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Gesellschaft

Yu Kuk-il, Designer für Metall-Lautsprecher

2016-12-13

Ein Kreis, bedeckt mit einem grauen Gitter, ist in einen Würfel eingelassen, der wiederum auf einem langen, silberfarbenen Metallstück angebracht ist. Dabei handelt es sich um einen Metall-Lautsprecher mit dem Produktnamen „Horizontal und Vertikal“ des Designers Yu Kuk-il. Zwei solcher Würfel-Lautsprecher und eine Musikanlage stehen einer langen Couch gegenüber.

Reist man innerhalb von Europa, kann man am Nachmittag die Kirchenglocken läuten hören. Die Glocken können dabei schon mal zwei oder fünf Kilometer entfernt liegen. Hören Sie jetzt die Glocken durch Yus Lautsprecher.

Nach dem Drücken der Play-Taste sind zwei Kirchenglocken zu hören. Eine klingt weit entfernt, die andere sehr nah. Es ist, als befände man sich in einer europäischen Stadt am Nachmittag.

Man muss die Musik bildlich richtig wiedergeben. Wenn ich Musik höre, fühle ich mich wie auf Wolken. Wolken, die man durch ein Flugzeugfenster sehen kann. Ich stehe von meinem Platz auf und spaziere einfach in die Wolken hinein. Das passiert natürlich nur in meiner Vorstellung. Aber versuchen Sie mit diesem Gefühl der Musik zuzuhören.

Offensichtlich ertönt die Musik aus den Lautsprechern. Doch seltsamerweise scheint die Musik von der leeren Wand hinter den Lautsprechern zu kommen. Hören wir dazu Lee Eun-ju, Leiterin der „The Page Gallery“.

In meinem Musikzimmer sind zwei Lautsprecher installiert. So habe ich das Gefühl, als ob die Musik vor Ort gespielt wird und nicht über die Lautsprecher. Nur Herr Yu schafft es, einen solchen Sound zu produzieren. Mit anderen Lautsprechern hatte ich nie diese Erfahrung.

Yus Lautsprecher vermitteln das Gefühl, mitten im Hörsaal zu sitzen. Man kann den Sound förmlich „sehen“. Darüber hinaus sind sie schön auzusehen. Dazu der Kunstkritiker Kim Yong-dae.



Die Lautsprecher sind sowohl funktional als auch künstlerisch. Das oberste Ziel war zunächst die perfekte Soundwiedergabe. Als das gewährleistet war, kümmerte man sich um das Design. Jetzt sehen sie wie Kunstobjekte aus. Das macht Yus Lautsprecher besonders.

Seit dem 30. November stellt „The Page Gallery“ in Seoul Yus Lautsprecher aus.

Frau 1: Bis jetzt kannte ich nur rechteckige Lautsprecher. Die wurden aber in dieser Ausstellung gar nicht gezeigt. Die Exponate sahen vielmehr wie Skulpturen aus.

Frau 2: Wenn ich meine Augen schließe und zuhöre, weiß ich nicht, wo sich die Lautsprecher befinden. Der Sound klingt so natürlich und klar. Es ist, als könnte ich das Rauschen der Wellen hören.


Yu studierte Metallkunst und Design und seit 23 Jahren designt er bereits Metall-Lautsprecher. Yu hält acht Technologie-Patente, 23 Geschmacksmuster, ein internationales Patent und wurde mit dem international renommierten „Red Dot Design Award“ ausgezeichnet. In der Kategorie „High Performance Audio“ gewann er gleich sechsmal den „CES Innovation Award“. Die CES oder die „International Consumer Electronics Show“ ist eine der weltweit größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik. Lange war Yu unbekannt, aber heute ist er in der Lautsprecher-Industrie als bester Designer weltweit anerkannt.

Mit vier Jahren begann Yu zu zeichnen und zeigte großes künstlerisches Talent. Dazu war er mit einem absoluten Gehör gesegnet. Seine Liebe zur Kunst und Musik führte ihn schließlich zum Kunststudium. Nach dem Abschluss arbeitete er als Audiokritiker.

Ich nehme gern Maschinen auseinander. Dadurch lerne ich ihre Stärken und Schwächen kennen. Starke Vibrationen erzeugen z.B. unnötige Nebengeräusche. Das Gewicht verhält sich nämlich umgekehrt proportional zur Vibration. Das heißt, je schwerer ein Objekt ist, desto weniger vibriert es. Deshalb beschloss ich, Metall zu verwenden. 1998 begann ich, Lautsprecher aus Metall zu bauen.

Yu kaufte auf dem Elektronikmarkt verschiedene Bauteile sowie Lautsprecher. Er baute sie mehrere hundert Mal auseinander und wieder zusammen. Nach sechs Jahren harter Arbeit gründete er seine Firma „Metal Sound Design“ oder kurz MSC.

Ich war sehr zufrieden und voller Zuversicht. Alles sah gut aus. Zu jener Zeit hatte ich nur einen Lautsprecher gebaut. Ich erwartete aber nicht, ihn sofort verkaufen zu können.

Es war ein außergewöhnlicher Lautsprecher, bei dem Technik und Kunst perfekt miteinander harmonisierten. Einige Jahre später kaufte Yu es zu einem sehr viel höheren Preis zurück. Doch bis vor 15 Jahren war Yu ein noch völlig unbeschriebenes Blatt.

Ein Metall-Lautsprecher hatte zwar etwas mehr Gewicht, aber durch die reduzierte Vibration konnte der Sound noch besser wiedergegeben werden. Yu war sich seiner Sache sicher. Deshalb ging er zu Accuton, einem führenden deutschen Lautsprecherhersteller.

14 Stunden dauerte meine Reise nach Deutschland. Doch in nur 25 Minuten wurde ich dort abgewiesen. Sie servierten mich eiskalt ab.

Sein erster Versuch fruchtete nicht. Dennoch flog er die nächsten drei Jahre immer wieder nach Deutschland. Im vierten Jahr traf er dann eine Entscheidung.

Ich entschloss, nach der nächsten Zurückweisung aufzugeben. Vier Jahre vergeblicher Mühen reichten. Nach dieser Entscheidung fühlte ich mich besser. In einem Hotel traf ich die deutschen Vertreter. Sie lobten meine Idee, aber sie wollten nicht viel Geld investieren. Ich erwiderte scharf, dass eine Firma wie ihre wegen einer Großinvestition nicht einknicken sollte und sich in dem Fall unsere Wege trennen würden. Ich war sehr aufgebracht.

Yu machte seine Intention deutlich, eine Partnerschaft mit dem deutschen Unternehmen aufzukündigen. Zu seiner großen Überraschung zeigte sich die Firma daraufhin bereit, ihm eine helfende Hand hinzuhalten. Seitdem produziert er in Zusammenarbeit mit Accuton Lautsprecher.

Für seine Lautsprecher verwendet Yu Duraluminium, das auch für Flugzeugkörper genutzt wird. Das Metall wird zugeschnitten, bearbeitet und mit 800 Teilen zu einem Lautsprecher zusammengesetzt. Ein Lautsprecher wiegt über 100 kg und das Design ist der Sonne, dem Mond, Sternschnuppen oder Lilien nachempfunden. Aus der sich ständig verändernden Natur schöpft Yu seine Inspiration.

Auf meinem Morgenspaziergang sah ich plötzlich Lilien. In der Morgendämmerung schienen sie fast zu leuchten. Das hat mich tief berührt. Diese orangefarbenen Blumen zwischen den grünen Kiefernadeln gaben ein wundervolles Bild ab.

Eine weiterer Grund, der Yus Lautsprecher so besonders macht, ist ihre getreue Wiedergabe des Originalsounds.

Anfangs versuchte ich einen großartigen Sound zu produzieren. Aber das ist vorbei. Die Produzenten und Musiker erzeugen den Sound. Meine Arbeit ist es, diesen Sound genau so wiederzugeben. Dafür sind die Lautsprecher da. Das ist mir sehr wichtig. Der richtige Sound ist der Originalsound.

Um die Intention der Komponisten und die Darbietung der Musiker richtig über seine Lautsprecher wiederzugeben, arbeitet Yu sehr hart am Tuning.

Beim Tuning verwende ich für gewöhnlich so um die 100 Musikstücke. Sie reichen von Klassik über Jazz zu Pop usw. Ein Lied höre ich mir schon mal mehrere hundert Mal an. Wenn ich arbeite, esse ich nichts. Als Abendbrot halte ich mir ein oder zwei Dosen Bier bereit, das sättigt. Ich werde schon mal nervös und sogar wütend. So fang ich an zu arbeiten. 20 Tage dauert es etwa, bis die Arbeit fertig ist.

Yu isst absichtlich nichts, um während des Tunings hochsensibel reagieren zu können. Dank seiner Bemühungen bilden Kunst und Technologie eine perfekte Harmonie. Hier nochmal der Kunstkritiker Kim Yong-dae.

Wir gleichen Restaurantgästen, während Yu als Koch verantwortlich für die Zubereitung unserer Gerichte ist. Ein Koch weiß alles um das Kochen, angefangen vom Auftragen der Gerichte über ihre Zutaten und ihr Geschmack zu der allgemeinen Atmosphäre. Als Metall-Designer besitzt Yu über viele Fertigkeiten und Erfahrung. Als Musikkritiker besitzt er ein gutes musikalisches Gehör. Und all das kommt beim Bau seiner Lautsprecher wunderbar zusammen.

Yu überprüft sogar den Bauplan, wenn es um das Aufstellen seiner Lautsprecher geht. Ihr Design lässt sie im Raum zum Kunstobjekt werden, während das fein abgestimmte Tuning sowie der ideale Standort den richtigen Sound produzieren.

Yus Würfellautsprecher sind in vier Richtungen aufgestellt und ein Stuhl steht inmitten eines leeren Raumes. Mit geschlossenen Augen ist das Rauschen der Wellen zu hören. Die Wellen schlagen an das Ufer und hinterlassen weißen Schaum auf dem Sand. Ich gehe am Strand spazieren. Dann öffne ich meine Augen und sehe mich im Stuhl sitzen.

Um den Originalsound noch besser wiederzugeben, versucht Yu sehr genau auf die Geräusche der Natur zu hören.

Ich versuche nicht zu übermütig zu werden. Trotz allem brauche ich immer noch viel Training. Kopfhörer benutze ich nicht. Sobald die Sonne aufgeht, wache ich auf und höre ungefähr eine Stunde lang dem Wind und den Vögeln zu. Auf einen Teller lege ich dann Kiefernadeln und bringe sie den Vögeln. Wenn ich nicht arbeite, versuche ich, keine Musik zu hören.

Am Ende trägt wohl auch Yus Bescheidenheit dazu bei, dass seine Metall-Lautersprecher zu Meisterstücken wurden.

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