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Kultur

Auf den Spuren von Papst Franziskus: Pilgerreise zu den heiligen Stätten.

2014-09-16

Papst Franziskus beschloss seine fünftägige Korea-Reise am 18. August bei einer heiligen Messe in der Kathedrale in Myeongdong mit einer Botschaft des Friedens und der Versöhnung. In den mehreren hundert Stunden seiner Anwesenheit ließen sich Koreaner unabhängig von ihrer Glaubensüberzeugung von den Lehren des Pontifex über das Teilen und die wahre Liebe inspirieren. Nun ist Papst Franziskus schon seit über einem Monat wieder zurück im Vatikan, doch eine wachsende Anzahl von Anhängern sucht immer noch nach einem tieferen Verständnis der päpstlichen Botschaft. Kulturkritiker Kim Seong-su erzählt etwas über das andauernde Interesse am Papst.

Gegenstände mit dem Portrait des Papstes drauf verkaufen sich immer noch wie geschnitten Brot. Für sämtliche der 20.000 Gedenkmünzen an den päpstlichen Besuch liegen Vorbestellungen vor, und Bücher über den Papst und seinen Führungsstil sind in den Buchgeschäften längst ausverkauft. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass er ein Vorbild für die Koreaner geworden ist.

Angetrieben durch diese überschwängliche Begeisterung für den Papst erfahren auch die heiligen römisch-katholischen Stätten Koreas, die der Papst besucht hat, eine erneuerte Popularität.

In der katholischen Yakhyeon-Kirche im Zentrum von Seoul wird ein Gottesdienst gefeiert. Der neugotische Steinbau der Kirche wurde 1892 von dem französischen Priester E. G. Coste entworfen und gilt als Koreas erste Kirche im westlichen Stil. Der Pfarrer Gabriel Kim Sang-ok möchte uns etwas über die Bedeutung dieses Ortes erzählen, an dem die Yakhyeon-Kirche erbaut wurde.



Dies hier war früher der Exekutionsort außerhalb des Südwesttores Seosomun. Viele Katholiken sind nach Seoul gebracht und verurteilt worden, und wer die Todesstrafe bekam, wurde hier exekutiert. Eine Rekordzahl von Katholiken ist hier zu Märtyrern geworden, und deswegen hat Papst Franziskus diesen Ort als erstes besucht.

Wenn man von dem Hügel, auf dem die Kirche steht, herunterblickt, sieht man den Schrein der Seosomun-Märtyrer mit seinen drei rechteckigen Türmen. Rund 100 Katholiken sind hier in den letzten 200 Jahren wegen ihres Glaubens getötet worden, es ist der größte Märtyrerschrein Koreas. Die Märtyrer sind beschuldigt worden, ihre moralischen und familiären Pflichten vernachlässigt zu haben, da sie sich geweigert hatten, Gedenkzeremonien für ihre Angehörigen durchzuführen. Unter den Katholiken, die hier gestorben sind, befanden sich Paul Yun Ji-chung, Koreas erster katholischer Märtyrer, sowie Augustine Jeong Yak-jong, der ältere Bruder des angesehenen Gelehrten Jeong Yak-yong aus der Joseon-Dynastie. Bereits 1984 hatte Papst Johannes Paul II. bei seinem damaligen Korea-Besuch 44 dieser Märtyrer seliggesprochen, und von den 124 Koreanern, die für ihren Glauben gestorben sind und die Papst Franziskus in einer Zeremonie am 16. August selig sprach, sind 27 Märtyrer ebenfalls hier exekutiert worden. Aus diesem Grund besuchte Papst Franziskus vor der Seligsprechung in Gwanghwamun den Märtyrerschrein in Seosomun für ein Gebet.

Die Verfolgung katholischer Glaubensanhänger endete in Korea um 1891. Kurz darauf begann auch der Bau der katholischen Yakhyeon-Kirche auf dem Hügel oberhalb der heiligen Stätte, um an die Märtyrer zu erinnern. Die Namen der Katholiken, die in den Zeiten der religiösen Verfolgung getötet wurden, sind im Heonyang-Turm eingraviert, der mit seinen drei Teilen ein „Kal“ symbolisiert, eine lange hölzerne Halskrause, die damals als Folterinstrument verwendet wurde. Pilger machen sich angesichts des damaligen Leids selbst zur Bescheidenheit.

Die Yakhyeon-Kirche ist erfüllt vom Geiste der Märtyrer, was mich zu aufrichtigeren und sinnvolleren Gebeten inspiriert. Der Besuch dieser Stätte durch Papst Franziskus hat mich dazu veranlasst, dem Beispiel dieser Märtyrer zu folgen, den Ahnen meines Glaubens. Dies ist ein wahrhaft heiliger Ort.

Auch der katholischen Kirche in Gahoi-dong im alten Hanok-Dorf in Bukchon kommt ein spezieller Platz in der katholischen Geschichte Koreas zu: Hier fand die erste heilige Messe in Korea statt. Pfarrer Johannes Song Cha-seon, erster Priester der Gahoi-dong-Kirche, erzählt uns mehr darüber.

Die erste heilige Messe der Joseon-Dynastie fand in der Kirche in Gahoi-dong statt, die daher eine spezielle Bedeutung aufweist. Die bloße Ansammlung von Gläubigen an einem Ort macht noch keine echte Kirche aus, dazu müssen dort Sakramente abgehalten werden. Bevor der erste Gottesdienst abgehalten wurde, gab es bereits 4000 getaufte Katholiken, aber die römisch-katholische Kirche in Korea begann offiziell erst mit der Durchführung einer heiligen Messe in der katholischen Gemeinde durch einen Priester.

Der Anfang der römisch-katholischen Kirche in Korea verlief ganz anders als bei anderen katholischen Gemeinden weltweit. Der Touristenführer einer katholischen Stätte, Herr Choi Doo-ho, erklärt uns das genauer.

In anderen Ländern sind Missionare und Priester vom Vatikan geschickt worden, um den Glauben zu verbreiten, aber in Korea wurde der Katholizismus zuerst von Gelehrten aus akademischem Interesse heraus studiert, bevor er als Religion bewusst angenommen wurde. Diese Abwesenheit westlicher Missionare in den frühen Jahren der religiösen Missionierung gibt es nirgendwo anders in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche.

In den Anfangsjahren des Katholizismus in Korea kam die Mehrheit der katholischen Gläubigen aus der Klasse der Yangban oder des Adels. Gelehrte, die sich für praktische westliche Technologien interessierten, lasen auch Bücher über den katholischen Glauben und studierten Katholizismus als Teil ihrer Studien über den Westen. Aus Mangel an Priestern, die sie taufen konnten, tauften sich koreanische Katholiken kurzerhand gegenseitig, bis sie feststellten, dass sie dazu die Leitung eines Priester brauchten. Aus diesem Grund forderten sie einen katholischen Priester aus China an. Pfarrer Johannes Song Cha-seon von der Gahoi-dong-Kirche erklärt dies genauer.



Die Gläubigen kamen größtenteils aus dem Adel. Yangbans, die regelmäßig nach China reisten, brachten das Cheonjusileui mit, ein Buch über den katholischen Katechismus von Matteo Ricci aus dem späten 16. Jahrhundert, und für sie war der Katholizismus zuerst ein Studienobjekt und erst später eine Religion. Koreanische Katholiken hatten sich zuerst gegenseitig ohne Priester getauft, doch sie merkten schnell, dass sie einen Priester brauchten, um die Sakramente zu vollziehen. Der katholische Klerus in Peking war sehr erstaunt, als ein Bote mit einer Anfrage nach einem Priester aus einem Land kam, wo es noch gar keine Missionare gab. Der Bischof von Peking schickte daher einen chinesischen Priester, der koreanisch aussah und so heimlich nach Joseon einreisen konnte, um die erste heilige Messe durchzuführen.

Der Priester Zhou Wen-mo (Ju Mun-mo auf Koreanisch) wohnte in dem Haus des offiziellen Übersetzers Choi In-gil, um Koreanisch zu lernen, und leitete zu Ostern am 5. April 1795 die erste katholische heilige Messe des Landes in der Kirche in Gahoi-dong.

Die Gahoi-dong-Kirche wurde letztes Jahr renoviert und weist nun eine Kombination koreanischer und westlicher Architekturstile auf, die die Glaubensverbindung zwischen ausländischen Geistlichen und einheimischen Gläubigen ausdrückt. Von außen sieht sie überhaupt nicht wie eine Kirche aus. Zur Straße hin befindet sich ein Gebäude im Hanok-Stil, das sich in die traditionelle Bauweise des Bukchon-Dorfes einfügt, doch die Innenseite der Anlage weist eine Kapelle und ein Gemeindehaus im westlichen Stil auf. Die Kirche befindet sich zum Großteil im Souterrain, und nur ein kleines Kreuz weist darauf hin, dass es sich um eine Kirche handelt – ein Ausdruck dafür, dass sich die frühe katholische Gemeinde in Korea im Untergrund verstecken musste, um der Verfolgung zu entgehen. Das Archiv bzw. Museum der Kirche im Erdgeschoss enthält viele Bücher und Unterlagen über die Anfangszeit der katholischen Kirche in Korea, darunter einen Artikel aus einer französischen Zeitschrift über die Enthauptung des französischen Bischofs Laurent Imbert am 21. September 1839 sowie eine Kopie des Cheonjusileui, das von koreanischen Katholiken gelesen wurde. Die größte Überraschung ist sicherlich der Eintrag über die Taufe des letzten Herrschers der Joseon-Dynastie, König Euichin. Die Zeitung Kyunghyang Shinmun berichtete am 18. April 1955, dass der fünfte Sohn von König Gojong auf den Namen Pio getauft wurde. Im der Mitte des Museums steht ein alter Stuhl, auf dem viele koreanische Katholiken der Überlieferung nach gebetet und geweint haben. Frau Jo Yu-mi aus den USA erzählt uns darüber, was der Besuch der Gahoi-dong-Kirche für sie bedeutet.

Meine Mutter sagte mir, dass ich die Kirche besuchen sollte. Es ist eine historisch wichtige Kirche in der Geschichte der Katholiken Koreas, und seit ihrer letzten Renovierung ist das ein wundervolles Gebäude geworden. Ich bin Katholikin, aber ich weiß nicht viel über die katholische Geschichte Koreas, weil ich in Amerika aufgewachsen bin. Ich finde es toll, dass ich hier so viel über die geschichtlichen Hintergründe lernen kann, und die Ausstellung ist zu meiner Überraschung ganz gut gelungen.

Die letzte offizielle Station von Papst Franziskus während seiner Reise war die Kathedrale in Myeongdong, die erste Gemeindekirche in Korea. Mit ihrer Lage im Herzen von Seoul ist sie eines der beliebtesten Touristenziele. Herr Choi Doo-ho vom Erzbistum Seoul erklärt uns mehr dazu.

Die katholische Kathedrale in Myeongdong ist ein neugotischer Steinbau und gilt als nationale historische Stätte Nr. 258. Wenn man sie von oben betrachtet, stellt sie ein Kreuz dar. Vorher befand sich an dieser Stelle der Wohnsitz eines Ministers der Joseon-Regierung. Die katholische Kirche Koreas kaufte das Haus und machte daraus zunächst ein Gotteshaus und ein Waisenhaus. Später kaufte die Kirche die benachbarten Grundstücke und begann im Mai 1892 mit der Erbauung der Myeongdong-Kathedrale, die sechs Jahre später, im Jahr 1898, fertig war. Die Kirche ist also 116 Jahre alt. Die Yakhyeon-Kirche ist vielleicht die älteste Kirche Koreas im westlichen Stil, aber die Myeongdong-Kathedrale ist Koreas älteste Gemeindekirche.

Die Myeongdong-Kathedrale hat nicht nur daher eine derart herausragende Stellung für die römisch-katholische Kirche Koreas, weil sie die erste Gemeindekirche des Landes war, sondern auch, weil sie einen Ort darstellte, an dem die verfolgten koreanischen Katholiken ihren Glauben öffentlich zelebrieren konnten. Darüber hinaus befinden sich in den Katakomben unterhalb der Kathedrale die Überreste von neun koreanischen Märtyrern, was die Bedeutung der Myeongdong-Kathedrale noch verstärkt. Herr Choi Doo-ho erzählt uns mehr darüber.

Die Krypta der Kathedrale befindet sich direkt unterhalb des Altars. In der Krypta befinden sich die Relikte von fünf Heiligen, die während der Verfolgung 1839 getötet wurden, darunter Sankt Imbert und Sankt Maubant sowie vier weitere Märtyrer. Nach katholischer Tradition werden auf den Grabstätten von Märtyrern Kirchen errichtet, und so wurde die Myeongdong-Kathedrale direkt über der Krypta erbaut.

Die Anfänge der Myeongdong-Kathedrale reichen bis in den Herbst des Jahres 1780 zurück, als im Haus des Gerichtsdolmetschers Kim Beom-woo ein Katechismus-Seminar abgehalten wurde. Die Kirche ist ein steinernes Andenken sowohl an die Geschichte des Christentums in Korea als auch ein Symbol für die Demokratiebewegung des Landes seit den 1970er Jahren. Auf dem Höhepunkt der prodemokratischen Proteste in den 1970er und 80er Jahren nutzten Bürgerrechtler und Studenten die Anlagen für Demonstrationen und Arbeiterproteste, weil sie dort vor dem Eingreifen staatlicher Autoritäten geschützt waren. Seit dem Besuch von Papst Franziskus ist die Kathedrale in Myeongdong für die römisch-katholische Gemeinde in Korea noch wichtiger geworden.

Der Ort hier ist jetzt irgendwie anders, seit Papst Franziskus ihn besucht hat. Obwohl ich früher oft zur Myeongdong-Kathedrale gekommen bin, denke ich seit seinem Besuch viel stärker über meinen Glauben nach und versuche, den Bedürftigen und Vernachlässigten besser zu helfen. Ich denke viel mehr über meine eigenen Taten nach und versuche, mich an der päpstlichen Botschaft zu orientieren.

Die kleine Unterschrift des Papstes auf einer riesigen weißen Papierseite ist Ausdruck seiner natürlichen Bescheidenheit und seiner Sorgen um die sozial Benachteiligten auf dieser Welt. Ein Monat ist bereits vergangen, seit der Papst die ganze Nation inspiriert hat. Bis heute verzeichnen die heiligen Stätten in und um Seoul einen andauernden Zustrom von Besuchern, die seinem Weg folgen wollen und sich sein Verhalten zum Vorbild nehmen.

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