Q:Als ich in Korea war, sind mir bei Bergwandern die pyramidenartigen Steintürmchen aufgefallen. Ich vermute, jeder Wanderer hat ein Steinchen hinzugefügt, oder doch nicht? Ich habe es nicht gewagt, so einen Turm anzurühren. Gibt es eine Geschichte dazu oder welche Bedeutung haben diese Steintürmchen in Korea?
A:Solche Steintürmchen, in Europa auch "Steinmännchen" genannt, bei denen Steine aufeinander geschichtet wurden, finden sich eigentlich weltweit und sind keine koreanische Besonderheit. Ursprünglich dürfte es sich dabei um Wegmarkierungen in schwer zugänglichem und gefährlichem Berggelände gehandelt haben. Dann fungieren diese Steintürmchen v.a. heutzutage aber auch als eine Art Wunschbrunnen. Genau so, wie man eine Münze in einen Brunnen wirft und sich dabei etwas wünscht, legt der Wanderer einen Stein auf die schon vorhandenen Steine und kann dabei eine Bitte loswerden.
Die berühmtesten dieser Steintürme in Korea befinden sich übrigens im Tempel Tapsa (탑사) am Fuße des Berges Maisan im Maisan Provinzpark, das ist in der Jeollabuk-do. Der Einsiedler Yi Gap-yong, der von 1860–1957 lebte, ging mit 25 Jahren in die Maisan-Berge, um sich hier der Meditation zu widmen. Während der nächsten Jahrzehnte errichtete er dann an die 120 Steinpagoden, und zwar ohne Mörtel oder andere Befestigungsstoffe. Die Steintürme, die teilweise eine Höhe von 10 Metern besitzen, errichtete er per Hand, wobei er einen Stein auf den nächsten setzte, und zwar so geschickt, dass die Pagoden bis heute jedem Wind und jedem Wetter trotzen.