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Hintergrund

Südkorea bildet Arbeitsgruppe angesichts Konflikts zwischen USA und Iran

2020-01-06

Nachrichten

ⓒKBS News

Die Tötung eines iranischen Top-Generals durch die USA hat für eine Zuspitzung der weltpolitischen Lage gesorgt. Südkorea ist tief besorgt über mögliche Folgen für seine Ölversorgung und die Situation auf der koreanischen Halbinsel.


Der Iran kündigte eine massive Vergeltung an. Als denkbar gelten drei  Vergeltungsszenarien: Das erste ist, dass das Land seine Bündnispartner mobilisiert und im Nahen Osten einen Flächenbrand auslöst. Der Iran unterstützt schiitische Milizen im Irak und Syrien, die Hisbollah im Libanon und die Huthi-Rebellen im Jemen. Sie könnten Angriffe auf das US-Militär, Öleinrichtungen in Saudi-Arabien und Israel starten. Zudem könnten pro-iranische oder anti-amerikanische Terrorgruppen an verschiedenen Orten in der Welt Anschläge verüben.


Die zweite Option ist die Blockade eines Öltransportwegs oder das Schüren von Unsicherheit. Der Iran hatte letztes Jahr angesichts der wachsenden Spannungen mit den USA damit gedroht, die Straße von Hormus zu sperren. Durch diese Meeresstraße wird ein Fünftel des weltweit verbrauchten Öls transportiert. Daher würde die Blockade der Meerenge eine Versorgungskrise an den globalen Ölmärkten auslösen. Südkorea ist stark auf Erdöl aus dem Nahen Osten angewiesen, 70 Prozent seiner Ölimporte werden durch die Straße von Hormus befördert.


Als letztes kommen Cyberangriffe infrage. Mögliche Ziele wären industrielle Infrastrukturanlagen in den USA und Europa, darunter Dämme und Kraftwerke. Ein Stromausfall oder ein Gasaustritt als Folge einer solchen Attacke könnte zu Chaos führen. Außerdem wäre ein frontaler militärischer Zusammenstoß denkbar. Diese Wahrscheinlichkeit ist jedoch angesichts der großen Belastung für beide Seiten eher gering.


In allen Fällen würde Südkorea sehr wahrscheinlich Schaden erleiden. Die größte Sorge ist die Sicherheit der Südkoreaner im Nahen Osten. Die größte Herausforderung stellt die Unsicherheit bei der Erdölversorgung dar. Es wird für den Iran schwierig sein, die Straße von Hormus tatsächlich zu sperren. Es gilt jedoch als sehr wahrscheinlich, dass das Land Handelsschiffe oder Öltanker angreifen, festnehmen oder festhalten wird, so wie es letztes Jahr getan hatte. Allein ein solcher Fall könnte die globalen Ölmärkte in großes Chaos versetzen.


Südkorea wird auch in diplomatischer Hinsicht mit einer heiklen Situation konfrontiert sein. Südkorea ist ein Bündnisland der USA, unterhält jedoch zugleich freundliche Beziehungen mit dem Iran. Die USA würden sehr wahrscheinlich Südkorea auffordern, sich an der Druckausübung gegenüber dem Iran zu beteiligen. Das würde für Südkorea angesichts der Ölimporte aus dem Iran, seiner Exporte in das Land sowie seiner Beteiligung am dortigen Baumarkt vor ein großes Dilemma darstellen.


Große Aufmerksamkeit müsste auch auf mögliche Einflüsse auf die Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA gerichtet werden. Sollten sich die USA auf ihren Konflikt mit dem Iran konzentrieren, würde der Dialog mit Nordkorea weniger Priorität genießen. In einem solchen Fall wäre kaum zu erwarten, dass der Stillstand im Dialog überwunden werden kann. Nordkorea könnte die Situation außerdem nutzen, um seine atomare Aufrüstung voranzutreiben und zu Provokationen zu greifen. Gleichzeitig gibt es keine Garantie dafür, dass die USA gegenüber Nordkorea keine „Enthauptungsoperation“ durchführen würden.

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