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Das Südkorea-USA-Gipfeltreffen und der Nordkorea-USA-Dialog

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2025-09-03

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News
Letzte Woche trafen sich Südkoreas Präsident Lee Jae-myung und US-Präsident Donald Trump zum ersten Gipfeltreffen zwischen Südkorea und den USA seit dem Amtsantritt der neuen südkoreanischen Regierung. Dabei bekundeten die Präsidenten Lee und Trump ihre Bereitschaft, mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un in einen Dialog zu treten. Könnte dieses jüngste Gipfeltreffen zwischen Südkorea und den USA tatsächlich zu einer Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Pjöngjang und Washington führen?

Über das aktuelle Gipfeltreffen zwischen Südkorea und den USA sowie über die Aussichten auf einen Dialog zwischen Nordkorea und den USA sprechen wir heute mit Hong Min, einem leitenden Forscher am Koreanischen Institut für Wiedervereinigung (Korea Institute for National Unification).

Das erste Gipfeltreffen zwischen Südkoreas Präsident Lee Jae-myung und US-Präsident Donald Trump fand am 25. August in Washington, D.C. statt. Die Gespräche drehten sich einen Großteil der Zeit über die Friedenssicherung auf der koreanischen Halbinsel und die Beziehungen zu Nordkorea. Schon vor seiner Amtseinführung hatte Trump aktiv seine Absicht bekundet, Kim Jong-un erneut zu treffen. Während des Gesprächs mit dem neuen südkoreanischen Präsidenten letzte Woche verwies er wiederholt auf seine früheren Gipfeltreffen mit Kim und seinen Wunsch nach weiteren Treffen und brachte dabei seine Vision für einen Dialog zwischen den USA und Nordkorea zum Ausdruck.

Die Maßnahmen Trumps seit seinem Amtsantritt zeigen die Bemühungen Washingtons, ein Bild der Friedensstiftung durch Engagement zu vermitteln, was den Krieg zwischen der Ukraine und Russland sowie die Konflikte im Nahen Osten betrifft. Einige spekulieren, dass Trump den Friedensnobelpreis anstrebt. Entsprechend hofft Trump wahrscheinlich, die Probleme im Zusammenhang mit Nordkorea auf seine Weise lösen zu können.

Trump wurde bereits 2018 während seiner ersten Amtszeit nach dem historischen ersten Gipfeltreffen zwischen den USA und Nordkorea in Singapur für den Friedensnobelpreis nominiert. Er bekam den Preis jedoch nicht. Nach seiner Wiederwahl setzte er sich aktiv für ein Ende der Konflikte in Gaza und der Ukraine ein und positionierte sich als Friedensstifter. Wenn es ihm gelingt, den Dialog mit Nordkorea wieder aufzunehmen und Fortschritte in der nordkoreanischen Atomfrage zu erzielen, wird er zweifellos für den Friedensnobelpreis in Frage kommen. Südkoreas Präsident Lee Jae-myung bat Trump letzte Woche vermutlich mit derartigen Gedanken im Hinterkopf, eine aktive Rolle zu übernehmen.

Präsident Lee: Während Ihrer ersten Amtszeit war die Lage auf der koreanischen Halbinsel sehr stabil. Ich hoffe, dass Sie einen neuen Weg für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel ebnen werden. Wenn Sie die Rolle eines „Friedensstifters“ (Peacemaker) übernehmen, werde ich mich als „Schrittmacher“ (Pacemaker) dafür einsetzen, Sie dabei zu unterstützen.

Präsident Lee schlug Trump vor, sich mit dem nordkoreanischen Staatschef zu treffen, und erklärte, er selbst werde als „Pacemaker“, also eine Art Schrittmacher, den Prozess begleiten. Damit bestimmte er Trump wörtlich zum „Peacemaker“, also Friedensstifter, der die Führung im Dialog übernehmen solle, während er selbst unterstützend assistieren wolle. Diese Äußerungen signalisieren den Beginn des „Friedensprozesses auf der koreanischen Halbinsel“ der Regierung Lee Jae-myung.

Der neue südkoreanische Präsident scheint der Ansicht zu sein, dass es schwierig sein wird, allein durch innerkoreanische Beziehungen die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abzubauen oder gar Frieden zu erreichen. Nordkorea hat sein Atomwaffenprogramm erheblich vorangetrieben und unter Berufung auf seinen Status als Atommacht deutlich gemacht, dass es Südkorea nicht als Dialogpartner betrachten will. Vor diesem Hintergrund kam Präsident Lee wahrscheinlich zu dem Schluss, dass es besser wäre, wenn zunächst die USA und Nordkorea in einen Dialog treten würden, während Südkorea die Rolle eines unterstützenden Schrittmachers übernimmt.

Während Trumps erster Amtszeit gab es 2018 und 2019 je ein Gipfeltreffen mit Kim Jong-un, wo über die Denuklearisierung Nordkoreas gesprochen wurde. Der damalige südkoreanische Präsident Moon Jae-in förderte den Dialog zwischen den USA und Nordkorea durch seine drei Treffen mit Kim und verfolgte damit die Ansätze vom „Spielen der Vermittlerrolle“ und vom „Übernehmen der Führungsrolle in den Angelegenheiten der koreanischen Halbinsel“.

Das heutige Nordkorea ist jedoch anders. Seit dem Scheitern des zweiten Nordkorea-USA-Gipfels 2019 in Hanoi hat Pjöngjang seine Atomwaffenentwicklung beschleunigt. Auf der Plenarsitzung der Arbeiterpartei im Jahr 2023 verkündete Kim Jong-un, dass Nord- und Südkorea zwei verfeindete Länder seien.

Die Erklärung führte dazu, dass Nordkorea Südkorea rechtlich als feindlichen Staat definierte und die Teilung Koreas festigte. Danach ergriff Nordkorea Maßnahmen, die darauf abzielten, die innerkoreanischen Beziehungen zu unterbrechen und die Vorstellung einer gemeinsamen ethnischen Zugehörigkeit beider Koreas sowie einer möglichen Wiedervereinigung zu zerstören. Vor diesem Hintergrund hat der südkoreanische Präsident angeboten, selbst als „Schrittmacher“ zu fungieren, da der Dialog zwischen den USA und Nordkorea für eine Friedensordnung auf der koreanischen Halbinsel unerlässlich erscheint.

Präsident Lee meinte damit, dass er vielfältige Formen der Unterstützung bereitstellen kann, um sicherzustellen, dass der Dialog zwischen den USA und Nordkorea erfolgreich voranschreitet. So könnte Südkorea beispielsweise die wahren Absichten Nordkoreas analysieren, wichtige Informationen liefern und Vorschläge unterbreiten, die zu Fortschritten bei der Denuklearisierung führen. So definiert Südkorea die Rolle eines „Schrittmachers“.

Angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten des innerkoreanischen Dialogs plant Südkorea, Trumps Handlungsspielraum zu erweitern und eine positive Stimmung für Gespräche zu schaffen. Auf diesen Vorschlag reagierte Trump mit einem Lächeln.

Den Reportern erklärte Trump, dass sein Verhältnis zu Kim Jong-un weiterhin gut sei. Er signalisierte sogar seine Bereitschaft, sich noch vor Jahresende mit Kim zu treffen, möglicherweise beim APEC-Gipfel im Oktober in Südkorea. Ich denke, dass Nordkorea Spielraum hat, um eine Form der Zusammenarbeit mit den USA in Betracht zu ziehen, solange die Agenda nicht ausschließlich auf die Denuklearisierung oder auf Nuklearfragen ausgerichtet ist.

Trump hat seine Absicht bekundet, am Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) teilzunehmen, der ab dem 31. Oktober zwei Tage lang in Gyeongju in Südkorea stattfinden wird. Nordkorea ist zwar kein Mitglied der APEC, kann aber nach Rücksprache zwischen den Mitgliedstaaten eingeladen werden. Die südkoreanische Regierung erwägt, Kim Jong-un eine offizielle Einladung zum APEC-Gipfel auszusprechen. Je nach Reaktion Nordkoreas könnte bereits in zwei Monaten ein Dialogkanal zwischen den Staatschefs Südkoreas, Nordkoreas und der USA aktiviert werden. Die Frage ist, ob Nordkorea diesen Vorschlag für einen Dialog akzeptieren würde.

Nordkorea wird das Angebot wahrscheinlich nicht annehmen. Im Vergleich zu 2018 hat sich die Lage in vielerlei Hinsicht erheblich verändert. Damals war Nordkorea isoliert, und die internationale Gemeinschaft trat relativ geschlossen auf, was durch UN-Sanktionen untermauert wurde.

Dies ist jedoch nicht mehr der Fall. Nordkoreas Atomwaffen wurden erheblich weiterentwickelt, und die Umstände haben sich deutlich verändert. Pjöngjang hat klar zum Ausdruck gebracht, dass es keinen Dialog führen wird, wenn sein Status als Atommacht nicht anerkannt wird. Unterdessen stärkt Nordkorea seine militärischen Beziehungen zu Russland weiter und sieht sich nicht mehr gezwungen, sich ausschließlich auf die USA zu verlassen. Nordkorea fühlt sich stark genug, seine eigene Position durchzusetzen.

Nordkoreas Atomwaffen und das geopolitische Umfeld haben sich im Vergleich zu Trumps erster Amtszeit erheblich verändert. Im Jahr 2019 nahm Kim Jong-un eine 60-stündige Zugreise von Pjöngjang nach Hanoi, Vietnam, zum zweiten Gipfeltreffen mit Trump auf sich, das jedoch ohne Ergebnis blieb. Seit 2020 hat Nordkorea rasch neue Waffentypen entwickelt. Vor den US-Präsidentschaftswahlen 2024 testete es sogar eine Interkontinentalrakete, die das US-Festland erreichen könnte. In der Zwischenzeit hat Nordkorea die Zusammenarbeit mit Russland durch die Unterzeichnung des Vertrags über umfassende strategische Partnerschaft verstärkt.

Russland feierte am 9. Mai den 80. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Anlass stattete Kim Jong-un der russischen Botschaft in Pjöngjang seinen ersten Besuch ab und demonstrierte damit die gestärkten Beziehungen zwischen Nordkorea und Russland. Tatsächlich rückt Pjöngjang immer näher an Moskau heran und scheint sich aus der internationalen Isolation zu befreien.

Am 29. Juli gab Nordkorea durch Kim Yo-jong, der mächtigen Schwester von Kim Jong-un, eine Erklärung ab, dass ein Dialog mit den USA möglich wäre unter der Voraussetzung, dass Nordkoreas Status als Atommacht anerkannt wird. Da Nordkorea die Bedingungen für einen Dialog verschärft hat, bleibt die Frage, ob die USA und Nordkorea zurück an den Verhandlungstisch kommen können.

Es scheint für die USA schwierig zu sein, Nordkorea ohne eine grundlegende Neuorientierung wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Dazu haben sich zwei hauptsächliche Sichtweisen etabliert: Erstens ein pragmatischer Ansatz, der vorsieht, dass die USA ihre strenge Haltung zur Denuklearisierung vorübergehend aufgeben und sich stattdessen darauf konzentrieren, die potenzielle Bedrohung durch Nordkorea zu verringern.

Der andere Ansatz plädiert dafür, das Prinzip der Denuklearisierung ganz aufzugeben und zu einer Strategie der nuklearen Rüstungskontrolle und Abrüstung überzugehen, um Nordkorea in Schach zu halten. Dies wäre eine grundlegende strategische Neuausrichtung. Das vorrangige Ziel würde sich von der Denuklearisierung hin zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea verlagern. Um Nordkorea erfolgreich in einen Dialog einzubinden, scheint eine grundlegende Änderung des Verhandlungsansatzes erforderlich zu sein.

Bis heute halten die USA an ihrer Haltung fest, dass Nordkorea keine Atomwaffen besitzen darf. Auch beim jüngsten Gipfeltreffen zwischen Südkorea und den USA wurde das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel angesprochen.

Unmittelbar nach dem Gipfeltreffen letzte Woche unterstrich Präsident Lee in seiner Rede bei einer Veranstaltung des Zentrums für Strategische und Internationale Studien in Washington, D.C. erneut die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Südkorea und den USA beim Prozess der Denuklearisierung.

Als Reaktion darauf veröffentlichte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 27. August einen Kommentar, in dem erklärt wurde, dass das Land an seiner Position festhalte, niemals auf Atomwaffen zu verzichten. Die Nachrichtenagentur warf Präsident Lee vor, sich Illusionen über die Denuklearisierung Nordkoreas zu machen.

Nordkoreas grundlegende Position ist, dass es Verhandlungen aufnehmen wird, wenn sein Dialogpartner das Prinzip der Denuklearisierung aufgibt und seinen Status als Atommacht teilweise anerkennt. Dies erfordert eine Änderung der Haltung der USA.

Vor seinem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten erklärte Trump jedoch, dass die Denuklearisierung sehr wichtig sei. Auch Präsident Lee bekräftigte in seiner Rede im Zentrum für Strategische und Internationale Studien das Prinzip der Denuklearisierung. Sowohl die USA als auch Südkorea bleiben also bei ihrer Haltung zur Denuklearisierung. Ohnehin gibt es fast keinen Spielraum dafür, Nordkorea als Atomwaffenstaat anzuerkennen.

Wichtiger ist aber, dass Südkorea und die USA offenbar eine gemeinsame Sichtweise hinsichtlich der Stärkung ihrer Verteidigungsposition haben. Beide Seiten scheinen sich darauf geeinigt zu haben, eine noch engere Beziehung in Bezug auf die Verteidigungsfähigkeiten aufzubauen. Infolgedessen wird Nordkorea wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte mit Worten und Taten der Auflehnung reagieren, abhängig vom Ergebnis der Stärkung des südkoreanisch-amerikanischen Bündnisses.

Nordkorea wird wahrscheinlich weiterhin Südkorea kritisieren. Interessanterweise wurde im jüngsten Kommentar das Gipfeltreffen zwischen Südkorea und den USA, auf dem beide Seiten ihr Engagement für die Fortsetzung des Dialogs zwischen den USA und Nordkorea bekräftigt haben, gar nicht erwähnt. Die selektive Reaktion Nordkoreas kann als Absicht interpretiert werden, jede Änderung in der Politik Washingtons gegenüber Nordkorea separat zu beurteilen.

Es bleibt abzuwarten, ob das jüngste Gipfeltreffen zwischen Südkorea und den USA den Friedensprozess auf der koreanischen Halbinsel voranbringt.

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