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Kultur

Die Renaissance des koreanischen Films : „Die Diebe“ und „Maskerade“

2012-11-20



Am 31. Oktober war es wieder soweit: Zum 49. Mal wurden die Daejong-Filmpreise verliehen, die zu den wichtigsten Auszeichnungen der südkoreanischen Filmbranche gehören. Der Preis für den besten Film ging an „Gwanghae – der Mann, der König wurde“, der im Ausland auch unter dem Titel „Maskerade“ vermarktet wird.

Neben dem Preis für den besten Film erhielt das Werk auch noch vierzehn weitere Auszeichnungen, unter anderem die Preise für den besten Hauptdarsteller und den beliebtesten Schauspieler für Lee Byung-hun und die Auszeichnungen für den besten Regisseur, das beste Drehbuch und die beste Musik. Noch nie zuvor hatte ein Film so viele Kategorien auf einmal gewonnen. Und das war nicht der erste Rekord, den „Maskerade“ aufstellte: innerhalb von nur 38 Tagen nach der Premiere hatte er als siebter koreanischer Film in der Geschichte mehr als zehn Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt und damit Hoffnungen auf eine Renaissance des koreanischen Films geweckt.

„Maskerade“ war nicht der einzige koreanische Film im Jahr 2012, der die Zehn-Millionen-Zuschauer-Grenze durchbrach. Im Sommer gelang das bereits dem Film „Die Diebe“. Es ist das erste Mal, dass innerhalb eines Jahres gleich zwei solcher Blockbuster in die koreanischen Kinos kamen. Der Filmkritiker Oh Dong-jin.

„Die Diebe“ mit seinen 13 Millionen Zuschauern und „Maskerade“ haben gewissermaßen die Rolle von Zugpferden in der Filmbranche übernommen und eine Renaissance eingeläutet. Die Jahre 2007 und 2008 waren keine gute Zeit für die koreanische Filmindustrie, aber in letzter Zeit kommen wieder mehr gute und kommerziell erfolgreiche Filme auf den Markt. Es gibt neue Ideen, und dem koreanischen Film wurde wieder Leben eingehaucht.

„Die Diebe“ schaffte es mit mehr als 13 Millionen Zuschauern, zum erfolgreichsten koreanischen Film aller Zeiten zu werden. „Maskerade“ läuft derzeit noch, lockte aber bis zum 12. November bereits 11,79 Millionen Leute in die Kinos.

Der Film ist sehr beliebt und hat auch noch 15 Preise abgeräumt, da wollte ich ihn mir einmal selber anschauen. Außerdem mag ich den Schauspieler Lee Byung-hun, und zwischendurch soll der Film ja auch richtig komisch sein.

2012 war also ein sehr erfolgreiches Jahr für den koreanischen Film, aber natürlich waren „Die Diebe“ und „Maskerade“ nicht die ersten Produktionen mit mehr als zehn Millionen Kinobesuchern. Der erste Film, der das schaffte, war „Silmido“.

In dem Film aus dem Jahr 2003 ging es um die wahre Geschichte der Militäreinheit 684, für die 1968 eine Gruppe von Straftätern und gesellschaftlichen Außenseitern ausgebildet wurde, um das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Il-sung zu töten.

2004 folgte der Film „Taegeukgi hwinallimyeo“, in Deutschland auch unter dem Titel „Brotherhood – Wenn Brüder aufeinander schießen müssen“ bekannt. Das Kriegsdrama handelte von zwei Brüdern, die im Koreakrieg auf unterschiedlichen Seiten kämpften.

2005 war dann das Jahr des Filmes „Der König und der Clown“, der im Korea des 16. Jahrhunderts spielte.

Ein Jahr später, im Jahr 2006, brach „The Host“, ein Horrorfilm um ein Monster im Han-Fluss, die magische Zehn-Millionen-Grenze. Danach war drei Jahre lang Pause, bis 2009 der Film „Tsunami – Die Todeswelle“ wieder die Massen vor die Leinwand lockte. Dieser Film, der in Korea unter dem Titel „Haeundae“ lief, war ein Katastrophenfilm, bei dem ein Tsunami über Koreas bekanntesten Strand Haeundae in Busan einbrach.

Danach dauerte es wieder drei Jahre, bis die Zehn-Millionen-Marke gebrochen werden konnte – dafür dann aber mit „Die Diebe“ und „Maskerade“ gleich zwei Mal in einem Jahr. Auch sonst waren im Jahr 2012 vor allem koreanische Filme erfolgreich, es gab einige, die drei bis vier Millionen Zuschauer vor die Leinwand zogen. Besonders interessant war, dass sich „Die Diebe“ und „Maskerade“ thematisch von den bisherigen koreanischen Blockbustern abhoben. Die Filmkritikerin Kang Yu-jeong.

Zehn Millionen Zuschauer bedeutet, dass ein Viertel der Bevölkerung den Film gesehen hat. Das schafften bislang nur Produktionen, die in irgendeiner Form gesellschaftlich relevant waren. „Der König und der Clown“ traf zum Beispiel mit den Präsidentschaftswahlen zusammen, „Silmido“ und „Brotherhood“ handelten von der Teilung und vom Koreakrieg. Das sind Themen, die jeden Koreaner beschäftigen, und daher konnten sie einen Großteil der Bevölkerung ansprechen. Doch dieses Jahr war es anders: „Die Diebe“ war ein rein kommerzieller Unterhaltungsfilm, in dem es um Gauner und das Streben des Einzelnen nach Glück und Reichtum ging, und auch „Maskerade“ legte den Schwerpunkt auf Komik und Menschlichkeit. Diese Filme waren also erfolgreich, obwohl sie sich auf kleine Themen konzentrierten und nicht in einen großen gesellschaftlichen Diskurs einfügten. Das unterscheidet sie von den bisherigen Filmen mit mehr als zehn Millionen Zuschauern.



In dem Film „Die Diebe“ geht es um zehn koreanische und chinesische Diebe, die gemeinsam den seltenen Diamanten „Träne der Sonne“ aus einem Casino in Macao stehlen wollen. Der Film erregte bereits in der Planungsphase große Aufmerksamkeit, denn er vereinte ein illustres Team: Der Regisseur Choi Dong-hun hatte sich bereits mit Filmen wie „Der große Schwindel“, „Tazza: die Spieler“ und „Jeon Woo Chi: Krieg der Zauberer“ einen Namen für spannende Actionfilme mit fantastischen Bildern gemacht, und die Besetzung des Filmes umfasste gleich eine ganze Reihe von Topstars. Der Kritiker Oh Dong-jin.

„Die Diebe“ war ausgesprochen gut produziert. Da war natürlich zum einen der Regisseur Choi Dong-hun, aber den Produzenten gelang es auch, viele namhafte Schauspieler und zahlreiche Investoren für den Film zu gewinnen. Es handelte sich um einen hervorragend geplanten kommerziellen Film, in dem Regisseur und Schauspieler ihr Können zur Geltung bringen konnten.

Die Charaktere wurden auf den jeweiligen Darsteller zugeschnitten –auch das ein wichtiger Grund für den Erfolg des Filmes. Die Kritikerin Kang Yu-jeong.

Bei koreanischen Filmen standen bislang meist die Geschehnisse im Vordergrund. Es gab bis dato nur wenige Produktionen, in denen die einzelnen Rollen soviel Eigenleben entwickeln durften. Gaunerkomödien leben aber von starken Charakteren, und in dieser Hinsicht kann man „Die Diebe“ als eine Gaunerkomödie par excellence bezeichnen. Die koreanischen Zuschauer konnten die Schauspielerin Kim Hye-su mit ihrer Rolle Pepsi verbinden oder Jeon Ji-hyeon mit ihrer Rolle Anycall. Das bisherige Image der Schauspieler deckte sich bis zu einem gewissen Grad mit dem ihrer Rolle, und das hat den Erfolg dieses Filmes wohl möglich gemacht.

In der Filmwelt sorgte es für große Überraschung, dass ein kommerzieller Genrefilm mit einer bereits oft gesehenen Handlung mehr als zehn Millionen Zuschauer in die Kinos locken konnte und zum erfolgreichsten koreanischen Film aller Zeiten wurde. Frau Kang.

Coole Diebe und ihre Machenschaften – die Zuschauer nahmen dieses Konzept an und fanden das Genre Gaunerkomödie gut. Es ist das erste Mal, dass ein solcher Film die Zehn-Millionen-Marke knacken konnte. Genrefilme kamen bisher eher aus Hollywood, wie zum Beispiel „Oceans Eleven“. Aber „Die Diebe“ hat mit seinen zehn Millionen Zuschauern gezeigt, dass auch koreanische Genrefilme und kommerzielle Filme erfolgreich sein können.

Die Handlung des Filmes „Maskerade“ erinnert an Mark Twains Geschichte „Der Prinz und der Bettelknabe“. Prinz Gwanghae, eine historische Figur aus der Joseon-Ära, fürchtet sich vor einem möglichen Attentat und tauscht jede Nacht mit dem Volkskünstler Ha-seon, der ihm ähnlich sieht, die Rollen. Nachdem der König vergiftet wird, muss Ha-seon plötzlich Vollzeit zum König werden und wächst nach und nach in die Rolle hinein.

Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt der inzwischen auch international bekannte Schauspieler Lee Byung-hun, der in dem Film die Doppelrolle des Königs und seines Doppelgängers spielt. Die Kritikerin Kang Yu-jeong.

Der Film „Maskerade“ weckte aus verschiedenen Gründen die Neugierde der Zuschauer. Es ist das erste Mal, dass Lee Byung-hun in einem Historienfilm mitspielt und dazu auch noch eine komische Rolle übernimmt. Das Publikum freute sich daher, ihn einmal in einem leichteren Stoff sehen zu dürfen. Der zweite Grund ist, dass das Thema des Filmes gut zum Präsidentschaftswahlkampf passte. In „Maskerade“ geht es um einen Mann, der unbeabsichtigt zum König wird und in dieser Rolle die Menschlichkeit, die Güte und den Humor zeigt, die dem eigentlichen König fehlten. Viele Menschen sehen in Ha-seon wohl die Führungspersönlichkeit, die sie sich wünschen würden.

„Maskerade“ hatte seinen Erfolg also wohl auch den kommenden Präsidentschaftswahlen am 19. Dezember zu verdanken.

Vor der Präsidentschaftswahl sprach der Film die Menschen wohl noch mehr an. Mir wurde beim Zuschauen klar, dass wir einfachen Menschen es sind, die in der Politik mit unseren Meinungen und Überzeugungen die Hauptrolle spielen sollten. Lee Byung-hun ist in der Rolle des falschen Königs am beeindruckendsten. Er ist zwar völlig unerfahren, aber er sorgt sich ums Volk und regt sich über politische Fehden auf. Die Szene, in der dieser einfache Mann dem Hofstaat einen leidenschaftlichen Vortrag über seine Liebe zum einfachen Volk gibt, hat mich sehr berührt.

„Die Diebe“ und „Maskerade“ waren nicht nur im Inland erfolgreich, auch im Ausland ist man auf sie aufmerksam geworden. Bei den Koreanischen Filmfestivals in Paris und London wurden sie jeweils als Eröffnungs- und Schlussfilme gezeigt, und auch beim Internationalen Filmfestival in Toronto, beim Filmfestival in Abu Dhabi und beim Koreanischen Filmfestival in Vietnam begeisterte zumindest einer von den beiden Filmen die Zuschauer.

2012 war in mehrerer Hinsicht das Jahr des koreanischen Filmes. Neben dem Erfolg von „Die Diebe“ und „Maskerade“ wurde auch „Pieta“ von Kim Ki-duk bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, und im Oktober waren erstmals vier Monate hintereinander mehr als zehn Millionen Zuschauer pro Monat in einen koreanischen Film gegangen. Wenn dieser Trend anhält, werden es zum Jahresende wohl mehr als 100 Millionen Zuschauer im gesamten Jahr gewesen sein. Und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich dieser Erfolg auch im Jahr 2013 fortsetzen wird, denn unter anderem werden im kommenden Jahr die neuen Filme der bekannten Regisseure Bong Jun-ho und Park Chan-wook in die Kinos kommen. Alle Fans des koreanischen Films können sich also schon jetzt auf das nächste Jahr freuen!

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