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Lifestyle

Traditionelles koreanisches Papier Hanji: Besonderheiten und Herstellung

#Sie fragen, wir antworten l 2015-11-28

Hörerecke

Q:Wird heutzutage immer noch das traditionelle Papier Hanji aus Baumrinde hergestellt? Ich habe mal einen Brief auf solchem Papier aus Korea bekommen. Können Sie einmal über die Besonderheiten von Hanji und dessen Herstellung berichten?


A:Hanji ist nach wie vor überall im koreanischen Alltag zu sehen und wird auch nach wie vor von Handwerkersmeistern nach alten Methoden produziert. Einer der Hauptherstellungsorte ist Jeonju. Im dortigen traditionellen Hanok-Dorf kann man sich in einem Erlebnisprogramm auch in einigen der Fertigungsstufen der Hanok-Herstellung probieren. Hanji wird auch nach wie vor verkauft, sei es als Künstlerbedarf zum Malen oder für Kalligraphien, oder auch für die Herstellung von traditionellen Lampen, Türen oder Fenstern. Hergestellt wird Hanji in Korea bereits seit über 1600 Jahren aus der Rinde des Maulbeerbaums. Hanji gilt als äußerst beständig, was sich schon aus der folgenden koreanischen Spruchweisheit ablesen lässt: Seide überdauert 500 Jahre, Hanji mehr als 1000 Jahre. Neben dieser Beständigkeit ist Hanji extrem reißfest, aber weich. Es erlaubt Ventilation, hält aber auch Wärme so gut zurück wie Baumwolle. Es ist zudem leicht glänzend und lichtdurchlässig, was es ideal zum Bespannen der Gitterfenster und -türen in den traditionellen Hanok-Häusern macht.

Wie gesagt, wird Hanji aus den Fasern des Maulbeerbaums hergestellt. In Korea wachsen je nach Region drei Arten von Maulbeerbäumen. Die Fasern sind entsprechend unterschiedlich dick und fest. Je nach Nutzungszweck des Hanji-Papiers, also Buchpapier, Kalligraphie-Papier, Tapeten, Fußbodenbelag, Fensterpapier, Seile usw., wird jeweils die Rinde einer spezifischen Maulbeerbaumsorte genutzt.
Neben der Faserqualität ist auch die Wasserqualität wichtig. Für gutes, lange haltbares Hanji-Papier braucht man sauberes, weiches Wasser mit einem niedrigen Kalzium- und Magnesiumgehalt. Traditionell fand sich solches Wasser in abgelegenen Gebirgsgegenden. Die Herstellung umfasst 10 Schritte:

1. Schälen der Rinde. Das passiert zwischen Dezember bis Februar. Dafür werden die Äste in großen Kesseln gedämpft und geschält. Für qualitativ hochwertiges Hanji wird die so abgeschälte Rinde, deren Außenhaut noch dunkel ist, noch mal eingeweicht und geschält. Für billigeres Hanji verzichtet man auf das zweite Schälen und setzt Bleichmittel hinzu.

Die Rinde muss dann drei bis vier Stunden gut gekocht werden. Um Unreinheiten zu beseitigen und die Fasern nicht zu schwächen gibt man Asche hinzu, für die Buchweizenstroh oder Bohnenstengel verbrannt wurden, außerdem Kalkstaub.

In Schritt 3 werden die gekochten Fasern wiederholt in klarem Wasser ausgespült, um alle Unreinheiten zu beseitigen. Danach werden die Fasern in Schritt 4 zerstoßen. Auf traditionelle Weise macht man das auch heute noch, indem die Fasern mit einem großen Holzhammer auf einem Stein geschlagen werden.

In Schritt 5 und 6 werden die zerstoßenen Fasern in einem großen Holzbottich mit Wasser gemischt, wobei man als Bindemittel die klebrige Wurzelsubstanz des Maniok-Bisameibisch hinzusetzt. In diese flüssige Fasermischung wird dann in Schritt 7 für ein einziges Blatt wiederholt ein Siebrahmen getunkt, auf dessen Oberfläche sich beim Schwenken dann Faserschicht um Faserschicht ansammelt, was dem Papier besondere Haltbarkeit verleiht. Im Hanok-Dorf in Jeonju kann man zuschauen, wie das Papier geschöpft wird und es auch ausprobieren. Es heißt, dass ein Handwerker pro Tag 300 Blatt Papier von Größe eines Siebrahmens, also so rund 1m x 1,20m, herstellen kann.

In Schritt 8 wird dann über Nacht die Feuchtigkeit aus dem Papier gepresst, indem es mit einem Stein beschwert wird. Danach werden die Papierbögen getrocknet, sei es an der Sonne oder auf einem beheizten Fußboden, wobei sie von einer Holzplatte beschwert werden. Nach dem Trocknen werden die Hanji-Bögen im letzten Schritt noch mal mit einem großen Holzhammer geschlagen, um die Oberfläche zu glätten, eine feinere Textur zu erhalten und glänzend zu machen. Die Fasern werden auf diese Weise so fest miteinander verbunden, dass das Papier wie mit einer Lackschicht überzogen aussieht. Dieser aufwändigen Herstellungsmethode ist es zu verdanken, dass die ursprünglichen Druckrollen der Tripitaka Koreana, also des buddhistischen Kanons, 1000 Jahre nahezu unverändert erhalten blieben. Laut Analysen liegt es v.a. an dem exzellenten Leim, der aus einer Mischung von 3 bis 10 Jahre lang fermentiertem Naturweizen und Heilkräutern hergestellt wurde. Daher sind die Hanji-Schriftrollen bis heute nicht brüchig und haben ihre Glätte bewahrt.

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