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Kultur

"Jeong Do-jeon": Fernsehepos sorgt für Neubewertung der Person Jeong Do-jeon

2014-04-29

Jeden Samstag- und Sonntagabend wird auf KBS derzeit die Serie "Jeong Do-jeon" ausgestrahlt. Die historische Saga behandelt Leben und Werk des Gelehrten Jeong Do-jeon, der in der späten Goryeo-Ära lebte und das ideologische Grundwerk für die 1392 gegründete Joseon-Dynastie legte. Mit ihrem schnellen Tempo und der historischen Thematik hat die Serie seit der Austrahlung der ersten Folge Anfang Januar vor allem immer mehr männliche Fans für sich gewinnen können. Der Kulturkritiker Kim Heon-sik.

Historische Serien, die das alte Korea zeigen, handeln von allseits bekannten historischen Tatsachen. Dadurch fühlen sie sich vertraut an und gewinnen an Realismus und Überzeugungskraft. Männer entwickeln durch ihre Bildung oder aufgrund indirekter Erfahrungen durch Bücher, Fernsehsendungen oder Filme oft ein größeres Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen. Deswegen lieben Männer historische Fernsehserien.



In den letzten Jahren lagen vor allem Serien, die Historisches und Modernes vermischten und von erfundenen Figuren oder Ereignissen handelten, im Trend. Sie hatten die klassischen, auf wahren Gegebenheiten beruhenden historischen Fernsehepen etwas verdrängt. Es kam daher sehr überraschend dass eine Serie nach herkömmlichem Strickmuster wie "Jeong Do-jeon" so ein Erfolg wurde. Der Kulturkritiker Kim Heon-sik führt die Beliebtheit der Serie vor allem auf das Interesse der Koreaner an der historischen Person Jeong Do-jeon zurück.

Jeong Do-jeon wird derzeit etwas verspätet neu bewertet. Er war der eigentliche Kopf hinter der Gründung Joseons, aber er wurde in Film und Fernsehen bisher nicht wirklich behandelt. Die Menschen wollen mehr über diesen Mann wissen, aber es ist nicht viel bekannt, und das macht sie neugierig. Die Serie zu seinem Leben kam gerade zu einem Zeitpunkt, als bei vielen Menschen das Interesse an seinem Werk und seiner Lebensgeschichte geweckt worden war.

In der Realität wurde Jeong Do-jeon durch den General Yi Seong-gye überschattet, der der Begründer und erste König von Joseon war. In der Serie "Jeong Do-jeon" spielt Jeong jedoch die Hauptrolle und stellt für Yi Seong-gye einen perfekten Plan für die Gründung der neuen Dynastie auf. Die Serie zeigt, wie Jeong sich der korrupten herrschenden Schicht am Ende der Goryeo-Ära entledigte und ein politisches System aufbaute, das zu Gunsten des einfachen Volkes arbeitete.

Jeong Do-jeon war der Sohn eines armen Provinzbeamten und begann seine politische Karriere im Alter von 22 Jahren zunächst als Geschichtsschreiber in der Stadt Chungju. Später wurde er auf einen Lehrposten in der königlichen Akademie Seonggyungwan berufen. Nachdem er sich jedoch weigerte, Gesandte der chinesischen Yuan-Dynastie zu empfangen, wurde er ins Exil in die Jeolla-Provinz geschickt. Während seines zehnjährigen Lebens im Exil entwickelte er dann seine Vison von einem politischen System, in dem das Wohl der einfachen Menschen an erster Stelle stand. Doch ihm fehlte die Macht, um seine Vorstellungen umzusetzen, und so trat er an den im Volk beliebten General Yi Seong-gye heran, um mit ihm Pläne für eine Revolution zu schmieden. Die Gründung des Joseon-Reiches war gewissermaßen das historische Ergebnis der Begegnung dieser beiden Männer, bei der Jeongs politische Visionen und Yis Machtstreben zusammenfanden. In der Serie sorgt auch das Katz-und-Maus-Spiel zwischen der alten Elite, die sich an ihre Macht klammert, und den beiden Revolutionären, die von einer besseren Welt träumen, für Spannung. Jeongs wichtigster politischer Gegner war der intrigante Lee In-im.

Lee In-im war es, der in den letzten Jahren des Goryeo-Reiches im Hintergrund die Strippen zog. Der König war nicht viel mehr als eine Marionette. Lee besaß zwar die Würde und Haltung eines Adligen, war aber gleichzeitig auch ein ruchloser und intriganter Stratege. Sein einziges Ziel war es, seine privilegierte Position zu bewahren. Da war es nur natürlich, dass ihm der radikale Jeong Do-jeon ein Dorn im Auge war. Denn Jeongs Vorstellungen zielten vor allem darauf ab, die Vorherrschaft des Adeltums zu brechen, unter anderem durch eine Bodenreform. Auch im Angesicht eines so mächtigen Feindes wie Lee In-im ließ sich Jeong nie von seinen politischen Überzeugungen abbringen. Diese Standfestigkeit ist es wohl, was die Figur auch bei den heutigen koreanischen Fernsehzuschauern so beliebt macht.

Der politische Ideologe Jeong Do-jeon war ein Idealist, für den die Menschen an erster Stelle standen. Durch die Verfilmung seines Lebens wirft die Serie "Jeong Do-jeon" konstant die Frage auf, wie Politik eigentlich aussehen sollte und worauf die koreanische Politik von heute zusteuert. Der Regisseur der Serie, Kang Byeong-taek.

Ich wollte einen Politiker zeigen, dem es vor allem um die Verwirklichung seiner Überzeugungen geht. Das war für mich ein Thema, das im Jahr 2014 angesprochen werden musste.

Die heutige koreanische Politik ist voll von politischen Fehden und gegenseitigen Anschuldigungen, während es an Verständnis und Kompromissen fehlt. Vor diesem Hintergrund kann die Beliebtheit der Serie wohl auch als ein Zeichen dafür gedeutet werden, wie sehr viele Koreaner sich eine andere Art von Politikern wünschen: Politiker, die nicht nur leere Versprechen abgeben, sondern sich um das Wohlergehen der Menschen kümmern. Kim Yong-sang, der Autor des historischen Romans "Jeong Do-jeon".

Ich glaube, die Beliebtheit der Serie spiegelt die Sehnsucht der Menschen nach Reformen wider. Natürlich gibt es immer diejenigen, die dagegen sind, weil Menschen sich nicht immer etwas Neues wünschen. Aber die Menschen wollen in einer Gesellschaft leben, die vom einfachen Volk regiert wird, und nicht von politischen oder wirtschaftlichen Mächten. Der Kern von Jeong Do-jeons Ideologie ist seine Definition der Politik. Für ihn geht es bei der Politik darum, das Beste für das Volk zu tun. Diejenigen in Führungspositionen sollten die Menschen lieben, deren Leben verbessern und beim Regieren die Wünsche des Volkes berücksichtigen. Das ist der Grund, warum "Jeong Do-jeon" derzeit eine der beliebtesten Fernsehserien ist.

Die Serie ist vor allem bei Männern im mittleren Alter beliebt. 77 Prozent der Zuschauer sind über 40 Jahre alt, und bei 57 Prozent handelt es sich um Männer. Hier ist noch einmal der Kulturkritiker Kim Heon-sik.

Männer haben die Neigung und die Möglichkeit, sich in der Politik zu engagieren, aber nicht viele tun es auch. Deswegen gibt es bei ihnen eine Tendenz, Politik durch Stellvertreter erleben zu wollen. Sie identifizieren sich mit bekannten historischen Figuren und verwirklichen durch diese indirekt ihre unerfüllten Träume.

Das neugefundene Interesse an der Person Jeong Do-jeon macht sich auch auf dem Buchmarkt bemerkbar. Herr Yu Jae-seong von der Gangnam-Filiale der Kyobo-Buchhandlung.

Die Beliebtheit der Serie ist auch auf Bücher über Jeong Do-jeon übergesprungen. Es gibt drei oder vier geisteswissenschaftliche Publikationen über ihn und fünf Romane. Die meisten Kunden, die diese Bücher kaufen, sind Männer zwischen 30 und 50. Viele der neuen Bücher haben es auf unsere Bestsellerliste geschafft und halten sich dort bis heute.

Die Menschen sehen die Serie und wollen danach mehr über den Mann und die damaligen historischen Umstände erfahren. Der Buchkolumnist Jang Dong-seok.

Die Serie hat viel damit zu tun. Die Menschen sind neugierig, wer Jeong Do-jeon war; dieser Mann, der eine neue Ära begründete. Sie fragen sich, was ihn dazu brachte, Goryeo zu stürzen und einen neuen Staat zu errichten. In der Serie spielen auch viele weitere interessante Figuren eine Rolle, wie zum Beispiel Joseons erster König Yi Seong-gye und seine Söhne. Um diese Figuren drehen sich in der Serie viele spannende Geschichten. Das Interesse an diesen Figuren und den historischen Geschehnissen hat sich auf Bücher übertragen. Einige Bücher, die bislang übersehen wurden, mussten wegen der Beliebtheit der Serie sogar neu aufgelegt werden, andere werden komplett neu geschrieben.

Die Faszination der Zuschauer und Leser mit Jeong Do-jeon ist offensichtlich. Es ist daher nicht überraschend, dass Bücher über ihn derzeit die oberen Ränge auf allen Bestsellerlisten einnehmen.

Auf der Bestsellerliste habe ich gesehen, dass ein Buch über Jeong Do-jeon auf Platz eins war. Ich bin ein Fan der Serie, aber in Büchern kann man genauere Informationen über diesen Mann erfahren. Ich sehe in Jeong Do-jeon etwas, das bei den Menschen von heute selten ist. Heute denken die Menschen nur an sich, aber Jeong versuchte, das Leben der einfachen Menschen zu verbessern. Unsere Zeit verlangt nach einer solchen Person. Deswegen will ich mehr über ihn lesen.

Seit der Erstausstrahlung der Serie sind bereits ein Dutzend neuer Bücher über Jeong Do-jeon veröffentlicht worden. Wie uns der Buchkolumnist Jang Dong-seok erklärt, ist dies auch ein Beispiel eines allgemeinen Trends auf dem Buchmarkt. In letzter Zeit werden vor allem Nebenfiguren der Geschichte beleuchtet, nicht mehr so sehr die Hauptfiguren wie berühmte Könige oder siegreiche Generäle.

Frühere Fernsehserien und Bücher konzentrierten sich auf Könige und Herrscher. Deswegen waren Serien und Bücher über die Könige der Joseon-Dynastie so beliebt. Aber in den letzten Jahren begannen die Verlage zu erkennen, dass die Geschichte nicht von Königen allein gemacht wurde. Auch Nebenfiguren, wie Adlige oder Beamte, und sogar arme Personen von niederem Stand wie Metzger oder Maler spielten eine Rolle. Bücher über Jeong Do-jeon unterscheiden sich von anderen historischen Büchern insofern, als dass sie vom Standpunkt der Adelsschicht geschrieben sind. Die Serie hatte positive Auswirkungen auf die Verlagsbranche, da sie weniger bekannte Figuren ins Rampenlicht rückte und neue Interpretationen von ihnen möglich machte.



Diese Beleuchtung von Personen im Hintergrund bringt auch eine differenziertere Sichtweise der Geschichte mit sich. Immer mehr Menschen in Korea haben so erkannt, dass Geschichte nicht von einzelnen Helden allein gemacht wird, sondern die Beteiligung von vielen auf den ersten Blick unwichtigen Figuren braucht.

"Der König ist ein edles Wesen, aber edler als der König ist das Volk. Eine Regierung, die nicht die Unterstützung des Volkes hat, ist dem Untergang geweiht." Diese Worte bringen Jeong Do-jeons politische Vision auf den Punkt. Seine Vorstellung einer perfekten Regierung war die einer Regierung, die sich um das einfache Volk kümmert. Mit dieser Philosophie trifft er in Südkorea ganz offensichtlich den Nerv der Zeit - vor allem, nachdem sich das ganze Land nach dem Untergang der Fähre Sewol fragt, wie das System so fatal versagen konnte. Was würde Jeong Do-jeon wohl dazu sagen, wenn er noch am Leben wäre? Genau diese Frage ist es, die die Menschen im Land umtreibt, wenn sie im Fernsehen und in Büchern mehr über diesen Mann erfahren wollen.

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