Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Lifestyle

Maedeup-Schmuckknoten: Neuere Geschichte und Herstellung

#Sie fragen, wir antworten l 2016-04-02

Hörerecke

Q:In der letzten Hörerecke hatten wir uns auf Nachfrage von Monitor Lutz Winkler aus Schmitten mit den Maedeup, den koreanischen Schmuckknoten, die viele der Geschenke von KBS WR zieren, beschäftigt. Auch das Bestecktäschchen, in dem das Monitorgeschenk verpackt bzw. aufbewahrt war, hatte einen solchen Schmuckknoten als Verschluss. In der letzten HE hatten wir die Geschichte der Maedeup-Knoten bis zum ausgehenden 19. Jh behandelt, kommen wir heute zum 20. und 21. Jh.

A:Unter der japanischen Kolonialherrschaft von 1910-1945 stieg der Bedarf an Maedeup-Schmuckknoten in Korea zunächst so rasant, dass es zu einer regelrechten Kommerzialisierung kam. Als die Japaner dann aber alles traditionell Koreanische gesetzlich zu verbieten begannen, um die koreanische Kultur und Volksidentität zu unterdrücken, und parallel dazu dann auch noch die westliche Kultur auf der koreanischen Halbinsel Einzug hielt, begannen die Maedeup-Zierknoten langsam aus Alltag und Öffentlichkeit zu verschwinden. Die Maedeup-Knüpfkunst ist aber nie ganz ausgestorben, sondern wurde oft in darauf speziellen Werkstätten von Meistern dieses Kunsthandwerks von Generation zu Generation weitergegeben.
J: Als einer dieser Maedeup-Meister ist z.B. Chung Yeon-soo zu nennen, der mit 18 das Maedeup-Handwerk von Meistern des Faches lernte und 1968 mit dem Titel Träger des Immateriellen Kulturgutes Nr. 22, der Kunst der Maedeup-Schmuckknoten geehrt wurde. Seine Frau und Tochter führten das Familienhandwerk nach seinem Tode dann weiter. Nachdem 1994 das Amt für Kulturindustrie in Korea eingerichtet wurde, erfuhr auch die Maedeup-Knotenkunst eine Wiederbelebung und eine breite Anwendung als dekoratives Element im Alltag im Alltag der Bürger.
A: Es gibt wenigstens 33 grundlegende Knotentypen, von denen wiederum unzählige Variationen existieren, und zwar je nach Region und je nach Knotenmeister bzw. -meisterin. Zu den bekanntesten gehören der Maehwa-Knoten in Form einer Ume-Pflaumenblüte, der hauptsächlich für Babykleidung und die Norigae-Schmuckanhänger der koreanischen Frauen verwendet wird, dann der Ddalgi-Knoten in Form einer Erdbeere, der sowohl schmückende Bommel als auch Knopf z.B. an traditionellen koreanischen Westen sein kann, dann der Schmetterling-Knoten, der Chrysanthemen-Knoten, der Grillen-Knoten und der Libellen-Knoten. Die Bezeichnungen geben schon eine gewisse Auskunft über die Form der einzelnen Knoten.
J: Am häufigsten wurden die Maedeup-Knoten für die Norigae-Schmuckanhänger verwendet, mit denen die koreanischen Frauen bis heute bei besonderen Anlassen wie Hochzeiten das Oberteil ihrer Hanbok-Tracht schmücken. Norigae konnten von Personen jeden Alters und unabhängig von der sozialen Herkunft zum Schmücken der traditionellen Tracht Hanbok verwendet werden. Sie wurden am Bolero-Oberteil der Hanbok-Tracht angebracht und baumelten dekorativ und sich den Bewegungen der Trägerin anpassend an der Brust herunter. Aber in einigen wenigen Fällen war die Anwendung der Schmuckknoten beschränkt: So durften z.B. nur hochrangige Beamte ihre Fächer mit Knoten-Anhängern schmücken. Heutzutage sind viele koreanische Fächer mit Norigae-Knoten geschmückt, die bei starren Fächern am Ende des Stiels und bei Faltfächern an der Basis angebracht sind. Und auch die Fächerhüllen haben Kordelverschlüsse mit Maedeup-Dekorknoten. In alter Zeit gab es aber dafür strenge Regelungen.
A: Einige Informationen zur Herstellung von hochwertigen Maedeup: Für die Maedeup-Knoten werden zunächst Seidenfasern dünner als ein Haar einzeln auf Spulen gewickelt. 18 Fasern werden zu einem Faden verzwirbelt, der sorgfältig in Tuch gewickelt und in Seifenwasser gekocht wird. Dieser Prozess wird Reifen genannt. Der Faden wird danach getrocknet, gefärbt, auf acht Klöppel aufgeteilt und zu einer feinen Kordel verwoben. Aus dieser Kordel wird dann nach bestimmten Techniken der eigentliche Maedeup-Schmuckknoten geknüpft, der meist mit einer etwa 20cm langen Quaste geschmückt wird. Die Herstellung dieser Quaste zieht sich auch noch mal über zwei Tage hin, da für den richtigen Fall der Quaste die Seidenfäden zunächst einmal gedämpft werden müssen und anschließend zwei Tage im Schatten trocknen müssen. Die Norigae-Schmuckanhänger wurden oft noch mit dekorativen Elementen aus Jade, Bernstein, Koralle, hochkarätigem Gold- und Silber, Perlen oder feinen Emaille-Arbeiten geschmückt. Diese Dekors hatten die Form von Schmetterlingen, Lotusblüten, kleinen Glücksbeutelchen, traditionellen Stoffsocken usw., was sie bis heute zu einem wertvollen Bestandteil der Mitgift einer Braut machen. Damit waren sie in früheren Zeiten auch Rücklagen für den Notfall.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >