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Kultur

ASSITEJ-Winterfestival in Seoul: Kinder- und Jugendtheater mit Anspruch

2014-01-14

Eine Aufführung des Kindermusicals "Der Tiger mit den weißen Augenbrauen". Zu Beginn der Vorstellung begrüßte einer der Schauspieler das junge Publikum, erklärte verschiedene Instrumente und Requisiten, und veranstaltete ein kleines Quiz zum Inhalt des Stückes.

Das Musical war nur eines von sieben Stücken, die vom 3. bis zum 12. Januar im Seouler Theaterviertel Daehangno aufgeführt wurden. Die Vorstellung fand im Rahmen des 10. ASSITEJ-Winterfestivals statt, an dem einige der bekanntesten koreanischen Kinder- und Jugendtheaterkompanien teilnahmen. Frau Kim Suk-hui, die Generalsekretärin der koreanischen ASSITEJ, erklärt uns mehr.

ASSITEJ steht für "Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche". Die Abkürzung geht auf die französische Bezeichnung der Vereinigung zurück. Das liegt daran, dass die ASSITEJ 1965 unter dem Dach der UNESCO gegründet wurde, die ihren Sitz in Paris hat. Für das Winterfestival wählen wir jedes Mal die besten Kinder- und Jugendtheaterstücke des Jahres aus. Die konkurrieren dann bei dem Festival um die "Seouler Kindertheaterpreise". Das Winterfestival ist also eine Mischung aus Wettbewerb und Festival.

Seit der Gründung 1965 in Paris hat sich die ASSITEJ beeindruckend entwickelt. Heute gibt es nationale Zentren in 86 Ländern, und mehr als 3.000 Theatermacher sind in dem Verband organisiert. Südkorea trat der Vereinigung 1984 bei, also vor genau dreißig Jahren. Das koreanische Zentrum zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es als einziges weltweit zweimal im Jahr, im Sommer und im Winter, ein Festival veranstaltet.

Die Festivals werden nicht von der internationalen Zentrale, sondern von den Landeszentren organisiert. In den meisten Ländern wird nur einmal im Jahr ein Festival veranstaltet, aber wir haben zwei. Das Sommerfestival gibt es seit 23 Jahren, das Winterfestival seit zehn. Das Sommerfestival ist ein internationales Festival, bei dem vor allem Kompanien aus dem Ausland teilnehmen und ihre Produktionen vorstellen. Durch die Festivals wollen wir Kinder wenigstens ein, zwei Mal im Jahr ins Theater locken und ihnen die Gelegenheit geben, etwas zu erleben und zu lernen.

Das Winterfestival feierte dieses Jahr also sein zehnjähriges Jubiläum. Welche Stücke konnten die jungen Zuschauer zu diesem Anlass erleben? Herr Do Sang-won, Vize-Generalsekretär der koreanischen ASSITEJ.

Zum zehnten Jubiläum haben wir das Konzept des Festivals überarbeitet. Bis jetzt zeigten wir im Winter vor allem experimentelle Stücke und einige herausragende internationale Produktionen. Dieses Jahr haben wir ausschließlich aus koreanischen Stücken die besten des Jahres ausgewählt. Natürlich war es wichtig, dass die Stücke unterhaltsam und positiv sind, da sie sich an Kinder richten. Aber wir fanden es auch wichtig, dass sie aktuelle gesellschaftliche Problemthemen unterhaltsam und informativ verarbeiteten. Deswegen haben wir für das Festival Stücke ausgewählt, die den Zuschauern Themen wie Gewalt an Schulen, die Trostfrauenproblematik oder die Teilung Koreas näherbringen.

Das Theaterstück "Gaettong hinterm Berg" behandelte die Realität in einem geteilten Land, die Performance "Barfußland" sprach durch die Hauptfiguren "Dori" und "Tori" vom Frieden. In dem Stück "Blumengroßmutter" ging es um die Geschichte einer alten Frau, die in ihrer Jugend von der japanischen Armee als Sexsklavin rekrutiert worden war, und das Rockmusical "Eine grausame Teenagergeschichte" thematisierte Gewalt an Schulen. In einige der Stücke des Festivals wollen wir nun einmal tiefer eintauchen.


Der Junge Dae-seong wünschte sich in dem Stück "Pinselsturm" sehnsüchtig ein kleines Geschwisterchen. Mutter, Vater, Großmutter und Hund konnten einen gleichaltrigen Spielgefährten einfach nicht ersetzen. Lee Gil-jun, der Vize-Direktor der Kompanie Haddangse.

In dem Stück geht es um die Geschichte eines Jungen, dessen Mutter vor lauter Geldverdienen keine Zeit für ein zweites Kind hatte. Der Junge betet jetzt sehnsüchtig um ein kleines Geschwisterchen, und schließlich wird sein Wunsch erfüllt. Das Stück will also zeigen, dass sehnliche Wünsche und Gebete Wirklichkeit werden können.

Das Besondere am Stück "Pinselsturm" war die Integration von Malerei. An passenden Stellen erschienen auf der Bühne Gemälde aus Ost und West, und im Bühnenbild wurden zahlreiche Skulpturen genutzt.

Die Kunstwerke säumten den Weg von Dae-seong. Dieser hatte sich auf der Suche nach einem Geheimrezept zum Geschwisterkriegen zu einem Abenteuer in die Berge aufgemacht.

Schließlich wurde der Wunsch von Dae-seong Wirklichkeit, und er bekam nicht ein, sondern gleich drei kleine Geschwister.

So zeigte das Stück seinen kleinen Zuschauern, dass so manches Wirklichkeit werden kann - wenn man es sich nur sehnsüchtig genug wünscht.

Das Musical "Der Tiger mit den weißen Augenbrauen" machte sich traditionelle koreanische Musik zu nutze. Im Stil der koreanischen Pansori-Oper erzählte es eine Geschichte aus alten Zeiten. Die Hauptfigur war ein alter Bekannter aus den koreanischen Märchen: ein 1000 Jahre alter Tiger.

Wenn der Tiger mit seinen langen Augenbrauen einen Menschen berührte, konnte er dessen wahre Gedanken lesen. Nachdem er von den wahren Gedanken der Erwachsenen jedoch immer wieder enttäuscht wurde, wendete sich der Tiger schließlich den Kindern zu.

Erst die unverfälschte und reine Natur der Kinder ließ den Tiger seine bedrohliche Fassade ablegen.

Der alte Tiger, der sich vor den Erwachsenen stets bedrohlich gebärdet hatte, wurde vor den Kindern zur Schnurrkatze. Diese Handlung beinhaltete eine Lehre für die kleinen Zuschauer. Die Regisseurin Kim Mi-jeong von der Kompanie Taroo.

Natürlich sollen die Kindern durch das Stück zunächst einmal entdecken, dass sie so unschuldig wie der alte Tiger sind. Sie sollen sehen, dass sie unverdorbener und ehrlicher als die Erwachsenen sind, und sich eigentlich die Großen ein Vorbild an den Kleinen nehmen sollten. Aber in dem Stück geht es um mehr als nur um diese Lehre. Wir wollen den Kindern nicht sagen, wie sie leben müssen. Vielmehr wollen wir ihnen vermitteln, dass ihr reines und ehrliches Gemüt etwas weises und wunderschönes ist, das die Erwachsenen von ihnen lernen sollten. Wir wollen den Kindern so ein positives Gefühl für sich selbst vermitteln.

Um dem Theaterstück das Gefühl einer Märchenstunde zu verleihen, führte ein Erzähler durch die Aufführung.

"Der Tiger mit den weißen Augenbrauen" wird auf der Bühne von einem singenden Erzähler präsentiert. Dadurch unterscheidet sich das Stück von anderen Theaterstücken. Die Kinder hören die Geschichte und malen sich dann selbst aus, was auf der Bühne passiert.

Mit seiner spannenden Erzählung und phantastischen Vorstellung eines 1000 Jahre alten Tigers fesselte das Theaterstück seine kleinen Zuschauer.

Man konnte neue Instrumente sehen und unbekannte Töne hören. Es war sehr spannend!

Es gibt viele Theaterstücke für Kinder. Aber die meisten bestehen nur aus Phantasiefiguren, die Lieder singen, oder haben eine allzu simple Handlung. Dieses Stück bestand aus traditioneller Musik und es gab viel zu sehen. Deswegen haben wir es gleich zweimal gesehen. Sie haben auch Noten verteilt, sodass man mitsingen oder es zuhause üben konnte. So vergisst man die Vorstellung nicht so schnell. Es hat mir gut gefallen.


Die Kompanie NURI präsentierte das Stück "Der Blaue Vogel" nach dem gleichnamigen Stück des belgischen Schriftstellers Maurice Maeterlink. In dem phantastischen Abenteuerstück begab sich das Mädchen Mytyl in einer schlaflosen Nacht auf eine Reise. Durch eine kleine Tür betrat sie eine Phantasiewelt, in der die Bühne zum Zug und zum Schiff wurde, sie der Königin der Nacht begegnete und Krieg und Gier kennenlernte. Am Ende konnten die Kinder erkennen, dass das Glück ganz in ihrer Nähe liegt.



Mit einem phantasievollen Bühnenbild machte die Kompanie NURI aus einem altbekannten Märchen eine zauberhafte Reise durch ein unbekanntes Land. Den kleinen Zuschauern war nach der Vorstellung die Freude über das Gesehene in den Gesichtern abzulesen.

Die ASSITEJ-Festivals, die zweimal im Jahr stattfinden, haben einen großen Einfluss auf das koreanische Kinder- und Jugendtheater gehabt. Der Anspruch an die Produktionen ist gestiegen, und mit ihm auch das Niveau. Für die Generalsekretärin der koreanischen ASSITEJ-Zentrale Kim Suk-hui sind die Festivals daher jedes Mal ein großer Gewinn.

In Asien ist das Kinder- und Jugendtheater noch nicht so weit entwickelt. Das liegt daran, dass in Asien historisch gesehen Kinder und Jugendliche nicht so sehr im Vordergrund standen. Bei den Festivals konnten wir aber beobachten, wie sich die Kompanien mehr Mühe gaben, gute Produktionen auf die Bühne zu bringen, um ins Finale vorzustoßen. Die Festivals bieten den Kompanien also einen Anreiz, anspruchsvolle Stücke zu entwickeln, die in kommerziellen Theatern sonst nicht möglich sind.

Seit ihrer Gründung vor dreißig Jahren hat die südkoreanische ASSITEJ 23 Sommer- und zehn Winterfestivals durchgeführt. Den internationalen und koreanischen Produktionen, die dabei vorgestellt wurden, ging es stets um mehr als bloße Unterhaltung. Sie wollten vielmehr Kinder- und Jugendtheater bieten, das die Phantasie stimuliert und zum Nachdenken anregt. Mit diesem Anspruch haben auch zum Jahresanfang 2014 wieder sieben Produktionen im Seouler Theaterviertel Daehangno ihre jungen Zuschauer begrüßt - und so ihren Teil dazu beigetragen, dass koreanische Kinder und Jugendliche vielfältige Kultur erleben können.

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