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Nordkorea

Das erste Korea-Gipfeltreffen im Juni 2000

2018-07-05

Schritte zur Wiedervereinigung

Das erste Korea-Gipfeltreffen im Juni 2000

Am 10. Dezember 2000 wurde der damalige südkoreanische Präsident Kim Dae-jung mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Kim, der 2009 starb, erhielt den Preis für seinen Einsatz für die Demokratisierung in Südkorea und seine Annäherung zu Nordkorea. Kim fuhr im Juni 2000 zum ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen nach Pjöngjang. Schon in seiner Antrittsrede am 25. Februar 1998 sprach er von einem Korea-Gipfel: 

Erstens, ich schlage den Austausch von Sondergesandten zwischen Süd- und Nordkorea vor, um das innerkoreanische Grundlagenabkommen umzusetzen. Auch bin ich zu einem innerkoreanischen Gipfeltreffen bereit, wenn Nordkorea dies will. 

Kim war seit seiner ersten Präsidentschaftskandidatur 1971 ein strikter Befürworter der Wiedervereinigung. Später betonte er immer wieder, wie wichtig ein Dialog mit Nordkorea sei. Als Präsident trieb er seine sogenannte Sonnenscheinpolitik voran, die ein Ende der Kalten-Kriegs-Konfrontation zwischen beiden Staaten, eine friedliche Koexistenz und eine umfassende Zusammenarbeit vorsah. Er ernannte 2000 den damaligen Kulturminister Park Jie-won als Sondergesandten für einen innkoreanischen Gipfel. Park, der gegenwärtig für die parlamentarische Gruppe für Demokratie und Frieden im Parlament sitzt, sagt: 

Präsident Kim wies auf die Notwendigkeit eines innerkoreanischen Gipfeltreffens hin, als er der Anführer der Oppositionspartei war. In seiner Antrittsrede schlug er dann einen Gipfel vor. Darauf folgten rasch die Diskussionen darüber. Zu der Zeit sagte Nordkorea, dass es nicht mit dem südkoreanischen Geheimdienst reden will, dem es vorwarf, den innerkoreanischen Dialog zu behindern. Pjöngjang sagte, dass es eine Vertrauensperson des südkoreanischen Präsidenten als Sondergesandten will. Als der Präsident mich dazu vorschlug, sagte ich ihm, dass der Vereinigungsminister angemessener dafür ist, weil ich kein Experte für die innerkoreanischen Angelegenheiten bin. Doch der Präsident erklärte mir, was ich soeben gesagt hatte, und ich nahm die Rolle an. Die Beamten Kim Bo-hyun und Suh Hoon vom staatlichen Aufklärungsdienst oder NIS bereiteten den Gipfel vor. Suh dient nun als NIS-Direktor. Kim, Suh und ich nahmen Kontakt mit nordkoreanischen Vertretern auf und arrangierten den Gipfel. Wir waren natürlich alle sehr aufgeregt. 

Im März 2000 nahm Park zum ersten Mal heimlich mit dem damaligen Vizevorsitzenden des nordkoreanischen Asien-Pazifik-Friedenskomitees, Song Ho-gyong, in Singapur Kontakt auf: 

Zu der Zeit misstraute Nordkorea dem Gipfelvorschlag des südkoreanischen Präsidenten und seiner Nordkorea-Politik, obwohl es davon ausging, dass Kim Dae-jung anders war als seine Vorgänger. Bei dem Treffen in Singapur fragte mich die nordkoreanische Seite verschiedene Fragen, als der Präsident seine berühmte Berliner Erklärung vortrug. Der nordkoreanische Vertreter sagte, es war für ihn, als ob er die Stimme des Präsidenten hört. Da wusste ich, dass das Gipfeltreffen zustande kommt. 

Nordkorea ging auf den Vorschlag ein, um sich von seiner Isolation zu befreien und die Wirtschaftszusammenarbeit mit Südkorea voranzutreiben. Doch hatte es auch die Befürchtung, dass die Sonnenscheinpolitik das Land öffnen werde und dies zu seinem Kollaps führen könne. Es war die Berliner Erklärung Kim Dae-jungs, die dieser am 9. März während eines Besuchs in Deutschland vorgetragen hatte, die die Befürchtungen vertrieb. Park hielt später mehrere Gespräche mit Nordkorea in Peking, bevor es am 8. April 2000 zu einer abschließenden Vereinbarung kam. Am 10. April erklärte die Regierung, dass sich Süd- und Nordkorea auf ihr erstes bilaterales Gipfeltreffen seit der Landesteilung geeinigt hätten. Das Treffen sollte vom 12. bis zum 14. Juni in Pjöngjang stattfinden. Auch Nordkoreas Staatsmedien verkündeten die Vereinbarung. Park:

Nordkorea forderte, dass die südkoreanische Delegation der einbalsamierten Leiche des Staatsgründers Kim Il-sung Respekt erweisen sollte. Wir sagten selbstverständlich, dass das unmöglich ist. Wegen der Differenzen wurde das Gipfeltreffen um einen Tag verschoben. 

Es gab bei den Vorbereitungen weitere Probleme. So gab es Streit darum, wer die innerkoreanische Erklärung unterzeichnen sollte. Südkorea wollte, dass der damalige Machthaber Kim Jong-il dies tun sollte, Nordkorea sagte, Kim Yong-nam, der Präsident des Präsidiums der Obersten Volksversammlung, werde das Schriftstück unterschreiben. Kim Dae-jung war dennoch entschlossen zu einem Besuch in Pjöngjang:

Ich hoffe ernsthaft, dass mein Besuch in Pjöngjang den Weg zu Frieden und Aussöhnung zwischen Süd- und Nordkorea ebnet. Ich hoffe, er wird helfen, die Risiken zu beseitigen und die Kalte-Kriegs-Konfrontation auf der koreanischen Halbinsel beenden, so dass die 70 Millionen Menschen in beiden Ländern sicher und in Frieden leben können. 

Am Vormittag des 13. Juni 2000 bestieg der südkoreanische Präsident auf dem Seouler Flughafen das Flugzeug, das ihn nach Pjöngjang fliegen sollte. Die direkte Flugroute wurde zum ersten Mal seit 55 Jahren geöffnet. Park erinnert sich: 

Wir wollten bei der Ankunft in Pjöngjang eine Erklärung abgeben. Doch Nordkorea sagte uns, dies nicht zu tun. Kim Bo-hyun und Suh Hoon sagten, dass der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il wohl persönlich auf dem Flughafen sein wird. Ich war extrem nervös. Als die Maschine landete, kamen Beamte des nordkoreanischen Außenministeriums durch die hintere Tür ins Flugzeug. Plötzlich gab es Jubelrufe in der wartenden Menge. Ich sah Kim Jong-il, wie er da stand und einen nordkoreanischen Beamten, der darauf wartete, Präsident Kim und die First Lady aus dem Flugzeug zu begleiten. Als sich beide Führer schließlich die Hände schüttelten, war ich zu Tränen gerührt. 

Zum ersten Mal seit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags von 1953 kamen die politischen Führer beider Länder zusammen. Die Präsidenten-Maschine traf um 10.25 Uhr auf dem Sunan-Flughafen in Pjöngjang ein. Kim Jong-il begrüßte Kim Dae-jung überraschend bei der Ankunft. „Schön, Sie zu sehen. Ich habe mich darauf gefreut“, sagten sie. Das Gipfeltreffen machte weltweit Schlagzeilen.

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