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Wirtschaft

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Südkorea und Japan

#Thema der Woche l 2015-06-22

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Südkorea und Japan
Heute ist der 50. Jahrestag der Normalisierung der Beziehungen zwischen Korea und Japan. Beide Länder unterzeichneten 1965 einen Grundlagenvertrag über die Wiederaufnahme der formalen diplomatischen Beziehungen, die mit der Kolonialherrschaft Japans über Korea in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geendet hatten. Trotz ihrer problematischen Geschichte haben beide Länder enge wirtschaftliche Beziehungen geknüpft. Zuletzt brachte jedoch die Abwertung des japanischen Yen große Probleme für die südkoreanischen Exportunternehmen mit sich. Zu den Wirtschaftsbeziehungen sagt der Forscher Lee Ji-pyong vom LG-Wirtschaftsforschungsinstitut:

Im Jahr 1965 erlebte Japan ein schnelles wirtschaftliches Wachstum, das von der großen Nachfrage nach dem Korea-Krieg angetrieben wurde. Japan war reich genug, um die Industrialisierung in den Nachbarländern zu unterstützen, während Korea noch dabei war, die Zerstörungen durch den Krieg zu überwinden. Es benötigte viel Geld für seine Infrastrukturprojekte. Ein Abkommen zwischen beiden Ländern half, Korea die nötigen Mittel an die Hand zu geben. Mit der finanziellen Hilfe von Japan wurde das industrielle Fundament geschaffen. In den darauffolgenden Jahren hing Korea bei Teilen und Komponenten vom Import aus Japan ab, und japanische Unternehmen nutzten Korea als Brücke zu einem größeren, lukrativeren Markt.

Die wirtschaftlich voneinander abhängigen Beziehungen zwischen Korea und Japan heutzutage gehen zurück auf den Korea-Krieg (1950-53). Als Verlierer des Zweiten Weltkriegs versorgte Japan die Truppen der USA und der Vereinten Nationen während des Korea-Kriegs mit Nachschub. Das half dem Land, in kurzer Zeit seine Wirtschaft wiederaufzubauen. Auf der anderen Seite hing Korea seit der Normalisierung der Beziehungen 1965 von der technologischen und finanziellen Unterstützung Japans ab. Mit den 500 Millionen Dollar, die Korea mit dem Vertrag als Kompensation erhielt, wurden die Autobahn zwischen Seoul und Busan gebaut, der Stahlhersteller POSCO gegründet und verschiedene Fabriken im ganzen Land errichtet. Während der 70er Jahre produzierten koreanische Unternehmen mit den aus Japan importierten Teilen Fertigprodukte für den weltweiten Export. Die koreanische Wirtschaft legte in den 70er und 80er Jahren ein enormes Wachstumstempo hin und die Beziehungen zu Japan wurden stärker vom Wettbewerb geprägt:

In den 90er Jahren konzentrierte sich Japan auf die Modernisierung seiner bestehenden Industrien, so dass die Bemühungen um neue Industriezweige eher eingeschränkt waren. Das Land fiel in eine lange Rezession. Während die japanischen Unternehmen ein Sättigungsniveau erreichten, investierte Korea stark in modernste Technologien und nahm die Aufholjagd zu Japan auf. So übertrumpften etwa die koreanischen Chiphersteller wie Samsung ihre japanischen Wettbewerber. Zuletzt setzte sich ein koreanischer Bildschirm-Hersteller vor seine japanischen Konkurrenten an die weltweit erste Stelle.

Korea investierte in den 70er Jahren stark in den Chemiesektor. Es entstanden Industriegrößen wie Samsung, Hyundai, LG und SK. Während der 90er Jahre unterstützte die Regierung vor allem junge Unternehmen und IT-Startups. Korea stieg auf den 13. Platz der Länder mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf. Japan dagegen erlebte zwischen 1991 und 2002 eine Phase der Rezession, die auch das „verlorene Jahrzehnt“ genannt wird. Samsung Electronics stieg an die Spitze der Speicherchip-Hersteller und ließ dabei die japanischen Unternehmen hinter sich. 1998 war POSCO vor Nippon Steel der weltweit größte Stahlproduzent:

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Handel zwischen Korea und Japan sind zuletzt infolge politischer Konflikte und finanzpolitischer Probleme, wozu auch die Yen-Abwertung gehört, zurückgegangen. Der Yen verlor 40% an Wert und als Ergebnis davon stieg der koreanische Won in den vergangenen Monaten, was die Preiswettbewerbsfähigkeit koreanischer Produkte im globalen Markt schwächte. So ging etwa der Absatz koreanischer Smartphones und anderer Smartgeräte in Japan zurück, die früher einen großen Marktanteil hatten. Die abnehmende Präsenz koreanischer Güter im japanischen Markt könnte auch zum Teil auf die abnehmende Popularität der koreanischen Pop-Kultur zurückgehen.

Das japanisch-koreanische Handelsvolumen lag 1965 bei lediglich 220 Millionen Dollar. Das Volumen stieg um das 390-Fache bis zu 85,95 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Koreas Handelsabhängigkeit von Japan lag vor 50 Jahren bei 34,5%, im vergangenen Jahr betrug der Wert 7,8%. Durch die Politik der sogenannten Abenomics in Japan wurde jedoch der Yen abgewertet, wodurch sich die Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Exportunternehmen verbesserte. Der Won-Yen-Wechselkurs, der im Juni 2012 bei 1500 Won für 100 Yen lag, fiel am 1. Juni dieses Jahres auf 890 Won. Das bekommen vor allem koreanischen Unternehmen in Bereichen zu spüren, in denen der Wettbewerb mit den japanischen Rivalen groß ist, etwa bei der Autoherstellung, dem Schiffbau und der Petrochemie. Der bilaterale Handel wuchs 2011 auf den Rekordwert von 108 Milliarden Dollar, doch in den vergangenen vier Jahren ging es abwärts:

Japan ist nach wie vor die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und genießt ein extreme hohes BIP sowie ein hohes Pro-Kopf-Einkommen und es hat großes Potenzial in den Bereichen Wissenschaft und Technologie. Ohne Zweifel ist Japan in der Lage, seine zwei Jahrzehnte dauernde Rezession hinter sich zu lassen und den wirtschaftlichen Wohlstand zu erhalten. Korea sollte mit Japan zusammenarbeiten, um neue Märkte zu erschließen, und eine Beziehung aufbauen, die auf eine gleiche Arbeitsteilung hinausläuft. Deutschland steht am Beginn der vierten industriellen Revolution und die verarbeitende Industrie wird von IT und der Automation geprägt. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig für Korea und Japan zu kooperieren.

In den vergangenen 50 Jahren wurde Japan zum drittgrößten Handelspartner Koreas, hinter China und den USA. Korea hat die gleiche Bedeutung für Japan. Beide Länder brauchen die Hilfe des anderen als Partner und Wettbewerber, um zu wachsen.

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