Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Nordkorea

Die innerkoreanische Gipfelerklärung vom Juni 2000

2018-07-12

Schritte zur Wiedervereinigung

Die innerkoreanische Gipfelerklärung vom Juni 2000

Der ehemalige südkoreanische Präsident Kim Dae-jung traf am 13. Juni 2000 zum ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen seit der Landesteilung in Pjöngjang ein. Mit dem damaligen nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-il sprach er drei Tage über verschiedene Themen von beiderseitigem Interesse. Park Jie-won war damals der südkoreanische Sondergesandte für das Gipfeltreffen. Er sagt über den Empfang am Sunan-Flughafen in Pjöngjang, zu dem Kim Jong-il persönlich erschien: 

Es war sehr beeindruckend, wie Präsident Kim Dae-jung die Begrüßung von nordkoreanischen Soldaten erwiderte und die Ehrengarde abschritt. Als er das Auto besteigen wollte, passierte etwas Unerwartetes. Der nordkoreanische Machthaber schlug vor, dass die südkoreanische First Lady ein anderes Fahrzeug nimmt und er selber mit Präsident Kim zusammen in der Limousine fährt. Als beide am Gästehaus eintrafen, sagte der nordkoreanische Machthaber: „Herr Präsident, was denken Sie, wo sind Sie?“ Er sagte, dass er ihn am anderen Morgen zu den Gesprächen abholt. Als ich das hörte, kamen mir die Tränen. Ich dachte, das Gipfeltreffen findet jetzt wirklich statt. 

Park hatte das Treffen zusammen mit dem nordkoreanischen Sondergesandten Song Ho-gyong trotz aller Schwierigkeiten vorbereitet. Er sagt, dass es weitere Probleme für die Gespräche gegeben habe:

Nordkorea beharrte darauf, dass der südkoreanische Präsident den Kumsusan-Palast der Sonne besucht, um dem verstorbenen Staatsgründer Kim Il-sung Respekt zu zollen. Ich traf mich am Abend um 21 Uhr mit Song Ho-gyong, und wir diskutierten bis ein Uhr nachts darüber. Song sagte, alle ausländischen Botschafter und Staatsführer, die nach Nordkorea kommen, würden in der Gedenkhalle einen Kranz niederlegen. Doch sagte ich ihm, das das nicht passiert, das sei ein großes Problem für Südkorea. Selbst ich, als Sondergesandter, und nicht der Präsident, würde in Südkorea im Gefängnis landen, wenn ich die Gedenkhalle aufsuche. Die Gespräche endeten ohne Ergebnis, trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl. Im Gästehaus warteten nervös der Präsident, die First Lady und Geheimdienstchef Lim Dong-won auf mich. Ich sagte dem Präsidenten, „es gibt kein Grund zur Beunruhigung”. Am nächsten Morgen sagte mir ein nordkoreanischer Beamter, dass es okay ist, wenn die südkoreanische Delegation das Ritual diesmal übergeht.

Am 14. Juni trafen sich beide Kims zum zweiten Mal. Die Gespräche, die um 15 Uhr begonnen haben, dauerten einschließlich des Abendessens bis 18.50 Uhr, und um 23.20 Uhr unterzeichneten beide eine gemeinsame Erklärung. Die historische innerkoreanische Gipfelerklärung vom 15. Juni, wie sie bezeichnet wird, zeigte einen neuen Weg zur Aussöhnung und Zusammenarbeit auf. Süd- und Nordkorea einigten sich darauf, die Frage der Wiedervereinigung unabhängig zu lösen, den Austausch von getrennten Familien zu organisieren, eine ausgeglichene Entwicklung der nationalen Wirtschaft anzustreben und Gespräche zwischen den Regierungen zu führen, um diese Vereinbarungen umzusetzen. Die größte Aufmerksamkeit zog der Teil der Erklärung über die Wiedervereinigungsformeln auf sich. Inspiriert von Präsident Kim schlug Kim Jong-il eine lockere Form der Föderation vor. Beide Seiten schienen sich zu vertrauen, sagt Park: 

Zuvor hatte Präsident Kim NIS-Direktor Lim Dong-won nach Nordkorea gesandt. Der Präsident schrieb in einem Dokument, was er mit dem nordkoreanischen Machthaber besprechen und welche Abmachungen er durch den bilateralen Gipfel erreichen wollte. Später sagte der nordkoreanische Machthaber, dass er schon vorher durch das Dokument wusste, was der Präsident besprechen wollte und dass er ihm folgen wollte. 

Beim Abschiedsmittagessen am 15. Juni versprachen beide Kims, sich wieder treffen zu wollen. Kim Jong-il verabschiedete den Präsidenten am Flughafen. Kim Dae-jung informierte die Südkoreaner später über das dreitägige Treffen und sagte, dass für sie eine neue Epoche beginne. Doch der Traum einer neuen Ära lässt sich nicht so rasch erfüllen:

Eine Föderation auf niedriger Ebene wäre eine Abkürzung zur Wiedervereinigung. Einige Konservative in Südkorea sagen, es handelt sich dabei um nichts anderes als um Nordkoreas Vereinigungsformel für eine „Föderale Republik Koryo“. Doch das ist nicht wahr. Die Föderation auf einer unteren Stufe besagt vielmehr, dass beide Koreas in diplomatischen Angelegenheiten mit einer Stimme sprechen, sich gegenseitig anerkennen und ihre Rechte bei regionalen Fragen ausüben. Während des Gipfeltreffens sagte Kim Dae-jung, die Vereinigung könnte in 30 Jahren erreicht werden, wenn Süd- und Nordkorea den Austausch fördern und friedlich miteinander leben ohne Krieg. Doch Kim Jong-il sagte, das wäre zu früh, es würde mindestens 50 Jahre dauern. Doch der Vereinigungsprozess hat sich infolge der zehn verlorenen Jahre in den innerkoreanischen Beziehungen zurückentwickelt. 

Neben den Familientreffen führte der erste Korea-Gipfel zu anderen positiven Resultaten, wie etwa die Wiederherstellung der grenzüberschreitenden Schienenstrecken und zur Einigung auf den Kaesong-Industriekomplex. Doch im Oktober 2002 verschärfte sich wieder der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm, als Nordkorea zugab, hoch angereichertes Uran zu produzieren: 

Die gemeinsame Erklärung vom 15. Juni war keine Wiedervereinigungspolitik, sondern eine Politik der Annäherung zu Nordkorea. Sie verfolgte die Zusammenarbeit, Austauschprogramme und den Frieden. In diesem Jahr unterzeichneten beide Koreas bei ihrem dritten gemeinsamen Gipfeltreffen die Panmunjom-Erklärung. Und am 12. Juni fand der Nordkorea-USA-Gipfel statt, um den Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu fördern. Doch würde ich sagen, der Friedenssame wurde beim innerkoreanischen Gipfeltreffen 2000 gepflanzt. 

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >