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Gesellschaft

Die koreanische Jazzdiva Woong San

2016-11-29

Eine Sängerin mit langen, welligen Haaren und im schwarzen Paillettenkleid erscheint auf der Bühne. Sie beginnt zu singen. Ihre kraftvolle Soulstimme hallt durch den dreigeschossigen Konzertsaal und mit ihren sinnlichen Blicken und Gesten zieht sie das Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann. Die Sängerin ist die Jazzdiva Woong San.

Am 19. November feierte Woong San mit einem Konzert ihr 20-jähriges Jubiläum als Jazzsängerin. Sie zählt zu den besten Jazzsängern des Landes und mit ihrer perfekten Mischung aus künstlerischem Anspruch und Unterhaltung gelingt es ihr, Jazz einem breiteren Publikum näher zu bringen.



Frau 1: Ich bin seit zehn Jahren ein Fan und gehöre auch einem Fanclub an. Jazz ist ein schwieriges Musikgenre, aber Woong San ermöglicht einen leichteren Zugang dazu. Mit jedem Jahr wird sie besser. Ich denke, sie ist die beste Jazzsängerin in Korea, vielleicht sogar in ganz Asien.

Mann 2: Jazz hat eine große Faszination. Ich denke, das zeigt auch die Musik von Woong San. Deshalb zieht es mich auch immer wieder zu ihren Konzerten.

Frau 3: Die Musik von Woong San ist eine große Bereicherung. Wenn ich ihre Musik höre, verfliegt alles Negative. Woong San ist die beste. Ich bin glücklich, sie zu haben.


Die Sängerin und Songwriterin veröffentlichte kürzlich ihr 12. Album mit dem Titel „Jazz is my life“, eine Retrospektive ihrer 20-jährigen Musikkarriere.

1996 gab Woong San ihr Debüt und 2003 veröffentlichte sie ihr erstes Album. 2008 gewann sie bei den Korean Music Awards den Preis für bestes Jazz-Album und bestes Lied. 2010 wurde ihr Album „Close Your Eyes“ vom japanischen Jazzmagazin „Swing Journal“ mit einem „Golden Disk Award“ ausgezeichnet. Im darauffolgenden Jahr gewann sie den Preis für bestes Album und beste Stimme der japanischen Zeitschrift „Jazz Critique“ für ihr Album „Once I Loved“. Als eine der besten Jazzsängerinnen ist sie nicht nur in Korea, sondern in ganz Asien bekannt. In der Oberschule jedoch kannte man sie nur unter den Namen Kim Eun-yeong.

Kim Eun-yeong hatte zwei Träume, die unterschiedlicher nicht sein konnten und teilweise auf ihre Familienverhältnisse zurückgeführt werden können.

In der Grundschule wollte ich entweder Musikerin werden oder Mönch. Mein Vater hatte Buddhismus studiert und Bücher darüber geschrieben. In meiner Familie gab es auch buddhistische Mönche. Ab der dritten Klasse bis zur Oberschule spielte ich dann Trompete in der Blaskapelle. Aber niemand sagte mir, dass ich gut singe oder musikalisch begabt wäre. Ich war im Schulchor und in der Band, weil ich die Musik einfach liebte.

An einem Herbsttag packte die 17-Jährige plötzlich ihre Sachen. Sie war entschlossen, einen ihrer zwei Träume zu verwirklichen. Sie wollte buddhistischer Mönch werden.

Als ich 17 war, wurde mir klar, dass die Schule nichts für mich ist. Deshalb fuhr ich zum Tempel Guin-sa in Danyang, in der Provinz Chungcheong-do. Als Kind war ich schon einmal dort gewesen. Um Mitternacht kam ich am Bergtempel an. Und so begann mein Tempelleben.

Die buddhistische Ausbildung war strikt und rigoros. In dieser Zeit erhielt sie ihren buddhistischen Namen: Woong San. Zwei Jahre vergingen.



Eines Tages während meiner Meditation nickte ich kurz ein. Da schlug mir ein Mönch mit einem Bambusstock auf die Schulter. Ich war so erschrocken, dass plötzlich ein Lied aus mir herausplatzte. Das Lied war Han Young-aes „Is Anybody There“. Nicht nur der Mönch war überrascht. Und so entdeckte ich, dass mir die Musik immer noch wichtig war.

Nach diesem Vorfall packte sie wieder ihre Sachen und änderte erneut ihren Kurs. Sie machte ihren Schulabschluss und ging auf die Universität, wo sie einer Rockband beitrat.

Ich trat der bekanntesten Band der Sangji-Universität bei. Ich war die erste Rocksängerin der Dolphins Rock Band. Vor meinem ersten Auftritt dachte alle, ich sei ein Sänger. Im Tempel lernte ich, mit dem Bauch zu atmen, und skandierte Gebiete. Das erwies sich als sehr gutes Stimmtraining. Ich hatte eine starke, raue Stimme, die auf meinem ersten Konzert die Leute schockierte.

Zu dieser Zeit war eine Rocksängerin eine Seltenheit. Schnell erlangte Woong San Bekanntheitsgrad, was ihr großes Selbstbewusstsein gab.

Ich war in der Uni so bekannt, dass ich dachte, Musikagenten würden Schlange stehen. Aber nach dem Abschluss kontaktierte mich niemand. Ich fiel in eine Depression. Eines Tages gab mir ein Freund eine Kassette mit Jazz-Musik. Darauf war ein Lied von Billie Holiday „I’m a Fool to Want You”. Das war so anders als Rockmusik. Es war herzzereißend. Das war der Beginn meiner Jazzleidenschaft.

Woong San hörte sich tagsüber Jazzmusik im Schallplattenladen an und besuchte abends Jazzclubs. Dann traf sie Shin Gwan-woong, einen koreanischer Jazzmusiker.

Der Jazzpianist Shin Gwan-woong spielte in einem Club, den es heute nicht mehr gibt. Nach der Vorführung klatsche ich mit so großer Begeisterung, dass sich Shin bei dem Clubmanager nach mir erkundete. Der Manager erzählte ihm, dass ich Musik studiert hätte und ein Jazzfan sei. Shin wollte mich daraufhin kennenlernen. Ich erzählte Shin, dass ich singen wollte, aber nichts über Jazz wüsste. Da forderte er mich auf, ihm etwas vorzusingen. Also ging ich auf die leere Bühne und sang „Is Anybody There“. Nach dem Lied schlug er eine Zusammenarbeit vor.

Woong San, die bis dahin nur in einer Uni-Rockband gesungen hatte, trainierte hart für diese neue Chance und im Januar 1996 betrat sie zum ersten Mal als Jazzsängerin die Bühne.

Ich übte bis in die Nacht hinein. Es gab keine Notenblätter, daher konnte ich den Text und die Musik nur nach Gehör lernen. Das war hart. Nichts war so schwierig wie diese Anfangszeit.

Ihr heutiger Fleiß entstammt wohl aus dieser Zeit. Hier ein Kommentar des Rappers MC Sniper zu der intensiven Vorbereitungphase der Sängerin.

Sie ist sehr penibel. Wenn eine Probe vorbei ist, sendet sie mir immer eine Aufnahme zur Überprüfung. Sie ist immer gut vorbereitet. Im November wollte sie ihr 20-jähriges Jubiläumskonzert geben und im März fragte sie mich, ob ich Zeit dafür hätte. Da waren es noch acht Monate bis dahin. So eine Einstellung findet man nicht oft.

In zwei Jahren Selbststudium machte sie sich die Jazzmusik zu eigen. Während dieser Zeit wurde sie zu einem japanischen Jazzkonzert eingeladen. Dort sah sie sich mit einem unerwarteten Problem konfrontiert.

Auf der Bühne gab es kein Klavier. Es gab nur einen Kontrabass, ein Saxophon und ein Schlagzeug. In Korea geben die Sänger in der Mitte des Konzerts zwei oder drei Lieder zum Besten, als Höhepunkt der Show. Aber ich sollte eine Stunde lang auf diesem japanischen Konzert singen, das unter meinem Namen lief. Diese Situation war neu für mich und sehr frustrierend.

Woong San war erstaunt darüber, dass in Japan andere Jazzinstrumente gespielt wurden. Das motivierte sie, härter zu üben. Hartes Training und unermüdliche Anstrengungen halfen ihr, sich weiterzuentwickeln.

So gegen das Jahr 2000 sagte mir ein Produzent, er wolle in zwei Jahren ein Album von mir herausbringen. Er wolle warten, bis ich als Musikerin noch mehr gereift sei. Ich nahm das nicht ernst, aber zwei Jahre später meldete er sich. Ich flog nach New York, um dort das Album aufzumehmen. Es war wie ein Traum.

2003 arbeitete sie mit dem weltbekannten Pianisten Benny Green zusammen und brachte ihr erstes Album „Love Letters“ heraus. Nach der Aufnahme stellte er ihr den Blue Note Jazz Club in New York vor, wo sie auch auftrat.

Nach ihrem ersten Album 2003 veröffentlichte Woong San fast jährlich ein neues Album. Das ist ungewöhnlich für einen Jazzkünstler, da Jazz im Vergleich zu anderen Musikgenres nicht sehr populär ist. Was hat sie angetrieben?

Ich war ständig inspiriert und voller Tatendrang. In meinen 30igern gab ich mich ganz meiner Musikleidenschaft hin und schrieb viel Musik. Der Jazz hielt mich immer auf Trab und feuerte meine Neugierde an. Letzten Endes ging es darum, musikalische Freiheit durch Erleuchtung zu erlangen, ein wichtiges Konzept im Buddhismus. In dieser Hinsicht gleichen sich Buddhismus und Jazz. Mein Leben ist sozusagen eine musikalische Reise auf der Suche nach Freiheit.

Nach 20 Jahren Musikleidenschaft steht sie nun da als große Künstlerin, die sich in den verschiedenen Musikgenres zu Hause fühlt. Hier der Musikkritiker Lee Heon-seok.

Woong Sans Stärke ist ihre hervorragende Stimme. Ihr charismatischer Gesangsstil erinnert an Rock, aber darüber hinaus kennt sie sich auch mit Pop, Blues, Chansons, Tango und der koreanischen Trot-Musik aus. Vor allem bewundere ich aber ihre Leidenschaft, Konzentration und Perfektionismus. Sie ist eine große Künstlerin, die in der koreanischen Jazzszene und Musikszene allgemein neue Maßstäbe setzen wird.

Die vielseitige Jazzsängerin hat bislang 12 Alben veröffentlicht. Sie sagt, in den letzten 20 Jahren habe sie mit Jazz ein spirituelles Training durchlaufen. Sie wolle weiterhin versuchen, ihre Liebe zum Jazz mit dem Publikum zu teilen. Und als Künstlerin bemühe sie sich außerdem, ehrlich und der Musik treu zu bleiben.

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