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Kultur

Botanischer Garten Hantaek: der Öko-Themenpark

2014-10-07

Eine Mutter und ihr Sohn laufen durch einen Wald auf der Suche nach einem bestimmten Baum. „Ist es dieser Baum?“ „Oder der dort?“ Was machen sie hier?

Diese Mutter und ihr Sohn befinden sich im Botanischen Garten Hantaek in Yongin in der Gyeonggido-Provinz. Hier kann man in spielerischen Missionen mit viel Spaß interessante Dinge über Gewächse aller Art lernen.

Viele Leute leiden heutzutage unter zunehmendem Alltagsstress und suchen nach Möglichkeiten, Erholung für Leib und Seele zu finden. Das mag der Grund dafür sein, dass immer mehr Leute ihre Freizeit gern in Gartenschauen und botanischen Gärten verbringen. Der Botanische Garten Hantaek ist der größte dieser Art in Asien. Er umfasst etwa 660 Quadratkilometer und beherbergt 1.200 verschiedene Pflanzenarten. Hier ist der Leiter der Anlage, Herr Lee Taek-ju:

Es gibt ungefähr 4.900 verschiedene Pflanzenarten in Korea, von denen etwa 1.200 bei uns ausgestellt sind. Es ist gar nicht notwendig, alle 4.900 Arten in einem botanischen Garten zu sammeln. Wir beschränken uns hier auf Pflanzen mit einem praktischen Nutzen. Unsere zwölfhundert Pflanzenarten tragen entweder schöne Blüten oder können als Nahrung oder zu medizinischen Zwecken genutzt werden. Der Botanische Garten Hantaek ist nicht nur einer der besten botanischen Gärten in ganz Asien, sondern ich denke, dass er absolute Weltklasse ist.

Im Botanischen Garten Hantaek sind zusammenpassende Pflanzen in 35 verschiedenen Themengärten und acht Gewächshäusern ausgestellt. Herr Lee Taek-ju erklärt, dass die Anlage aber ursprünglich gar nicht als botanischer Garten geplant war:



Ursprünglich habe ich hier Landwirtschaft betrieben, aber damit hatte ich keinen großen Erfolg. Also hörte ich damit auf und fing an, Bäume zu pflanzen. Bäume züchten war aber schwieriger als gedacht, also ging ich nach Europa, um zu lernen, wie man in anderen Ländern Baumschulen und botanische Gärten richtig betreibt. Das war eine atemberaubende Zeit mit all den Leuten und Parkanlagen voller Bäume und Pflanzen. Nach meiner Rückkehr nach Korea stellte ich Nachforschungen an und fand heraus, dass Korea das einzige UNO-Mitglied war, das keinen einzigen botanischen Garten hatte. Da wusste ich, was ich hier machen wollte, doch ich ahnte nicht, wie schwierig das werden sollte.

Herr Lee reiste in ganz Korea herum, um einheimische Wildpflanzen zu sammeln, nachdem er 1979 den Namen dieser Anlagen in „Botanischer Garten“ geändert hatte. Doch die Kultivierung dieser Pflanzen stellte ihn vor ganz eigene Herausforderungen.

Als ich den ersten botanischen Garten Koreas aufbaute, hielt ich es für selbstverständlich, zuerst einheimische Pflanzen zu sammeln und zu katalogisieren und erst danach ausländische Pflanzen zu holen. Aber damals, 1979, gab es keine Möglichkeit, einheimische Pflanzen zu kaufen. Niemand züchtete koreanische Pflanzen. Also musste ich selbst in Korea herumreisen und die ganzen einheimischen Pflanzen einzeln suchen und züchten. Das hat natürlich sehr lange gedauert, denn in Korea gibt es viele einzigartige Pflanzen. Einige wachsen nur auf dem Halla-Berg, andere nur auf dem Seorak-Berg, manche wachsen auf Feldern, andere in Sümpfen … Ich ging überall hin, um Pflanzen zu suchen. Ich war der erste in Korea, der das je gemacht hat.

Zwanzig Jahre lang hat Herr Lee seinen botanischen Garten mit Leib und Seele gehegt und gepflegt. Natürlich gab es auch Zeiten, in denen er aufgeben wollte. Schließlich erklärte das koreanische Umweltministerium die Anlage im Jahr 2001 zum floristischen Habitat und zum Naturreservat für seltene und bedrohte Pflanzen und Gewächse, als die Leute immer verrückter nach koreanischen Wildblumen wurden. Seit 2002 ist die Anlage ein staatlicher botanischer Garten, der 2003 unter dem Namen Botanischer Garten Hantaek für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

In seiner dreißigjährigen Laufzeit wurde der Botanische Garten Hantaek zu einem Naturreservat sowohl für einheimische als auch exotische Wildpflanzen. Man ist stolz darauf, in all der Zeit niemals Pestizide verwendet zu haben. Der stellvertretende Leiter Kim Jin-bong erzählt uns mehr darüber.

Wir setzen keine Pestizide ein, deshalb können die Leute viele Glühwürmchen sehen, wenn es dunkel wird. Es gibt auch Flusskrebse und Kardinalfische. Ein botanischer Garten soll nicht nur schöne Blumen zeigen, sondern es ist ein Ort, wo man das ganze Ökosystem beobachten kann. Wenn es uns nur darum ginge, eine Sammlung außergewöhnlicher Gewächse auszustellen, dann müssten wir sehr viele Pestizide einsetzen. Dann gäbe es hier aber keine Insekten, Vögel oder andere Tiere. Unsere Aufgabe ist es, die Pflanzen zu bewahren, aber das bedeutet nicht, sie für das menschliche Schönheitsempfinden zurechtzubiegen. Wir wollen sie in ihrer eigenen natürlichen Schönheit zeigen, in ihrer ökologischen Harmonie mit anderen Tieren, Insekten und Vögeln. Wir sind stolz darauf, dass wir hier im botanischen Garten so ein gesundes Ökosystem zeigen können.

Der Botanische Garten Hantaek ist in 35 prächtige Einzelgärten mit jeweils anderen thematischen Schwerpunkten unterteilt. Es gibt Gärten für Kräuter und Heilpflanzen, Taglilien und Schwertlilien, die koreanische Nationalblume Straucheibisch (Mugunghwa), Gebüsche und ein Nadelwald, Gewächshäuser, eine Beobachtungswarte und eine Art Steingarten. Passend zur Jahreszeit der Chrysanthemen, des farbenfrohen Laubs und der Herbstfrüchte zeigt der Botanische Garten Hantaek heute eine wundervolle Herbstausstellung. Gleich am Eingang des botanischen Gartens ist links ein Pfingstrosen-Garten, der auf eine Kooperation mit dem botanischen Garten in Peking zurückgeht. Dort befinden sich 350 verschiedene Sorten von strauchigen sowie 80 Sorten staudenartiger Pfingstrosen aus China. Neben den Pfingstrosen gibt es hier auch verschiedene andere Pflanzen, die in anderen Rhythmen aufblühen und verwelken, sodass man hier von Frühling bis Herbst Blüten sehen kann. Gegenüber befindet sich der Schwertlilien-Garten, der komplett aus Verschiedenfarbigen sowie Japanischen Sumpf-Schwertlilien besteht. Wenn man auf dem Kiesweg an dem Garten vorbeigeht, sollte man auf der Holzbank am Ende des Weges eine Pause machen, um die wundervolle Herbstatmosphäre zu genießen.

In der Mitte des Botanischen Gartens Hantaek befindet sich eine grüne Wiese. Die Wiese ist 120 Meter lang und 8 Meter breit und hat auf beiden Seiten Blumenbeete, die die Wiese einrahmen. In den Beeten sind um die einhundert verschiedene Blumensorten mit verschiedenen Blührhythmen. Jetzt sind gerade die Chrysanthemen in voller Blüte. Und hier ist wieder der stellvertretende Leiter, Herr Kim Jin-bong:

Wir haben hier viele Ausstellungen und Aktionen. Hier ist eigentlich immer etwas los. Die Leute finden oft Blumen in den Bergen und nennen sie „wilde Chrysanthemen“, dabei gibt es gar keine Art „wilder“ Chrysanthemen. Die Leute nennen alle möglichen Arten von Chrysanthemen, die sie in freier Wildbahn sehen, „wild“. Diese Art hier vorne ist „Chrysanthemum zawadski“, auf Koreanisch heißt sie Gujeolchol. Den Namen hat sie daher, dass sie um den 9. September nach dem Mondkalender blüht und wegen ihres charakteristischen Stamms. Die Blüte ist essbar und wird getrocknet als Medizin verwendet. Sie wurde häufig dazu benutzt, den Kopf frei zu machen und Blutungen zu stoppen.

Auf dem Platz neben der Wiese kann man Heilkräuter sehen, die in der traditionellen koreanischen Medizin benutzt wurden. Außerdem gibt es hier einige seltene koreanische Pflanzen. Herr Lee Taek-ju erklärt uns:



Der Botanische Garten Hantaek ist vom Umweltministerium als Habitat und Naturreservat für seltene und bedrohte Pflanzen deklariert. Wir haben hier fast alle seltenen und bedrohten Pflanzenarten. Am schönsten ist vielleicht eine Blume namens Kkaengkkaengi-pul, und sie ist glücklicherweise nicht mehr vom Aussterben bedroht. Dann haben wir hier eine Pflanze namens Salomonssiegel, die oft in der Medizin verwendet wird, und eine namens Eidechsenschwanz oder Chamäleonpflanze, die im Wasser wächst.

Hinter der Wiese steht das sechseckige Antipoden-Gewächshaus aus Glas. Es umfasst 891 Quadratmeter und versammelt mehr als 150 Pflanzenarten aus Australien und Neuseeland. Der stellvertretende Leiter Kim Jin-bong erklärt dazu:

Wie Sie sehen, ist hier alles etwas anders, denn es handelt sich um das Gewächshaus von der anderen Seite der Erde. Der Botanische Garten Hantaek hat die größte Sammlung derartiger Pflanzen außerhalb von Australien und Neuseeland. Wir haben hier zum Beispiel Eukalyptusbäume und den australischen Affenbrotbaum; das ist der auffälligste Baum hier.

Der australische Affenbrotbaum ist im Antipoden-Gewächshaus nicht nur wegen seiner auffälligen Form sehr leicht zu finden. Die Holzbank daneben mit der Statue des Kleinen Prinzen ist eine Anlaufstelle für Besucher, die ein Foto vom Kleinen Prinzen unter dem markanten Baum machen wollen.

Dieser Baum steht jetzt seit dreizehn Jahren hier. Er ist ziemlich groß. Normalerweise sieht man solche großen Bäume nicht in Korea, außer vielleicht mal eine Zelkoven-Ulme. Das Besondere an dem australischen Affenbrotbaum ist der Baumstamm, der eher wie ein fetter Bauch aussieht, weil er viel Wasser für dürre Zeiten speichert. Deshalb wird der Baum auch Flaschenbaum genannt. Die meisten anderen Affenbrotbaumarten aus Afrika und Madagaskar haben keinen so dicken Stamm. Seine Äste sind ganz ähnlich wie bei einer Weide angeordnet, und so können diese Bäume sehr lange Dürreperioden überstehen. Dieser Affenbrotbaum ist etwa einhundert Jahre alt.

Vor einiger Zeit fiel einmal das Heizungssystem des Gewächshauses aus und die Temperatur im Innern sank auf 10 Grad unter Null. Viele Pflanzen gingen dadurch ein, doch der australische Affenbrotbaum konnte der Kälte trotzen, was seine große Widerstandsfähigkeit demonstriert. Viele Mitarbeiter des botanischen Gartens wunderten sich darüber, wie gut sich der Baum an seine neue Heimat angepasst hat, und so nennen sie ihn den „eingebürgerten“ Baum. In dem Antipoden-Gewächshaus gibt es das ganze Jahr über viele Pflanzen zu sehen, doch der stellvertretende Leiter Kim Jin-bong empfiehlt einen Besuch im Winter.

Die Jahreszeiten in Australien sind genau gegensätzlich zu denen bei uns. Wenn sie dort warmen Frühling haben, ist es bei uns kalt. Wenn Sie also im Februar oder März zu Besuch kommen, sehen Sie im Gewächshaus so viele blühende Blumen, und der australische Affenbrotbaum ist komplett grün. Der knorrige Baum dort drüben hat dann auch tausende von Blüten. Die Grevilleen darunter haben süßen Honig. Ich empfehle also einen Besuch des Antipoden-Gewächshauses im Februar oder März.

Gehen wir nun zum Steingarten, ein Themengarten mit vielen Steinen und Felsen, auf denen die Pflanzen wachsen. Er ist Koreas erster Steingarten, es gibt ihn seit 1998. Er befindet sich am höchsten Punkt des botanischen Gartens und beherbergt eine Reihe alpiner Pflanzen. Gleich neben dem Steingarten steht ein sogenannter Kuchenbaum, der ein süßes Aroma in der Luft verbreitet. Dieser Baum heißt auf Koreanisch Gesunamu und ist aus einem alten Kinderlied namens Bandal bekannt.

Viele Koreaner, die das Lied Bandal noch aus ihrer Kindheit kennen, interessieren sich für den Kuchenbaum. Bei Vollmond, heißt es dort, sitzt ein Hase direkt neben dem Kuchenbaum und rührt Zutaten in einer Schüssel zusammen, um daraus einen leckeren Reiskuchen zu machen. Obwohl es seit dem Ende der Apollo-Missionen Anfang der 1970er Jahre kein Leben mehr auf dem Mond gegeben hat, fragen sich viele Koreaner manchmal, ob es dort nicht auch einen großen Kuchenbaum gibt.

Der Kuchenbaum hat herzförmige Blätter. Dazu gibt es die schöne Legende, dass man seiner Geliebten ein getrocknetes Blatt vom Kuchenbaum übergeben soll, wenn man ihr seine Liebe gesteht, damit die Liebe ewig währt. Dementsprechend ist der Kuchenbaum hier auch als Baum der Verliebten bekannt.

Hier im botanischen Garten haben Besucher die Möglichkeit, etwas über das Ökosystem zu lernen. Der Botanische Garten Hantaek bietet dazu verschiedene Programme an, von der Grundschule bis zum Gymnasium. Es gibt auch ein Öko-Lernprogramm für Familien, die am Wochenende zu Besuch kommen. Dabei werden jeder Familie Missionen aufgetragen, damit sie zusammen mit viel Spaß die Natur entdecken können. Hier ist die Chefin der Programmkommission, Frau Kim Yeon-suk:

Jedes Programm hat eine Mission. Dabei erhalten die Familien verschiedene Hinweise darüber, welche Pflanzen sie wo in den Gärten finden sollen. Jedes Mal, wenn eine Mission gelöst ist, erhält die Familie eine Nummer. Man muss Rätsel lösen, Gedichte über die Pflanzen schreiben und Stempel, Beeren und Blätter sammeln. Am Ende wird alles gesammelt, und die Familie hat ein schönes Andenken an den botanischen Garten.



Obwohl die Missionen einfach aussehen, ist es nicht so leicht, die ganzen Gärten nach der richtigen Pflanze abzusuchen, wenn man nur ein paar Hinweise hat. Um die Fragen richtig zu beantworten, muss man ständig dazulernen. Man sieht erschöpfte Familien, die sich überglücklich für Ihren Erfolg gratulieren, nachdem sie alle vier Phasen einer Mission geschafft haben. Es ist eine sehr lohnenswerte Anstrengung.

Nach einem Tag im Botanischen Garten Hantaek fühlt man sich, als ob man eins mit der Natur geworden ist. Es fällt einem schwer, die frische, saubere Luft und den Blumenduft hinter sich zu lassen. Man denkt noch lange gern an all die wundervollen Blumen zurück. Ein Tag in diesem Öko-Themenpark ist wie ein Jungbrunnen für Körper und Geist. Vielleicht besuchen deshalb so viele Koreaner in letzter Zeit einen botanischen Garten.

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