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Kultur

Das neue Museum für die koreanische Literatur der Moderne in Incheon

2013-10-15



Incheon war die Wiege der koreanischen Moderne. Nach Öffnung des Hafens im Jahr 1883 strömte durch den Hafen Jemulpo die westliche Zivilisation ins Land. In dem Roman "Menschliche Probleme" aus dem Jahr 1934 beschreibt Kang Gyeong-ae das damalige Incheon als die größte und belebteste Hafenstadt des Joseon-Reiches, an deren Docks Reihen von Dampfern und Schiffen angedockt waren.

Nach Aufnahme der Handelsbeziehungen mit den westlichen Großmächten wurden um den Hafen herum nach und nach immer mehr Speicher errichtet, um Importwaren lagern zu können. Vier von ihnen, erbaut aus roten Backsteinen, stehen auch heute noch im Incheoner Stadtteil Haean-dong und erinnern an frühere Zeiten.

Eines der Speichergebäude wurde nun renoviert und öffnete am 27. September als Museum für die koreanische Literatur der Moderne wieder seine Tore.



Die meisten Literaturmuseen in Korea sind einem bestimmten Autor oder Dichter gewidmet. Beispiele dafür sind die Museen zu Lee Hyo-seok oder Kim Yu-jeong. Hier aber kann man die ganze koreanische Literatur der Moderne, von den 1890ern bis zur Teilung des Landes, auf einen Blick sehen. Man kann sich einen Überblick über die koreanische Literaturgeschichte verschaffen und viele Werke, die in der Schule behandelt werden, in der Originalausgabe sehen. Viele finden Literatur ja langweilig, und wenn man sie in der Schule liest, versteht man oft den Kontext nicht. Hier im Museum vermitteln wir den geschichtlichen Hintergrund und zeigen durch zahlreiche interaktive Elemente, dass die Literatur das Fundament unserer Kultur bildet.

Wie der Museumsdirektor Lee Hyeon-sik erklärt hat, sind Literaturmuseen in Korea für gewöhnlich entweder einzelnen Autoren oder einzelnen Werken gewidmet. Das Museum für die koreanische Literatur der Moderne ist das erste umfassende Literaturmuseum des Landes. Es vermittelt einen Überblick über die koreanische Literatur von den Kabo-Reformen 1894 bis zur endgültigen Teilung des Landes 1948. Der Museumsbau passt zu dieser Zielsetzung, denn bei der Renovierung wurde darauf geachtet, das Gebäude soweit wie möglich im Originalzustand zu belassen. Direktor Lee.

Heute baut man Häuser um ein Stahlskelett herum, früher hat man für den Rahmen Holz verwendet. Dieses Holzskelett haben wir bei der Renovierung bewahrt. Bereits beim Bau war Holz von guter Qualität benutzt worden, es war daher gut erhalten. Die Decke ist noch im Originalzustand. Auch an den Innenwänden kann man Holzbalken erkennen, die ebenfalls noch von früher stammen.

Das Museum beheimatet die landesweit größte Sammlung an Original- und seltenen Ausgaben, insgesamt rund 29.000 Stück. Dass das Museum am Incheoner Hafen angesiedelt wurde, hat einen besonderen Grund.



Wir sind hier am früheren Standort des Incheoner Hafens Jemulpo. Er wurde 1883 für ausländische Schiffe geöffnet und war der Schauplatz für viele Romane dieser Zeit. Lee In-jiks Roman "Blutige Tränen" und Kang Gyeong-aes "Menschliche Probleme" spielen zum Beispiel hier. Durch diesen Hafen drang die moderne westliche Kultur als erstes in Joseon ein. Deswegen fanden wir ihn einen geeigneten Standort, um die Literatur der Moderne zu präsentieren.

Die Literatur der Moderne nimmt in der koreanischen Literaturgeschichte einen äußerst wichtigen Stellenwert ein. Denn mit ihr wurde der Grundstein für die heutige koreanische Literatur gelegt, und in ihr kann man all die Veränderungen, die die Gesellschaft in diesen Umbruchsjahren durchmachte, vom Niedergang der Joseon-Dynastie über die japanische Kolonialzeit bis hin zur Befreiung und Teilung des Landes, bis heute nachlesen.

Die Ausstellung des Museums für die koreanische Literatur der Moderne ist auf zwei Stockwerke aufgeteilt. Im Erdgeschoss werden die Werke der wichtigsten Vertreter von Dichtung und Prosa präsentiert, einen Stock darüber kann man die moderne Literatur der Gegend in und um Incheon kennenlernen. Eine Sonderstellung hat ein Schaukasten in einer Ecke des Erdgeschosses, in dem im Wechsel besondere Werke präsentiert werden. Der Kurator Ham Tae-yeong.

In diesem kleinen Schaukasten präsentieren wir vier Mal im Jahr eines der wichtigsten oder außergewöhnlichsten Werke aus unserer Sammlung. Als erstes wird hier derzeit unser wertvollstes Exemplar gezeigt, eine Gedichtsammlung mit dem Titel "Taglilie" von dem Poeten Kim Eok. Sie wurde in einer limitierten Auflage von 25 Exemplaren aufgelegt, von denen nur dieses eine bis heute erhalten ist. Diese wertvolle Gedichtsammlung enthält handschriftliche Texte, Zeichnungen und Schriftzeichen von den größten Literaten, Malern und Künstlern der damaligen Zeit. Insgesamt 15 Werke sind darin enthalten, alle von Hand geschrieben.

Die Gedichte in dem Band aus dem Jahr 1934 sind alle Übersetzungen aus dem Chinesischen. Die Seiten sind zwar vergilbt und die Titelseite zerfleddert, aber mit den unzähligen handschriftlichen Vermerken und Zeichnungen von berühmten Schriftstellern ist es ein Werk von unschätzbarem Wert.

Die eigentliche Ausstellung beginnt mit der Aufklärungsliteratur aus den Jahren zwischen 1894 und 1910. Eines der wichtigsten Werke, "Das Lied der Gyeongbu-Linie" von Choi Nam-seon, wird einem hier auch vorgelesen.

Ab 1910 wird es in dem Museum düster, denn man taucht nun in die eigentliche japanische Kolonialzeit ein. Doch auch in diesen Jahren waren die koreanischen Literaten aktiv. Der Kurator Ham Tae-yeong.

Ein bekanntes Gedicht aus der Zeit nach 1910 ist "Feuerspiel" von Ju Yo-han. Es wird oft als das erste koreanische Gedicht im freien Stil bezeichnet. Seinen Entstehungshintergrund haben wir als Schaubild dargestellt. Auch eine Originalausgabe des ersten Gedichtbandes von Ju Yo-han, "Schöner Tagesanbruch", ist hier ausgestellt. Ein besonders wichtiges Ausstellungstück in diesem Abschnitt ist ein Nachdruck der ersten Ausgabe des Literaturmagazins "Kreation" von Kim Dong-in. Die Zuschauer können darin rumblättern. Als wichtiges Werk der 1910er haben wir außerdem noch den Roman "Mujeong" von Lee Gwang-su ausgestellt. Er ist der erste originale moderne Roman der koreanischen Literaturgeschichte, und im Museum kann man auf einem Touchscreen mehr über ihn erfahren.

Den Volksdichtern Kim So-wol und Han Yong-un ist ein eigener Bereich in der Ausstellung gewidmet. Hier können die Besucher Nachdrucke der Originalgedichtbände in die Hand nehmen und selbst daraus lesen.

Diese Ecke ist den beliebtesten und bekanntesten koreanischen Dichtern gewidmet, Kim So-wol und Han Yong-un. Hier ist zum Beispiel eine Erstausgabe des Gedichtbandes "Azalee" aus dem Jahr 1925 und eine Erstausgabe der Sammlung "Das Schweigen des Geliebten" ausgestellt. Kim So-wols Gedichte wurden auch oft als Popsongs vertont, und die kann man hier über einen Touchscreen abrufen. Das hier ist zum Beispiel "Azalee" von der Sängerin Maya.

Die Jahre zwischen 1925 und 1935 waren die Zeit des "Koreanischen Verbandes der proletarischen Künstler", kurz KAPF. Die Organisation wurde im August 1925 gegründet und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Literatur im Land. Kurator Ham Tae-yeong.

Zwischen 1925 und 1935 war KAPF als eine wichtige literarische Organisation aktiv. Dadurch begann die Literatur erstmals wirklich die Realität widerzuspiegeln. Wir haben einige Romane, Kurzgeschichten und Gedichte aus dieser Zeit ausgestellt, zum Beispiel "Fluchtbericht" von Choi Seo-hae oder "Übergangszeit" von Han Seol-ya. Und auch eine Originalausgabe von "Jongno-Kreuzung" von KAPFs wichtigstem Dichter, Im Hwa, ist zu sehen.

An dieser Stelle hat man im Museum auch ein Teehaus aus den 1930ern rekonstruiert. Auf den Wandbildern schenken sogenannte "modern girls" Kaffee und Schwarztee aus, und bebrillte junge Männer schreiben eifrig in ihre Notizbücher. Die Besucher können sich auf die Stühle davor setzen und in die damalige Zeit zurückversetzen lassen.



Die Zeit zwischen 1935 und 1945 waren die dunkelsten Jahre für die koreanische Literatur, denn die Unterdrückung durch die japanische Kolonialmacht erreichte hier ihren Höhepunkt. Nach der Befreiung 1945 bis zur Teilung 1948 wurde die koreanische Literatur dagegen wiederbelebt. Man freute sich über die Befreiung von den Kolonialherren, und Gedichtbände, die zuvor nicht veröffentlicht werden konnte, waren nun frei verfügbar. Ein bekanntes Beispiel davon ist "Himmel, Wind, Sterne und Gedichte" von Yun Dong-ju.

Die Ausstellung wurde so gestaltet, dass die Autoren und ihre Werke im Verlauf der Literaturgeschichte und im historischen Kontext verstanden werden können. Und auch an Besucher, die der koreanischen Sprache nicht mächtig sind, wurde gedacht. Direktor Lee Hyeon-sik.

Für ausländische Besucher bieten wir die Informationen auch auf Englisch, Chinesisch und Japanisch an. Aus China und Japan kommen vergleichsweise viele Besucher. Durch das Museum können sie die Innenwelt der koreanischen Kultur kennenlernen und mehr über die wichtigsten Werke der koreanische Literaturgeschichte lernen. Wir hoffen auf viele Besucher aus dem Ausland und planen auch Veranstaltungen für sie.

Im Obergeschoss geht es um die Literatur der Region Incheon, und ein gemütlicher Raum mit Glaswänden und der Originaldecke des alten Speichers lädt zum Verweilen und Lesen ein. Die Reaktionen des Publikums sind bislang positiv.

In Incheon gibt es viele historische Orte. Man kann daher neben dem Museum auch noch vieles mehr besichtigen. Ich habe mich auch gefreut, viele Werke aus meiner Schulzeit wiederzusehen. Damals waren sie für mich reiner Lehrstoff und ich habe sie nicht richtig gelesen. Aber wenn ich hier sehe, wie sie in ihren historischen Kontext passen, bekomme ich Lust, sie noch einmal zu lesen. Am meisten haben mich die nachgedruckten Magazine beeindruckt, die man ja sonst heute nirgends mehr finden kann.

Mit dem neuen Museum für die koreanische Literatur der Moderne in Incheon kann man nun also in historischen Gemäuern die Literatur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennenlernen. Da die Ausstellung auch auf Englisch zugänglich gemacht wurde, gibt es damit noch ein Museum mehr, das sich sicher auch für unsere Zuhörer lohnt.

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