Q:Der südkoreanische Autohersteller Hyundai ist derzeit der einzige Hersteller, der ein Auto mit Brennstoffzellen-Antrieb anbietet. Ob diese Technik für das Auto die richtige Antriebsart ist, wage ich zu bezweifeln. Aber zumindest beweist Hyundai, dass diese Technologie zur Stromerzeugung machbar ist. Wird in Südkorea auch über alternative Energien nachgedacht?
A:Natürlich. Korea ist in der Energieversorgung nach wie vor stark von fossilen Energien wie Kohle und Erdöl abhängig, dahinter kommt dann auch gleich schon die Atomenergie, die an der Gesamtstromversorgung des Landes um die 26% ausmacht. Nach Fukushima will man die Atomenenerie nur mäßig ausbauen, aber Atomenergie ist derzeit noch die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Art der Energieerzeugung, die Sicherheitsfrage ist ein anderes Problem. Die Produktion einer Kilowattstunde Atomstrom kostet nur an die 47 Won, während für Strom aus Kohle oder Flüssig-Naturgas (LNG) 65 bzw. 125 Won anfallen. Der Energieanteil aus Kohle liegt in Korea bei rund 31% und der von Flüssig-Naturgas bei 28%, wobei man wegen der höheren Treibhausgas-Emissionen von Kohle diesen Bereich natürlich nicht weiter ausbauen möchte. Insgesamt soll der Anteil der Neuen und Erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung von derzeit nur 2 bis 3% bis 2020 wenigstens auf 6 angehoben werden. Generiert werden soll diese Energie v.a. aus Abfall, ein Bereich, in dem man auch mit Deutschland zusammenarbeitet, gefolgt von Wasserenergie, Bioenergie, Windenergie und Solarenergie.
In Korea unterscheidet man zwischen Neuen und Erneuerbaren Energien, wobei in allen Bereichen großzügig in Forschung und Entwicklung investiert wird. Zu den Neuen Energien gehören Wasserstoffkraft, Brennstoffzellenenergie, sowie Kohle-Verflüssigung und -Vergasung. Zu den Erneuerbaren Energien zählen Abfallenergie, ein Bereich, in dem auch die Zusammenarbeit mit Deutschland intensiv ist, weiterhin Solarthermie, Photovoltaik, Biomasse, Windkraft, Wasserkraft, Geothermie und Meeresenergie, darunter auch Gezeitenenergie. Bei den Neuen und Erneuerbaren Energien steht Abfallenergie mit 76,1% an erster Stelle, gefolgt von Wasserkraft mit 16,6%. Platz 3 belegt Biogas und Biodiesel mir 5,2%. Windkraft folgt mit 1,1%, Photovoltaik, Solarthermie und Geothermie machen alle weniger als 1% aus.
Zur Gezeitenenergie: In Korea befindet sich das Gezeitenkraftwerk Sihwa-ho. Es ist ein Gezeitenkraftwerk in Damm-Bauweise am Sihwa-See, einer künstlich angelegten Lagune an der Westküste Südkoreas, etwa 40 km südwestlich der Hauptstadt Seoul. Mit einer Leistung von 254 MW ist Sihwa-ho seit der Inbetriebnahme im August 2011 das größte Gezeitenkraftwerk der Welt; der langjährige Rekordhalter La Rance (240 MW) wurde auf Platz zwei verwiesen.
Das Sihwa-ho Kraftwerk nutzt die Kraft des zwischen der Koreanischen Halbinsel und China gelegenen Ostmeeres aus, wo sich aufgrund der großen Fläche bei einer geringen durchschnittlichen Tiefe von nur 44 Metern starke Gezeiten ausbilden. In der Asan-Bucht, von welcher der Sihwa-See abgetrennt wurde, beträgt der Tidenhub bis zu 8 m. Drei weitere große Gezeitenkraftwerke sind in der Region geplant bzw. im Bau, ein 1000MW u.a. in der Incheon-Bucht.