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Nordkorea

Elektronische Bezahlsysteme in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-09-06

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News
Immer weniger Südkoreaner nehmen Bargeld in die Hand, selbst wenn sie nur kleinere Beträge zahlen müssen. Das bargeldlose Zahlen wird durch verschiedene elektronische Bezahlsysteme, wozu Online-Banking, Kreditkarten oder einfache Bezahldienste zählen, möglich gemacht. Dank Bezahl-Apps können auch Smartphones benutzt werden. Wie sieht es mit dem Angebot in Nordkorea aus? Nach einem Bericht der Bank of Korea in Südkorea greifen die Nordkoreaner auf verschiedene Bezahlmethoden zurück. Dazu gehörten demnach zwischen 2015 und 2019 neben der Barbezahlung in der Landeswährung auch Devisen und Währungskarten. Auch sei zum Beispiel mit Getreide bezahlt worden. Nach 2010 seien verstärkt elektronische Bezahloptionen möglich gewesen. Einer der Gründe für die Veränderungen könnte die große Währungsreforum von 2009 gewesen sein. In den 1990er Jahren entstanden immer mehr private Märkte, oder Jangmadang, was den Handel im Land beförderte. In den 2000er Jahren führte der Anstieg im öffentlichen Handel wie auch die zunehmenden Schmuggelaktivitäten dazu, dass mehr Auslandsdevisen ins Land kamen und sich mehr Geld im Umlauf befand. Die meisten Nordkoreaner weigerten sich, ihr Bank in den lokalen Banken zu deponieren, weil sie den Instituten nicht vertrauten. Es wird angenommen, dass die Regierung die Währungsreform angeschoben habe, um das gehortete Geld der Bürger in Umlauf zu bringen. Zum Thema sagt Seo So-young vom Koreanischen Institut für die Entwicklung der Informationsgesellschaft in Südkorea: 

Unter der Währungsreform wurde den Nordkoreanern eine Woche Zeit gegeben, um ihr altes Geld bei einem Wechselkurs von 100 zu 1 in neues Geld umzutauschen. Das hieß, 100 alte Won wurden gegen ein Won neues Geld getauscht. Die höchste Geldmenge für den Umtausch war auf nur 100.000 alte Won pro Haushalt beschränkt. Nach der Periode des „mühsamen Marschs“ in den 90er Jahren verdienten zahlreiche Nordkoreaner Geld durch Transaktionen im Schwarzen Markt, und sie verbargen ihre Gewinne zuhause und brachten das Geld nicht auf die Bank. Die überraschende Währungsreform löste unter den Menschen in Nordkorea Panik aus. 

Das Vereinigungsministerium in Südkorea geht davon aus, dass ein Kilogramm Reis derzeit 1000 Won in Nordkorea kostet. Der Preis würde ohne Inflation bei 20 Won liegen. Doch nach der Währungsreform im November des vergangenen Jahres stiegen die Preise um das 50-fache. Die Nordkoreaner dachten, dass ihr Geld nach der Reform von 2009 nur noch ein Stück Papier wert war. Sie griffen deshalb immer mehr auf Auslandswährungen wie Dollar oder Yuan zurück. Experten weisen darauf hin, dass Nordkorea ein Jahr vor der Währungsreform die mobilen Kommunikationsdienste wiederaufgenommen habe. Damals wurde das 3G-Netz dank der Investitionen durch das ägyptische Telekommunikationsunternehmen Orascom aufgebaut. Immer mehr Menschen kauften Handys und nutzten Speicherkarten mit der UMTS-Anwendung:

Nordkorea setzte 2004 den 2G-Mobilfunkservice aus, der von Loxley Pacific angeboten wurde. Zuvor hatte es am Bahnhof in Ryongchon wenige Stunden, bevor ein Zug mit dem damaligen Machthaber Kim Jong-il vorbeifahren sollte, eine Explosion gegeben. Beamte vermuteten damals, dass ein Mobiltelefon benutzt wurde, um die Explosion auszulösen. Als das 2G-Netz 2002 eingerichtet wurde, konnten nur Parteifunktionäre und Ausländer ein Handy haben. Nach 2008 jedoch kauften die Menschen Handys und UMTS-Speicherkarten in staatlichen Läden und ließen sie registrieren. Vor diesem Hintergrund konnte Nordkoreas größter Telekommunikationsanbieter Koryolink einige Gebühren in Dollar einziehen. 

Nordkorea führte 2005 sogenannte IC-Karten mit intergriertem Schaltkreis, die Sili genannt wurden, ein. 2010 begannen die Menschen damit, eine elektronische Bezahlkarte, Narae, zu benutzen, um für Waren und Dienste in ausländischer Währung zu bezahlen. Das ist eine wiederaufladbare Prepaid-Karte. Die Nutzer müssen zunächst zur Bank gehen, um sich eine Karte zu besorgen. Doch können sie ihrer Karte in Banken, Hotels oder Kaufhäusern mehr Geld hinzufügen. Auch kann sie für Überweisungen benutzt werden: 

Westliche Länder und Südkorea führten elektronische Bezahlkarten ein, weil sie bequem sind. Doch Nordkoreas Narae ist auf Anonymität gerichtet. Auf die Karte können unabhängig von der Quelle Dollar oder Yuan geladen werden. Viele Nordkorea verstecken ihr Geld, das sie auf den Jangmadang verdient haben, unter dem Wohnungsboden oder hinter der Tapete. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Geldmenge im Umlauf eher gering ist. Durch die Verteilung von Bezahlkarten, die Anonymität garantieren, ermutigt die Regierung die Menschen, Devisen zu benutzen. 

Es gibt keine genauen Zahlen, doch wird angenommen, dass 2010 fünf verschiedene Bezahlkarten in Nordkorea eingesetzt wurden. Diese Zahl stieg 2018 auf 20. Doch die Mehrzahl der Nordkoreaner macht von elektronischen Bezahllösungen keinen Gebrauch:

Kartenleser wurden in den großen Städten, darunter Pjöngjang, vor allem in staatlichen Läden, Devisenläden, Restaurants und Hotels installiert. Bürger, die auf dem Jangmadang gearbeitet haben, benötigen nicht unbedingt elektronische Bezahlkarten. Auch können Stromausfälle in Nordkorea den Bezahlvorgang stören. 

Aber auch in Nordkorea verbreiten sich immer mehr Smartphones: 

Heutzutage sind mobile Telefone zu einem unverzichtbaren Teil unseres Lebens geworden. 

In Nordkorea werden die Geräte wie im Rest der Welt für verschiedene Zwecke genutzt. Falls Nordkoreaner kein Bargeld haben, können sie mit Gesprächsguthaben handeln. Die Nutzer haben in Nordkorea drei Monate lang 200 freie Anrufminuten pro Monat, solange sie jedes Quartal die Grundgebühren zahlen. Sie können dieses Guthaben an Leute verkaufen, die sie benötigen, oder auch damit einkaufen: 

Für die Händler in den Märkten scheinen 200 freie Minuten pro Monat nicht ausreichend zu sein. Einige besorgen sich UMTS-Chips oder mehrere Mobiltelefone. Doch Leute, die ungenutzte Minuten haben, können sie verkaufen. Der Vorgang ist recht einfach. Koryolink-Kunden können das ungenutze Gesprächsguthaben über Textnachrichten handeln. Wenn der Käufer und Verkäufer dicht beisammen sind, kann der Käufer direkt in bar bezahlen. Wenn sie weiter auseinander sind, können sie über Donju, was Geschäftsleute sind, handeln, die in Geldtransaktionen auf den Jangmadang tätig sind. Donju oder Händler, die vor allem chinesische Handys verkaufen, arbeiteten vorher in der Regel als Mittelsmänner, um Gesprächsguthaben in Geld zu tauschen. Sie werden als „Telefon-Geldhändler“ bezeichnet.  

Nordkorea reformierte die Handyverträge ab etwa 2015. Der Basisplan mit 200 Freiminuten blieb dabei erhalten. Doch sobald die Kunden die Grundgebühr für ein Quartal bezahlen, erhalten sie jetzt jeden Monat 150 Won, oder 450 Won in drei Monaten. Das wird auch als „Telefongeld” bezeichnet. Sobald sie die verfügbaren Freiminuten überschreiten, können sie dieses Extrageld für weitere Anrufminuten nutzen. Sie können zwar nicht mehr ihr Gesprächsguthaben eintauschen, aber sie dürfen mit dem „Telefongeld“ handeln:

Die Südkoreaner sind mit dem Konzept des Telefongelds nicht vertraut. Für die Nordkoreaner ist es schwierig, von einer Region in die andere zu reisen, während die Bankingsysteme nicht richtig funktionieren. Daher ist es nicht einfach, Geld an Verwandte oder Händler in anderen Regionen zu schicken. Aus diesem Grund wird das Telefongeld viel genutzt. Wenn zum Beispiel Eltern ihren Kindern, die beim Militär sind oder in einer anderen Region studieren, Geld geben wollen, können sie Telefongeld im Wert von 30 Minuten Anrufzeit an einen Donju in dieser Region schicken. Die Donju ziehen 40 Prozent an Gebühren ab, tauschen den Rest in Bargeld um und geben dieses an die Kinder weiter. 

Das einzigartige System in Nordkorea kann auch als eine Art mobiles Geld verstanden werden. Mit der steigenden Zahl an Handy- und Smartphone-Nutzern in Nordkorea gingen auch neue Online-Einkaufsplattformen wie Manmulsang und Okryu an den Start. Erstere richtet sich vor allem an PC-Nutzer, die zweite an Handy-Nutzer. Der elektronische Handel in Nordkorea erlaubte es zwar den Kundern in der Frühphase, Waren online zu bestellen. Doch mussten sie den Lieferanten Bargeld geben. Später entwickelte das Land eine mobile Bezahl-App namens „Woolim“, mit der die Kunden mit dem geladenen Guthaben bezahlen konnten. Die nordkoreanische Propaganda-Website Meari berichtete 2020, das Land habe ein mobiles Bezahlsystem entwickelt und führe es jetzt in den Alltag ein. Dieser Service sei eine neue Art der Bezahlmethode, durch die Nutzer Dienstleistungsgebühren und andere Gebühren mit ihrem Smartphone begleichen könnten:

Nordkorea hat Bezahl-Apps entwickelt und veröffentlicht diese für die Regimepropaganda. Nordkoreanische Flüchtlinge, die 2021 aus Nordkorea kamen, sagen, dass sie noch nie in ihrem Heimatland von „Woolim“ gehört haben, und dass es die Einheimischen auch nicht nutzen. Es scheint, als ob die Bewohner dem elektronischen Bezahlsystem nicht trauen, das sich noch in einem jungen Stadium befindet. Grundsätzlich sollte die Informationskompetenz zuerst kommen, bevor System dieser Art eingeführt werden. Doch ohne die entsprechende Weiterbildung entwickelt Nordkoreas Regierung elektronische Bezahlkarten und ruft die Menschen einfach dazu auf, sie zu benutzen. Viele Nordkoreaner werden es als schwierig empfinden, sie im Alltag zu benutzen, weil ihnen nicht vertraut wird. 

Nordkorea verabschiedete 2021 das Gesetz für elektronische Bezahlung mit dem Zweck, die Bargeldmenge, die sich im Umlauf befand, zu reduzieren, den Einsatz bargeldloser Bezahlmöglichkeiten zu erhöhen und die Geldzirkulation insgesamt zu befördern. Das Land änderte das Gesetz im Juli, jedoch wurden zunächst keine Details bekannt. Im Einklang mit der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie werden sich Nordkoreas elektronische Bezahlsysteme wohl schrittweise ausweiten.

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