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Geschichte

Park Kyung-ni: Autorin des Historienepos “Toji (Das Land)”

2011-05-05

<b>Park Kyung-ni</b>: Autorin des Historienepos “Toji (Das Land)”
Ein Leben im Geiste der Literatur

Ganz Korea betrauerte am 5. Mai 2008 den Tod von Park Kyung-ni, die so etwas wie eine literarische Legende für das Land gewesen war. Sie drückte der koreanischen Literaturgeschichte einen unverkennbaren Stempel auf, und die Herzen unzähliger Koreaner mehrerer Generationen wurden durch ihre Werke bewegt. Wie wurde Park Kyung-ni zu einer solch bedeutenden Schriftstellerpersönlichkeit, die auch nach ihrem Tode noch großen Einfluss auf die koreanische Kultur ausübt?
Park Kyung-ni kam am 28. Oktober 1927 in der an der Südküste gelegenen Stadt Tongyeong zur Welt. Ihr ursprünglicher eigentlicher Name war Park Geum-i. Bis aus dem gewöhnlichen kleinen Mädchen Park Geum-I die vielbewunderte Schriftstellerin Park Kyung-ni wurde, war es ein langer, steiniger Weg.
Als sie 18 Jahre alt war, verließ der Vater die Familie, um erneut zu heiraten. So war ihre Kindheit geprägt durch häusliche Konflikte und Einsamkeit. Allein durch die Lektüre von Büchern fand sie für sich einen inneren Raum der Zuflucht. Nach ihrem Abschluss am Mädchengymnasium von Jinju heiratete sie, doch war das Eheglück nur von kurzer Dauer. Ihr Ehemann Kim Haeng-do fiel im Koreakrieg und ihr gemeinsamer Sohn starb nur kurz nach Kriegsende. Park Kyung-ni zog nach Seoul, wo sie bei einer Bank arbeitete, um als alleinstehende Mutter ihre Tochter großziehen zu können.
Als sie dem Schriftsteller Kim Dong-ni begegnete, sollte sich ihr Leben für immer ändern. Als Kim die von ihr verfasste Kurzgeschichte „Gyesan (Die Rechnung)“ zur Veröffentlichung in der Monatsausgabe der Literaturzeitschrift „Gegenwartsliteratur” empfahl, begann ihre literarische Karrriere. Unter ihrem Künstlernamen „Kyung-ni”, unter welchem sie von jetzt an zu schreiben pflegte, erlangte sie nun verstärkt Aufmerksamkeit in der Literaturszene. Insbesondere ihre biographisch inspirierten Werke „Bulsinsidae (Zeitalter des Misstrauens)“, in dem sie sich mit dem Tod ihres Sohnes auseinandersetzt, und „Amheuksidae (Zeitalter der Dunkelheit)“, einer Geschichte über eine Kriegwitwe, die sich um ihre Kinder und ihre alte Mutter kümmern muss, fanden Beachtung.
So beleuchtete Park in ihren Werken die koreanische Geschichte aus der Perspektive ihres eigenen Lebens. Mit der Veröffentlichung von „Die Töchter des Kim Yak-guk” begann sie jedoch in den 1960er Jahren ein neues Kapitel ihrer Schriftstellerlaufbahn. Anstatt weiterhin vor allem persönliche Erfahrungen zu schildern, bezog sie nun einen objektiveren Standpunkt. Schreiben war für sie nun nicht mehr ein Mittel der Selbsttherapie, um über tragische und schmerzvolle Erfahrungen ihres eigenen Lebens hinwegzukommen, sondern diente ihr fortan dazu, soziale Problemthemen anzusprechen. Mit dem Monumentalepos „Toji (Das Land)” schuf sie das Werk, mit dem sie der Literaturwelt für immer als große Schriftstellerin in Erinnerung bleiben wird.

“Toji”: ein Schlüsselwerk der koreanischen Literatur

Park Kyung-ni begann mit der Arbeit an „Toji” im Juni 1969 und beendete sie im August 1994. Das fünfteilige Epos beginnt mit der Schilderung einer Feier in Hadong im Jahre 1897 und endet mit der Szene der Jubelfeiern zur koreanischen Unabhängigkeit am 15. August 1945. Es handelt sich um ein monumentales Werk, in dem etwa 700 Personen auftreten, deren persönliches Schicksal eng mit der koreanischen Geschichte verknüpft ist.
25 Jahre ihres Lebens hat Park Kyung-ni der Arbeit an diesem Werk gewidmet, und sogar am Tag nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus, wo sie sich 1971 einer Brustkrebsoperation hatte unterziehen müssen, saß sie bereits wieder am Schreibtisch. Auch die Inhaftierung ihres Schwiegersohnes, des Widerstandskämpfers Kim Ji-ha, der 1974 wegen regierungsfeindlichen Aktivitäten festgenommen wurde, konnte sie nicht von Schreiben abhalten.
Ihr Bekenntnis, dass sie sich beim Schreiben von „Toji” gleichsam wie eine Gefangene ihrer Schreibzelle gefühlt habe, verrät, welche Mühsal sie auf sich nahm, um das 40.000-Seiten-Epos zu vollenden. Detailliert beschreibt sie darin die menschlichen Bedürfnisse, den Widerstand gegen die japanischen Kolonialherren und den Respekt vor dem Leben. „Toji” wurde als das größte Werk der koreanischen Literaturgeschichte gefeiert und unter anderem ins Englische, Französische und Japanische übersetzt.

Zur Ruhe gekommen

Nach der Vollendung von „Toji” drosselte Park ihr Arbeitspensum, schrieb nur noch ein paar Zeitungskolumnen und brachte eine Gedichtsammlung heraus. 2008 veröffentlichte sie in der April-Ausgabe der Zeitschrift “Gegenwartsliteratur” ein paar neue Gedichte. In dem Gedicht „Das Haus der Alten”, in dem sie ihr Leben in Wonju in der Provinz Gangwon reflektiert, deutet sie an, wie tröstlich es sei, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können und wie befreit sie sich in ihrem hohen Alter nun fühle.
Dieses Gedicht sollte ihr Abschiedsgedicht werden. Am 5. Mai 2008, im Alter von 82 Jahren starb Park Kyung-ni an einem Schlaganfall. Mit ihrem Werken, insbesondere mit „Toji“, wird sie jedoch für immer einen festen Platz in der koreanischen Literaturgeschichte und in den Herzen der Koreaner innehaben.

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