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Gesellschaft

Die Gayageum Virtuosin Han TeRra

2016-04-26

Am vergangenen Dienstagabend fand zur Feier des 130. Jahrestags der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Korea und Frankreich in der Sejong Chamber Hall in Seoul ein gemeinsames Konzert der koreanischen Gayageum-Spielerin Han TeRra und des französischen Bratschisten Erwan Richard statt. Die beiden Musiker spielten koreanische Hofmusik sowie klassische Werke renommierter französischer Komponisten wie Marin Marais, Camille Saint-Saens und Claude Debussy. Die Melange von klassischer Musik aus Korea und Frankreich gespielt auf einer Gayageum und einer Bratsche stellte für das Publikum ein hinreißendes Erlebnis dar. Obwohl die Kombination von Gayageum und Viola zunächst ungewohnt erschien, erreichten die beiden Musikinstrumente bald eine perfekte Harmonie.

Mann: Das Zusammentreffen von Ost und West war spannend und interessant, eine paradoxe Harmonie zwischen der Gelassenheit des Ostens und der Vielschichtigkeit des Westens. Es war anfangs ungewohnt, aber nach einer Weile wurde mir klar, dass Musik überall verstanden wird.

Frau 1: Die Gayageum-Melodien waren sehr schön. Die moderne Interpretation des traditionellen koreanischen Instruments war interessant und es passte sehr gut mit der Bratsche zusammen. Ich war überrascht, dass zwei so unterschiedliche Instrumente so eine schöne Harmonie bilden konnten.

Frau 2: Ich wusste nicht, dass Viola und Gayageum so gut zusammenpassen. Es war verblüffend, solch eine neue musikalische Welt zu sehen. Frankreich ist eine kulturelle Großmacht und Korea hat eine lange kulturelle Geschichte, das Treffen der beiden war ein einzigartiges Erlebnis.


Es war auch das erste Mal für den Bratschisten Erwan Richard, zusammen mit einer Gayageum-Spielerin aufzutreten. Es war eine neue Erfahrung für ihn, und er war offensichtlich sehr zufrieden damit, wie harmonisch die beiden Instrumente zusammenpassten.


Ich spielte zum ersten Mal ein Duett mit einer Gayageum. Han TeRra hatte einige interessante Stücke ausgesucht und es war ein tolles Programm. Die Instrumente klingen gut zusammen, es war wunderbar harmonisch.

Niemand hatte sich vorher ein Duett mit Gayageum und Viola vorstellen können. Kaum jemand außer Han TeRra hätte vorher gedacht, dass die beiden Instrumente so gut miteinander harmonieren würden. TeRra hatte im Alter von 6 Jahren angefangen, ein traditionelles koreanisches Musikinstrument zu lernen und beherrschte bereits als Jugendliche alle Gayageum-Solostücke. Sie galt schon sehr früh als ein Gayageum-Wunderkind.

Han TeRra war die erste Gayageum-Spielerin, die ein Stipendium des Asian Cultural Council (ACC) erhielt. Sie studierte traditionelle asiatische Saiteninstrumente an der Universität der Künste Tokio und am zentralen Musikkonservatorium in Peking. Im vergangenen Jahr trat sie als bisher jüngste Gayageum-Spielerin in der Carnegie Hall in New York auf. Seit ihrer Kindheit war sie stolz darauf, Musikerin zu sein. Ihre ganze Leidenschaft gehört der Musik, furchtlos stellt sie sich bei ihrer Suche nach dem perfekten Klang jeder Herausforderung. TeRra erstes Musikinstrument war nicht etwa die Gayageum, sondern das Klavier. Sie fing mit vier Jahren damit an und wechselte zur Gayageum, als man ihr die Beherrschung des traditionellen koreanischen Saiteninstruments zutraute.

Es hat viel Spaß gemacht, die Gayageum spielen zu lernen, als ich das Instrument erst mal verstanden hatte. Ich dachte immerzu an die Gayageum, beim Üben, beim Schlafen, selbst beim Essen. Es war gar nicht anstrengend für mich. Ich hatte so viel Spaß mit der Gayageum, dass ich nichts Anderes tun wollte.

Alles drehte sich bei ihr um die Gayageum, und so besuchte sie ganz selbstverständlich die nationale Gugak-Mittelschule und -Oberschule. Statt ihr Können weiter auszubauen, stürzten die Jahre in den Spezialschulen sie allerdings in eine tiefe Krise.

Im ersten oder zweiten Jahr der Mittelschule hatte ich gar keine Lust mehr auf die Gayageum. Ich hatte schon Sanjo, Solostücke, darauf gemeistert, bevor ich auf die Mittelschule kam, musste sie dort aber erneut lernen. Meine Lehrer sagten mir, dass ich schon zu viel konnte und dass sie nicht wussten, was sie mir beibringen sollten. Sie meinten, dass ich mir einen anderen Lehrer suchen sollte. Also ging ich zu Kim Il-ryun, mittlerweile Professorin an der Chung-Ang-Universität. Sie brachte mir die Gayageum-Sanjo von Choi Ok-Sam bei und zeigte mir, wie man die neu entwickelte 25-saitige Gayageum spielt. Sie eröffnete mir die neue Welt der modernen Gayageum-Musik. Aber in meinem zweiten Jahr an der Oberschule hatte ich eine weitere große Krise.

Han TeRra hatte in jenem Jahr versucht, die Gayageum möglichst zu vermeiden. Erst als sie sich an der Nationaluniversität Seoul für klassische koreanische Musik eingeschrieben hatte, fand sie aus der Krise heraus, da sie auf Konzerten in Korea und im Ausland spielen konnte. Doch sie hatte nach wie vor eine unerfüllte musikalische Sehnsucht nach mehr, es zog sie zum Studieren ins Ausland. Sie war drauf und dran, nach Harvard zu gehen, als sie ein überraschendes Angebot bekam.

Ich bekam in dieser Zeit die Gelegenheit für ein Solokonzert in San Francisco. Der Chef des Asian Cultural Council (ACC) in New York kam auf mich zu und fragte mich über meine Zukunftspläne. Als ich ihm sagte, dass ich in den USA studieren wollte, meinte er, dass ich das nicht bräuchte und versprach mir, dass das ACC mich unterstützen würde, wenn ich als Künstlerin auftreten wollte. Ich dachte eine Zeit lang über den Vorschlag nach, bevor ich zusagte.

Han erhielt im Jahr 2010 ein Blanchette Rockefeller-Stipendium des ACC. Sie lebte in New York, aber nicht als Studentin, sondern als Künstlerin. Während ihres Aufenthalts in New York hatte sie das Glück, die Meister der experimentellen und Avantgarde-Musik kennenzulernen wie etwa den einflussreichen Jazz-Saxophonisten John Zorn und die minimalistischen Komponisten Steve Reich und Philip Glass. Sie alle waren von Hans Gayageum-Spiel fasziniert. Die Arbeit mit solch legendären Musikern in einer fremden und aufregenden Stadt stellte für Han den entscheidenden Wendepunkt dar, den sie brauchte.

Ich hatte das Glück, einen berühmten Komponisten zu treffen, der mir eine ganz neue Klangwelt eröffnete. Wir hörten jeder die Musik des anderen und wir erkannten beide, dass dabei unterschiedliche Klangdimensionen im Spiel waren. Es war für mich ein Moment der Offenbarung.

Seit diesem Moment der Erkenntnis begann Han TeRra, in den Vereinigten Staaten, Japan, China und Europa aufzutreten. Sie arbeitete mit ausländischen Musikern und spielte mit der Gayageum amerikanische Popsongs und europäische Klassiker, um das wunderbare Saiteninstrument aus Korea bekannt zu machen.

Als ich Konzerte in Übersee gab und verschiedene Arten von Musik spielte, von westlichen Klassikern bis hin zu moderner elektronischer Musik, wurde mir klar, dass es immer auf Originalität ankam. Was die Menschen hören wollten, war die Schönheit der Musik, kein bestimmtes Genre oder Repertoire. Die Leute liebten die Musik selbst. Natürlich spiele ich gerne „Let It Be“ und andere moderne Popsongs mit der Gayageum, aber die besten Gayageum-Klänge können mit Jahrtausende alter traditioneller koreanischer Musik erreicht werden. Das ist die Macht der Klassiker, die Musik, die Zeit und Raum überbrückt.

Fest entschlossen, die elementare Schönheit der Gayageum zu demonstrieren, entschied sich Han TeRra dazu, für ihr Gayageum-Soloalbum im Jahr 2015 „Boheosa” (보허사) und „Yeomillak” (여민락) einzuspielen. „Boheosa“ ist die musikalische Begleitmusik zum höfischen Tanz. Sie wurde im 12. Jahrhundert, während der Goryeo-Dynastie, in Korea eingeführt. Es ist eine extrem außergewöhnliche Musik, die die Jahrhunderte der Zeit überdauert hat. „Yeomillak“ bedeutet etwa „zusammen mit den Menschen Musik genießen“. Die Melodien wurden einigen Teilen des Yongbieocheonga (용비어천가) hinzugefügt, einem Buch voll musischer Lyrik, geschrieben zur Zeit König Sejongs in Hangeul, um die Errungenschaften der frühen Joseon-Könige zu loben. „Yeomillak“ wurde auf großen Festen am königlichen Hof gespielt, doch im Laufe der Zeit gingen die Texte verloren und die Melodien wurden für ein Ensemble von Blas- und Streichinstrumenten von heute verkürzt. Diese Musik spielte Han TeRra auf der Gayageum als Solostücke ein.

Das Jahr 2015 war für Han TeRra in mehrerer Hinsicht ein bedeutungsvolles Jahr. Sie trat als bisher jüngste koreanische Gayageum-Künstlerin in der Carnegie Hall auf, wo sie das Gayageum-Sanjo des berühmten koreanischen Gayageum-Virtuosen Choi Ok-sam, Koreas immaterielles Kulturgut Nr. 23, in voller Länge vortrug.

Ich war so glücklich. Niemand hatte jemals zuvor die koreanische Gayageum in der Carnegie Hall gespielt, gar nicht zu reden von einem ganzen Sanjo-Stück. Es war eine Stunde reiner natürlicher Klänge vor einem ausländischen Publikum.

Han TeRras Auftritt in der Carnegie Hall fand im Rahmen der 125-Jahr-Feier des altehrwürdigen Konzerthauses statt. Es fiel mit dem 120. Geburtstag des Gayageum-Meisters Choi Ok-sam zusammen, das Konzert war daher auch ein Teil von Hans weltweiter Tournee, die in Tokio begonnen hatte und am nationalen Gugak-Zentrum in Seoul endete. Sanjo ist ein einzigartiges koreanisches Musikgenre, auch koreanische Sonate und die Blume der Instrumentalsoli genannt, das Freud und Leid und alle anderen Gefühle des koreanischen Volks verkörpert. Langsam und resonant, mit vielen Pausen zwischen den Noten, schien die Sanjo-Musik das Publikum einen Moment zu entspannen und alle möglichen seelischen Schmerzen zu lindern. Der Konzertsaal war eine ganze Stunde lang sehr ruhig, während das Sanjo-Stück gespielt wurde. Obwohl es weder fröhliche Volksmusik noch trendige Fusion-Musik war, war das Publikum von der Aufführung begeistert. Han TeRra erkannte erneut, dass dies die verhaltene Schönheit der klassischen koreanischen Musik war, über die ihre Mentorin einst gesprochen hatte.

Als ich ein Jahr lang Hofmusik studierte, wurde mir klar, wie schön sie ist. Meine Mentorin und Gayageum-Meisterin Kim Jeong-ja hat oft gesagt, dass das Wesen der koreanischen Musik die Zurückhaltung sei. Ich lernte dessen Bedeutung, als es mir nur mit Mühe gelang, Ton und Takt unter Kontrolle zu halten, während ich mein Album aufnahm.

Es ist schon 30 Jahre her, seit Han TeRra mit der Gayageum und der traditionellen koreanischen Musik anfing. Nachdem sie die emotional turbulenten Jahre in ihrer Jugend und ihren 20er Jahren überstanden hatte, fand sie in ihren 30ern schließlich das Wesen der klassischen Gayageum-Musik und versucht seitdem, das Saiteninstrument am besten zur Geltung zu bringen. Ihr kontinuierliches Bestreben, die Gayageum zu erhalten, indem sie neue Elemente einfließen lässt, hat auch andere Künstler inspiriert. Der Bildhauer Choi In-su, der eine Art Galerie-Konzert mit Han TeRra vorbereitet, erzählt uns von seinen Eindrücken.

Ich mag die Art, wie sie Koreas tief verwurzelte traditionelle Musik mit ihren abenteuerlichen musikalischen Ausflügen kombiniert. Ich persönlich denke, dass sich ihre Gayageum-Musik wie aus einer anderen Dimension anhört.

Die Gayageum-Virtuosin Han TeRra will Musik machen, die von komplexer und zugleich zurückhaltender Schönheit durchdrungen ist. Darüber hinaus will sie sie mit anderen teilen. Denn sie weiß, dass Musik bedeutungsvoller wird, wenn man sie mit anderen Menschen zusammen genießt.

Ich versuche, eine einzigartige Han TeRra-Musik zu machen. Ich hatte mich von der Außenwelt zurückgezogen, um mich meinen eigenen musikalischen Herausforderungen zu stellen. Aber jetzt weiß ich, dass es für einen echten Künstler nicht darauf ankommt, sich zu isolieren. Es ist eine Pflicht des Künstlers, Musik zu machen, an der man sich mit anderen Menschen zusammen erfreuen kann.

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