Show des Zirkus auch in Seoul zu arrangieren. Sie könnte die innerkoreanischen Beziehungen fördern. Die Hankyoreh-Stiftung für Wiedervereinigung und Kultur und die Zeitung Hankyoreh kontaktierten die nordkoreanische Botschaft in Peking. Doch dauerte es bis Ende Mai 2000, bis der Pjöngjanger Zirkus vor dem innerkoreanischen Gipfeltreffen im Juni nach Seoul kam. Es war eine Art Gedenkveranstaltung für den historischen Gipfel.

Das sagte der Exekutivdirektor der Hankyoreh-Stiftung, Lee Byung, der damals auch als Exekutivsekretär eines Förderkomitees für die Auftritte des Zirkus aus Nordkorea tätig war. Der weltweit bekannte nordkoreanische Zirkus gewann 2016 bei einem internationalen Zirkuswettbewerb in Frankreich den ersten Preis. In Nordkorea werden die Akrobaten unter talentierten Schülern im ganzen Land ausgewählt. Die Betroffenen werden gemäß einem strengen Trainingsplan ausgebildet. Ihre virtuosen Leistungen, darunter Akrobatenflüge 14 Meter über dem Boden und Hochseilakte, faszinieren das Publikum. In Nordkorea gilt der Zirkusakt als Körperkultur. Nordkorea benutzt die Auftritte oftmals als Förderinstrument für Kultur und Diplomatie. Es war alles andere als einfach, den Zirkus nach Südkorea zu holen:

Es zeigte sich, dass Süd- und Nordkorea unterschiedliche Ausdrücke verwendeten. Wir hatten mit der nordkoreanischen Zirkustruppe keinerlei vorherigen Kontakt. Als wir zum Beispiel sagten, dass wir 64 Audiokanäle benutzen werden, konnten die Nordkoreaner nichts damit anfangen. Es gab infolge der langen Trennung und der verschiedenen Systeme eine kulturelle Kluft zwischen beiden Seiten.

Als die 100-köpfige Truppe schließlich am 29. Mai in Südkorea eintraf, gab es nicht genügend Zeit, um die Zirkusaufarbeiten für die geplante Show am 3. Juni einzurichten. Doch beide einigten sich schließlich auf die Probenzeiten und die Verschiebung des Auftritts um einen Tag:

Es gab elf Darbietungen, und ich verpasste keine davon. Jedes Mal war ich von der unglaublichen Show fasziniert. Bei einer Vorführung wurde eine rollende Trommel über andere gelegt, und ein Akrobat führte seinen Akt auf der Spitze der vielen Schichten von Trommeln aus. Diese Aktionen waren wirklich aufregend, einige Zuschauer dachten, der Akrobat könnte abstürzen.

Die Show startete um 19.30 Uhr mit einer Lufteinlage, bei der ein Akrobat aus 18 Metern Höhe sprang. Die ganze Zirkusvorführung dauerte 90 Minuten. Die 12.000 Zuschauer erlebten Vierfachsaltos und andere aufregende Kunststücke:

Am Ende der Show standen die 12.000 Zuschauer von ihren Sitzen auf, klatschten und sangen das Lied „Unsere Wiedervereinigung“. Sie hielten sich bei diesem emotionalen Moment die Hände. Es war eine dramatische Erfahrung, beide Koreas auf diese Weise zusammenzuführen. Ich hoffte damals, zu einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen und zur Vereinigung etwas beitragen zu können.

Die Zirkustruppe gab zwischen dem 4. und 10. Juni elf Vorführungen. Diese halfen auch, dass die Südkoreaner stärker an der nordkoreanischen Kultur interessiert waren. Es gab Aufführungen nordkoreanischer Filme, die im Datenzentrum des Vereinigungsministeriums lagerten. Auch wurden mehr nordkoreanische Bücher herausgegeben. Wenige Tage nach den Zirkusvorführungen begann in Pjöngjang am 13. Juni 2000 das erste innerkoreanische Gipfeltreffen:

Es gibt nichts Vergleichbares zu einer kulturellen Aufführung, um die gefrorenen Herzen der Süd- und Nordkoreaner zum Schmelzen zu bringen. Daher zeigten die lokalen Medien auch die Aufführungen des nordkoreanischen Zirkus und legten die Wünsche und die Erwartungen der Menschen für das Gipfeltreffen 2000 offen.

Ähnlich wie der Auftritt des Pjöngjanger Zirkus vor 18 Jahren verstärkte der Sportaustausch für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang die Annäherung zwischen beiden koreanischen Staaten. Noch heute hofft Lee, dass er den Zirkus aus Nordkorea noch einmal in Seoul erleben wird.

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