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Hintergrund

Zentralbank friert trotz Covid-19-Ausbreitung Leitzins ein

2020-02-27

Nachrichten

ⓒYONHAP News

Die südkoreanische Zentralbank hat den Leitzins eingefroren und damit an ihrer abwartenden Position festgehalten. Zwar seien wirtschaftliche Erschütterungen wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus unvermeidbar, man müsse die Lage jedoch noch eine Weile beobachten, heißt es. Hinter der Entscheidung wird die Absicht vermutet, für künftige Schocks weiter Spielraum für geldpolitische Maßnahmen haben zu wollen. Eine Rolle spielte auch die Besorgnis über einen Anstieg der Wohnungspreise, die nur mit Mühe und drastischen Maßnahmen im Zaum gehalten werden. Am Markt war eine Zinssenkung erwartet worden. Nun geht man davon aus, dass diese wohl auf April verschoben worden sei.


Notenbankchef Lee Ju-yeol hatte am 14. Februar eine vorsichtige Position zu Zinssenkungen geäußert. Für eine Zinssenkung sei eine behutsame Entscheidung erforderlich, indem sowohl Auswirkungen als auch Nebenwirkungen berücksichtigt würden, sagte er. Es sei im Moment nicht absehbar, welchen Einfluss die Covid-19-Krise auf die Wirtschaft haben würde und wie lange die Situation vorherrsche. Es sei noch zu früh, die Folgen zu prognostizieren. Man müsse diese anhand Indikatoren feststellen, sagte er.


Am Markt war Lees Äußerung als Signal für eine Zinseinfrierung im Februar angenommen worden. Jedoch stieg die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Südkorea im letzen Drittel des Monats rasant, was die Lage dramatisch veränderte. Daraufhin wurde stärker mit einer Zinssenkung gerechnet. Der Währungsausschuss der Zentalbank beharrte jedoch auf einer vorsichtigen Position und legte statt einer Zinssenkung Maßnahmen für eine stärkere finanzielle Unterstützung für die Industrie vor. Die Notenbank erhöhte die Obergrenze für ihre Programme für niedrigverzinste Darlehen für Finanzinstitute um fünf Billionen Won (4,1 Milliarden Dollar) auf 30 Billionen Won (24,7 Milliarden Dollar). Ziel der Programme ist es, dass die Finanzinstitute mit diesen Finanzmitteln kleinen und mittleren Unternehmen mehr Kredite gewähren.


Die Anhebung der Grenze von fünf Billionen Won bei der Notenbank hat den Effekt einer Aufstockung von Bankkrediten um zehn Billionen Won. Damit sollen die Branchen unterstützt werden, die wegen der Covid-19-Ausbreitung in Geldnot geraten sind. Die Notenbank will nach eigenen Angaben vier Billionen Won von dem aufgestockten Kapital für die Regionen, insbesondere die besonders hart betroffene Stadt Daegu und die Provinz Nord-Gyeongsang, bereitstellen.


Zugleich setzte die Zentralbank die Wachstumsprognose für Südkorea für dieses Jahr von 2,3 Prozent auf 2,1 Prozent herab. Es gilt jedoch als sehr wahrscheinlich, dass die Prognose abhängig von den Entwicklungen der Corona-Krise ein weiteres Mal korrigiert werden muss. Einige rechnen bereits mit einem Wachstum von weniger als zwei Prozent. Es gibt auch eine noch skeptischere Prognose, dass das Wachstum zum Stillstand kommen könnte, sollte die Corona-Krise länger dauern.


Die südkoreanische Wirtschaft ist bereits vom Ausbruch des neuartigen Coronavirus hart betroffen. Als Folge der vorläufigen Schließung von Fabriken in China kam es zu Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Teilen und dem Export von Zwischengütern. Daraufhin gerieten kleine und mittlere Unternehmen in Geldnot, Großunternehmen erleiden wegen der verzögerten Produktion erhebliche Schäden. Mittlerweile führte die rasante Ausbreitung des Coronavirus im Land dazu, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten drastisch schrumpften. Nicht nur das verarbeitende Gewerbe, sondern auch viele andere Branchen wie Vertrieb, Reise, Transport, Gastronomie und Hotelgewerbe sind hart betroffen.


Die Regierung bietet daher alle Kräfte dafür auf, eine weitere Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern und die wirtschaftlichen Schäden zu begrenzen. Ministerpräsident Chung Sye-kyun hält sich nun in Daegu auf und ist federführend beim Vorgehen gegen das Coronavirus. Es wird zudem ein Nachtragshaushalt angestrebt. Angesichts dieser Situation scheint eine Senkung des Leitzinses im April unvermeidbar zu sein.

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