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Kultur

"Gangnam Style" auf Rädern: Stadtrundfahrt im Seouler Süden

2014-03-18

Das Video zu Psys "Gangnam Style" hat es bei Youtube nicht mehr weit zu zwei Milliarden Klicks. Der Welthit aus dem Jahr 2012 hat nicht nur den Pferdetanz berühmt gemacht. Auch der Seouler Bezirk Gangnam, der dem Lied seinen Titel verlieh, entwickelte sich im Schlepptau des Songs zu einer Sehenswürdigkeit. Im vergangenen Jahr wurde er von insgesamt 5,1 Millionen Touristen besucht, was 51 Prozent aller Besucher in Seoul waren. Um diesem Ansturm gerecht zu werden, machte sich der Bezirk Gangnam Gedanken über neue Angebote für Touristen.

Der Name Gangnam hatte sich bereits durch den G20-Gipfel 2010 und die Konferenz für Atomsicherheit im März 2012 international als Marke etabliert. Das fachte Psy mit seinem Lied "Gangnam Style" im August 2012 dann noch an. Daraufhin überlegten wir, wie wir den Bezirk am besten präsentieren könnten, und das Ergebnis war der sogenannte Trolleybus.

Laut dem Koreanischen Forschungsinstitut für Industriepolitik war die Marke Gangnam im Jahr 2013 149,7 Billionen Won wert - rund 100 Milliarden Euro. Wie aus den Worten von Herrn Park Hui-su vom Bezirksamt Gangnam deutlich wird, hat diese Prominenz zu einer plötzlichen Zunahme von Besuchern geführt. Seit Dezember 2013 bietet der Bezirk nun allen Touristen eine Busrundfahrt an.

Die Bezeichnung Trolleybus deutet darauf hin, dass die Busse mit Strom betrieben werden. Derzeit sind in Gangnam zwei Busse in Betrieb.

Die Busse wurden in einem eleganten europäischen Stil gestaltet. Die Decke ist beleuchtet, sodass sie bereits von weitem erkannt werden können. In normalen Bussen ist es für Reisende mit Gepäck sehr unbequem, da sie es auf dem Boden verstauen müssen. Im Innenraum des Trolleybusses wurde daher ein Drittel als Stauraum für Gepäck freigehalten. Auch die Fenster sind extra groß, damit man gut nach draußen schauen kann.

Die roten Busse sind im Antikstil gestaltet. Die Fenster haben Bogenform, die Windschutzscheibe ist zweigeteilt und erweckt den Eindruck, als würde der Bus freundlich aus zwei Augen dreinblicken. An den Sitzen sind Tablet-PCs installiert, mit denen die Fahrgäste in vier Sprachen Informationen zu den Stationen der Rundfahrt abrufen können.

Die Busse der sogenannten "Gangnam City Tour" verkehren ab zehn Uhr vormittags im Stundentakt. Sie können von koreanischen wie ausländischen Touristen genutzt werden. Wie die Stadtführerin Park Jin-suk erklärt, haben unterschiedliche Zielgruppen jedoch unterschiedliche Interessen.

Es gibt momentan 21 Haltestellen auf der Strecke. Auch unter Koreanern sind die Vorlieben unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um Leute aus Gangnam, aus anderen Seouler Stadtteilen oder aus der Provinz handelt. Koreanern empfehle ich für gewöhnlich eine Tour entlang der Stationen Yangjae-Wasserlauf, den Königsgräbern Seonjeongneung, dem Bongeun-Tempel, Dosan-Park, Horim Art Center sowie dem Koreana-Kosmetikmuseum. Auch bei ausländischen Touristen kommt es drauf an, wo die Leute herkommen. Besucher aus Südostasien zieht es vor allem in die Hallyu- und Modemeilen Cheongdam-dong und Apgujeong und in die Allee von Sinsa-dong. Aber wir empfehlen auch immer den Bongeun-Tempel und die Königsgräber, weil man dort die traditionelle Kultur Koreas erleben kann.



Tickets gibt es entweder für eine Fahrt oder einen Tag. Eine Fahrt kostet 4.000 Won, ein Tagesticket 12.000 Won. Für den Aufpreis kann man dann aber einen Tag lang beliebig ein- und aussteigen. Die Tickets können sowohl auf der Homepage als auch beim Einsteigen erstanden werden. Los geht es am Touristeninformationszentrum in Apgujeong, und die Busse fahren insgesamt 21 Stationen an, bis sie wieder in Apgujeong landen. Laut Herrn Park Hui-su vom Bezirksamt Gangnam wurde die Strecke mit Bedacht geplant.

Wir führen einmal im Vierteljahr eine Umfrage unter den ausreisenden Gästen an den Flughäfen Incheon und Gimpo durch. Als beliebteste Ziele in Gangnam werden da vor allem die Garosugil-Allee in Sinsa-dong und die sogeannte "K Star Road" genannt. Darauf folgen der Bongeun-Tempel, das COEX-Kongress- und Einkaufszentrum und die Gegend um den U-Bahnhof Gangnam. Daher fährt der Bus nun von der Garosugil-Allee über die "K Star Road" und das COEX bis zur U-Bahn-Station Gangnam und wieder zurück.

Ich heiße Stewart und komme aus Australien. Ich wollte mich in Gangnam umschauen, und da haben mir meine Kollegen die Bustour empfohlen. Ich bin sehr gespannt.


Die Fahrgäste werden in dem Bus von einer Stadtführerin begrüßt, die mit interessanten Geschichten rund um die einzelnen Stationen aufwartet.

Die erste Station nach der Abfahrt sind die Hyundai-Apartments in Apgujeong. Die Erläuterungen der Stadtführerin machen die historische Bedeutung dieser unscheinbaren Hochhäuser deutlich.

Beim Stadtteil Apgujeong-dong denken die meisten als erstes an die Hyundai-Apartments. Das liegt daran, dass der Bau der Apartments damals ein wichtiges gesellschaftliches Thema war. Im Han-Fluss gab es eine Insel namens Jeojado. Die Gegend um Apgujeong stand ursprünglich bei jedem Regen unter Wasser. Doch dann wurde sie mit der Erde von der Insel aufgefüllt, und auf das entstandene Gelände baute man die Apartments. Die Apartments sind alle nach Süden gerichtet, was als besonders gut für Wohnungen gilt. Auch 40 Jahre nach Bau haben sie daher immer noch einen guten Ruf. Die Hyundai-Apartments waren auch das erste Mal in Korea, dass Apartments den Namen der Baufirma und nicht des Stadtteils trugen.

Die Stadtführerin berät die Fahrgäste auch persönlich. Einer koreanischen Familie aus Pohang empfiehlt sie an diesem Tag zum Beispiel den historischen Bongeun-Tempel. Als Geheimtipp fügt sie noch hinzu, dass man dort für gerade einmal 2.000 Won auch hervorragende Tempelküche geboten bekommt. Die Gäste sind mit der Empfehlung hochzufrieden.



Wir wollten eigentlich woanders aussteigen, aber auf die Empfehlung der Reiseführerin hin sind wir hier zum Tempel gegangen. Wir wollten einmal sehen, wie ein solcher Tempel mitten in die Stadt passt. Und das gute Essen wollten wir natürlich auch probieren.

Der Bezirk Gangnam wurde ab Beginn der 1970er Jahre geplant aus dem Boden gestampft. Aber zwischen den modernen Hochhäusern finden sich immer noch der mehr als 1.200 Jahre alte Bongeun-Tempel und mehrere Königsgräber. Der Samneung-Park beherbergt zum Beispiel die Gräber von König Seongjong, seiner Frau und seinem Sohn Jungjong, die im 15. und 16. Jahrhundert lebten. Seit 2009 steht der Park auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Im Vorbeifahren kann man auch noch eine weitere Seite von Gangnam entdecken. Vor den Gebäuden der Plattenlabel, die die größten K-Pop-Stars vertreten, haben Fans ihre Zelte aufgeschlagen. Sie hoffen auf eine Zufallsbegegnung mit ihren Idolen. Der Anblick macht deutlich, dass Gangnam die Heimstätte der Koreanischen Welle ist. Herr Park Hui-su vom Bezirksamt Gangnam.

Die Menschenschlange vor der Zentrale von SM Entertainment sind Fans, die auf die Boyband Exo warten. Im Erdgeschoss des Labels gibt es jetzt ein Café, in dem sich die Fans beim Warten mit Trinken und Essen versorgen können. Solche Cafés haben in Gangnam die ganze Nacht hindurch geöffnet.

In Würdigung der Tatsache, dass Gangnam vom K-Pop lebt, wurde vor kurzem ein gut ein Kilometer langer Abschnitt vom Galeria-Kaufhaus im Stadtteil Apgujeong über die Zentrale von SM Entertainment bis zum Hauptsitz des Labels Cube Entertainment zur "K Star Road" ernannt. Mit diesem neuen Namen soll sich die Gegend nun zum Nummer-1-Ziel aller Hallyu-Fans mausern.

Auch das Thema Schönheitschirurgie kann bei einer Tour durch Gangnam nicht übersehen werden. Denn Gangnam ist Südkoreas Hauptstadt für Schönheits-OPs. Bei der Rundfahrt durch den Bezirk wird dies überdeutlich: riesige Werbeplakate und achtstöckige Gebäude, die von oben bis unten ausschließlich Praxen für Plastische Chirurgie beherbegen, stehen symbolisch für diese Seite der koreanischen Gesellschaft. Vor allem aber ist der Seouler Süden für Mode bekannt. Um das zu erleben, muss man an der Rodeo-Straße in Apgujeong oder in Cheongdam-dong aussteigen.

Ich komme aus der Stadt Cheonan und heiße Lee Myeong-jin. Ich bin Designstudent und wollte daher unbedingt einmal Cheongdam-dong mit seinen Modeboutiquen besuchen. Die Ausländer zu sehen, die vor SM Entertainment und anderen Labels auf die Stars warten, war aber auch mal etwas anderes.

Für alle mit Interesse an Mode empfiehlt die Stadtführerin Park Jin-suk auch das Simone-Handtaschenmuseum in Sinsa-dong.

Das Museum wurde von der New York Times in höchsten Tönen gelobt. Die Zeitung schrieb, dass Koreabesucher hier unbedingt vorbeischauen sollten, denn in dem Museum könne man die Geschichte der Handtasche erleben. Die Marke Simone wurde von einem Koreaner geschaffen, aber das Museum zieht jetzt Taschendesigner aus aller Welt an. Es ist sehr interessant und empehlenswert.

Um das Museum zu besuchen, muss man an der Garosugil-Allee in Sinsa-dong aussteigen. Dort gibt es nicht nur das Handtaschenmuseum, sondern auch stilvolle Restaurants, Boutiquen und Cafés, die tagtäglich die Jugend von Seoul anziehen.

Die Garosugil-Allee in Sinsa-dong ist die letzte Station auf der "Gangnam City Tour". Der Stadtteil ist mit seinem Hochhausdschungel und seinen Verkehrsstaus nicht unbedingt einladend, doch mit der neuen Bustour haben es Touristen hier nun bedeutend leichter. So können sie Psys Gangnam mit all seinen verschiedenen Seiten kennenlernen: Mode, Popkultur und Zeitgeschichte gibt es hier genauso wie Tradition und historische Sehenswürdigkeiten.

Ich bin schon oft in Gangnam gewesen, aber heute habe ich mir erstmals Zeit genommen und es wirklich angesehen. Es war eine neue und interessante Erfahrung. Wer Gangnam einmal neu entdecken will, dem kann ich die Bustour nur empfehlen!

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