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Geschichte

Choi Seung-hee: Star-Tänzerin der 30er Jahre

2011-04-28

<b>Choi Seung-hee</b>: Star-Tänzerin der 30er Jahre
Koreas erster Exportstar im 20. Jahrhundert

Am 7. Februar 1936 war in der Tageszeitung Dong-a Ilbo folgender Artikel zu lesen.

Die New York Metropolitan Music Company, die größte Tanztruppe Amerikas, hat erstmals eine asiatische Tänzerin unter Vertrag genommen. Fräulein Choi wird in der Metropolitan Opera in New York, dem Mekka der Tanzwelt, den buddhistischen Tanz Seungmu und weitere traditionelle koreanische Tänze aufführen.

Im frühen 20. Jahrhundert, zu einer Zeit als man in Korea bei tanzenden Frauen noch entweder an Gisaengs oder Schamaninnen dachte, wurde Choi Seung-hee die erste Tänzerin, die im Ausland auftrat. Das Publikum war so bezaubert von ihren Darbietungen, dass sie bald Beinamen wie „Perle des Ostens” oder die „Isadora Duncan von Korea” erhielt. In diesem Sinne kann man Choi Seung-hee wohl als ersten „Exportschlager“ der koreanischen Unterhaltungskultur betrachten.

Zum Tanzen geboren

Choi Seung-hee kam am 24. November 1911 in Seoul zur Welt. Sie war ein intelligentes Mädchen, das die Grundschule nach nur vier Jahren als Klassenbeste abschloss und anschließend ein Stipendium der Sookmyung-Mädchenschule erhielt. Im Alter von 16 Jahren sah sie eine Aufführung von Baku Ishii, dem Pionier des modernen japanischen Tanzes, und beschloss daraufhin, Tänzerin zu werden. Ihr älterer Bruder Choi Seung-il, der damals beim Rundfunk arbeitete, setzte sich sehr für die Förderung ihres Talents ein und erlaubte ihr, unter Ishiis Anleitung modernen Tanz in Japan zu lernen.

Schon bald entwickelte sich die künstlerisch begabte Choi Seung-hee zu einem Star in der Ishii-Tanztruppe und ihre Auftritte in Seoul in den Jahren 1927 und 1928 wurden zu einem großen Erfolg. Im Jahre 1929 öffnete sie in Seoul ihre eigene Tanzschule und trat im darauffolgenden Jahr erstmals mit einem eigenen Programm auf.

Das Studium traditioneller koreanischer Tanzkunst bei Han Seong-jun half ihr, sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Zu einer Zeit als der Begriff „Cross-over“ noch nicht existierte, kombinierte Choi Seung-hee traditionelle und moderne Tanzformen und entwarf eigene Versionen von Seungmu, sowie von Messer-, Fächer- und Maskentanz. Auch Tanzformen, die bis dahin lediglich in den Amüsiervierteln der Unterschicht zu sehen gewesen waren, erhielten nun Aufmerksamkeit in künstlerisch anspruchsvollem Rahmen.


Koreanischer Tanz hypnotisiert die Welt

In einem Zeitungsinterview erklärte Choi Seung-hee, sie wolle die Tanzrhythmen Joseons bis zum anderen Ende der Welt tragen. 1934 trat sie mit einer modernen Version koreanischer Tänze in Japan auf und erlangte so den Beifall des durch seine Novelle „Schneeland“ bekannten Autors und späteren Literaturnobelträgers Yasunari Kawabata. Dieser hob hervor, dass Choi in ihrem Heimatland größere Wertschätzung zuteil werden solle. Im Dezember 1937 ging Choi Seung-hee nach San Francisco und unterschrieb einen Vertrag bei der Metropolitan Music Company, um sich auf eine sechsmonatige Amerika-Tournee zu begeben. .

Mit ihren anmutigen Bewegungen und funkelnden Blicken hypnotisierte die zierliche Choi Seung-hee ganz Amerika. Auch Schauspiellegende Charlie Chaplin soll zu ihren Bewunderern gezählt haben. Nach ihrer Amerikatour brach sie nach Europa auf, wo sie unter anderem den Choripdong-Tanz aufführte. Diese Tanz löste in Paris eine wahre Euphorie aus, und Choripdong-Hüte, wie sie in Korea von unverheiratenen jungen Burschen getragen zu werden pflegten, hielten Einzug in die Pariser Modewelt. Zu ihren Bewunderern zählten unter anderem weltberühmte Künstler wie Picasso, Matisse und Rolland. Ende der 30er Jahre hatte Choi Seung-hee rund 150 Auftritte auf der ganzen Welt, in Europa, den USA, in Zentral- und Südamerika. In ihrem Heimatland jedoch wurde sie lange Zeit ignoriert. .


In neuem Licht

Als sie weltweiten Ruhm erlangt hatte, wurde Choi vom japanischen Militär auch gezwungen, vor japanischen Soldaten aufzutreten. Nachdem Korea seine Unabhängigkeit zurückerlangt hatte, wurde sie in ihrer Heimat aufgrund dieser Auftritte als Verräterin betrachtet. So zog sie mit ihrem Ehemann, der in der sozialistischen Bewegung aktiv war, nach Nordkorea. Ihr Mann wurde dort im Jahre 1958 ermordet, und Choi Seung-hee soll im Jahre 1967 das gleiche Schicksal erlitten haben. So war ihr Leben, in dem sie sowohl auf Händen getragen, als auch mit Füßen getreten wurde, letztlich geprägt durch die wechselvolle Geschichte Koreas. Unbestreitbar war sie jedoch eine Vorreiterin des modernen koreanischen Tanzes, der es gelang Grenzen zwischen Tradition und Moderne, sowie zwischen Ost und West zu überwinden und eine neue Freiheit des Tanzes zu entfalten. Vielleicht ist es an der Zeit, das Leben und Werk der Tänzerin Choi Seung-hee nun aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

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