Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Lifestyle

Schönheit und traditionelle Schönheitsmittelchen in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2006-05-24

Hörerecke

Frage: Hermann Heyne Pietschmann aus Erfurt schreibt: Bekanntlich ist die Schönheit der asiatischen Frauen geradezu legendär. Die Koreanerinnen machen da keine Ausnahme. Wo liegt das Geheimnis begründet? Ist es naturgegeben oder vielleicht spielen uralte, traditionelle Rezepte bei der Schönheitspflege eine entscheidende Rolle. Sind Lotus und Sandelholz für ein makelloses Aussehen verantwortlich? Ich habe gehört, dass das im Reis enthaltene Reisöl der Hautpflege dienlich sein soll, weil es dem Hautfett ähnlich ist. Auch Bambusextrakt soll ja die Haut vitalisieren. Aber vielleicht hat ja auch der grüne Tee eine Wunderwirkung. Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass die aufgeführten Dinge die koreanische Frau noch schöner macht, als sie ohnehin schon ist?

Antwort: Ich würde sagen, die Schönheit der koreanischen Frauen ist natürlich bis zu einem gewissen Grade naturgegeben. Dann wird sie heutzutage durch teure Kosmetika in- und ausländischer Marken unterstützt, für die die durchschnittliche koreanische Frau - und zwar jeden Alters - bereit ist, wesentlich mehr auszugeben als ihre westliche oder deutsche Kollegin. Heutzutage ist auch viel von der Schönheit nicht mehr echt, denn in Korea hat die plastische Chirurgie Hochkonjunktur und gemacht wird, was in ist und machbar ist: Augenoperationen, Nasenoperationen, Verkleinerung des Gesichts durch Wegschleifen der Kinnknochen (ein kleines Gesicht gilt als schön), Botox, Fettabsaugen und und und. Manch ein heiratswilliger Koreaner lässt sich daher die Kindheits- und Jugendfotos seiner Angebeteten zeigen, um festzustellen, was echt ist und was nicht und was er in punkto Aussehen von seinen Sprößlingen erwarten kann. Übrigens sind die koreanischen plastischen Chirurgen ausgezeichnet auf ihrem Gebiet, aber um einiges billiger als die in deutschen Landen. Doch das sind alles noch einmal Themen für sich. Begeben wir uns in die Geschichte und schauen wir uns einmal an, wie und womit sich koreanische Frauen traditionell verschönerten und was als schön galt.

Die Frauen der Joseon-Dynastie standen vor Morgengrauen auf, wuschen und frisierten sich und zogen frische Kleider an, bevor sie sich vor dem Ahnenschrein der Familie und anschließend vor den Schwiegereltern verbeugten. Die Etikette gebot, beim Besuch des Schreins und in den Räumen der Schwiegereltern adrett angezogen und gepflegt zu erscheinen. Das Gesicht musste gepudert werden, die Augenbrauen dunkel nachgezogen und das Haar fest zu einem Knoten gesteckt. Ein ungewaschenes Gesicht, eine in Unordnung geratene Frisur oder verschmutzte Kleidung galt als Beleidigung von Vorfahren und Schwiegereltern. Und nicht nur vor Gästen hatte frau gepflegt zu erscheinen, sondern auch vor den Kindern. Kein Wunder also, dass sich auch heute noch die koreanischen Frauen vor den Ahnenverehrungszeremonien aufwändig schminken, viele aber auch vor dem Gang zum Supermarkt um die Ecke. D.h. die koreanische Frau ist sich ihres äußeren Erscheinungsbildes zu jeder Zeit und überall vergleichsweise stark bewusst.

Generell galt auch in Korea, dass körperliche Schönheit und ein schöner Geist voller Weisheit und Mut einander bedingen und dass auch Sprachgebrauch und Verhalten dem schönen äußeren Erscheinungsbild entsprechen sollen. Nach der traditionellen koreanischen Ästhetik gilt: Ein idealer Staatsführer hatte weise und schön zu sein, d.h. Schönheit war umgekehrt ein Zeichen für weise politische Führungskunst. Ein wesentlicher Bestandteil von Schönheit macht helle, weiße Haut aus. Ein Mittel der Schönheit ist das Bad. – Was galt nun als schön und welche kosmetischen Mittelchen waren in Gebrauch?

Die ersten Zutaten, die die alten Koreaner zur Verschönerung benutzten dürften wohl Beifuß und Knoblauch gewesen sein. Nach dem koreanischen Gründungsmythos war die Mutter von Dangun, dem legendären Gründer der koreanischen Nation, ursprünglich eine Bärin. Sie konnte sich in eine Menschenfrau verwandeln, weil sie 100 Tage lang in einer dunklen Höhle nur von Beifuß und Knoblauch lebte. Seit alter Zeit werden beide Kräuter in Korea verwendet, um die Haut weiß und glatt zu machen. Helle Haut gilt bis heute in Korea als Schönheitsideal. So haben junge Frauen im heiratsfähigen Alter traditionell Gesichtspackungen auf Beifußbasis benutzt oder zerstoßenen Knoblauch mit Honig gemischt und als Maske aufgetragen.

Lange, glänzende Haare waren ein weiteres Schönheitsideal. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass z. B. die Frauen in der Zeit vor Goguryeo (37 v. Chr. - 669) Haare von 9 Cha Länge hatten. Ein Cha sind 33 cm, was eine Haarlänge von knapp drei Metern ergibt. Kein Wunder, dass die Perückenmacherkunst im Vereinigten Shilla-Reich (669-935) die von Tang-China (618-907) der Zeit übertraf und Perücken zu einem wichtigen Exportartikel Shillas wurden. Das hatte nicht nur mit der Haarlänge zu tun, sondern auch damit, dass saubere, glänzende Haare in Korea ein wichtiges Schönheitsattribut waren und man der Haarpflege einen entsprechend hohen Stellenwert beimaß und noch beimisst. Haarewaschen war sogar Bestandteil von zwei Festivals im Jahresreigen. Zum einen an Dano, dem fünften Tag des fünften Mondmonats, an dem sich die Frauen die Haare in gekochtem Wasser mit Changpo-Zusatz waschen. Changpo ist Acorus gramineus, ein schilfartiges Röhrichtgewächs, dessen Öl bei der Parfüm- und Likörherstellung verwendet wird. An Yudu, dem Tag des sechsten Vollmondes, nahmen die Koreaner ein rituelles Bad im klaren Wasser der Bäche und Flüsse, um Unreinheiten und böse Geister zu vertreiben. Um das Haar schwarz-glänzend zu machen, verwendete man zudem ein Haaröl auf Basis von Kamelienblumensamen, Rizinussamen und Rapssamen.

Um den Teint noch heller erscheinen zu lassen und Falten und Unreinheiten zu überdecken, verwendete man bereits in der Shilla-Dynastie weißes Gesichtspuder. Historische Quellen lassen den Schluss zu, dass Gesichtspuder vor 692 in Korea bereits weit verbreitet war, und dann von koreanischen Mönchen nach Japan gebracht wurde. Das Puder wurde aus Reismehl oder gemahlener Hirse hergestellt, die dann mit Puder aus gemahlenen Muscheln, weißem Ton oder Talkum vermischt wurden. Kleine Mengen von gemahlenen Tierknochen wurden hinzugegeben. Diese Puder blieben jedoch nicht besonders gut haften. Man musste zunächst auch die feinsten Gesichtshaare beseitigen, was traditionell mit feinen Seidenfäden geschieht, die in rasanter Geschwindigkeit über die Haut gezwirbelt werden. Diese Methode, die auch heute noch zur Haarentfernung angewendet wird, ist wahnsinnig effektiv, wenn auch etwas schmerzhafter als die modernen Epiliergeräte fürs Gesicht. Das Puder wurde anschließend mit Wasser gemischt und aufs Gesicht aufgetragen, wo es 20 bis 30 Minuten einwirken sollte. Am besten schlief man bzw. frau während dieser Prozedur, da im Schlaf die Produktion von Hautfett herabgesetzt ist und Gesichtsbewegungen das Werk nicht gleich wieder zerstörten. Das Ganze musste oft nochmals wiederholt werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Einfacher wurde es, als man bereits im 7 Jahrhundert die Wirkung von Bleizusatz im Puder erkannte.

Rouge ist ebenfalls ein beliebtes Kosmetikum seit der Shilla-Zeit. Kosmetik dient ja dazu, Positives zu betonen und Negatives zu kaschieren. Ursprünglich galten Jugendliche im Alter von 15 oder 16 Jahren als in der Blüte ihrer Schönheit und Gesundheit, da in diesem Alter rote Lippen und rosige Wangen noch naturgegeben sind. Rouge wurde daher auf Lippen, Wangen und Stirn aufgetragen. Wer es sich nicht leisten konnte, der biss sich auf die Lippen. Menschen mit blassen Lippen galten als schwach und kränklich, Menschen mit ins Violette gehenden Lippen als unzüchtig. Rouge wurde aus roten Blumen und später aus Zinnober hergestellt.

Mit Tusche wurden die Augenbrauen nachgezogen. Dicke, buschige Augenbrauen galten als Zeichen eines gewalttätigen und lüsternen Charakters. Augenbrauen hatten fein und weich in der Form zu sein, wobei der Halbmond das Ideal darstellte. Etikettenführer aus der Joseon-Dynastie unterscheiden zehn und mehr unterschiedliche Augenbrauenformen wie Mandarinenten-Augenbrauen oder drei Berggipfel-Augenbrauen. Darstellungen aus alter Zeit weisen übrigens darauf hin, dass Rouge und Augenbrauentusche von koreanischen Frauen aus allen Schichten verwendet wurde.

Eingangs wurde erwähnt, dass das Bad in Korea eine große Rolle spielt. Seit über 2000 Jahren wird in Korea eine Badekultur gepflegt, die nicht nur der Reinigung von Körper und Geist dient, sondern auch der Schönheit. In der Legende von Pak Hyeokkeose, dem Gründer des Shilla-Königreiches, wird Hyeokkeose als Baby denn auch in einer Quelle gebadet, die er mit strahlendem Körper verlässt. Und auch seine zukünftige Frau erlangt in einer Quelle strahlende Schönheit. Schönheit und Führungskraft gehen also Hand in Hand, auch Schönheit und Baden.

Ein Sprung in ein koreanisches Badehaus der Moderne: Was für meine Begriffe die Koreanerinnen von heute schön hält, ist nämlich nicht zuletzt das regelmäßige Saunen und Baden, am besten natürlich in Thermalquellen. Und dazu gehört ein wöchentliches, meist halbstündiges Ganzkörperpeeling mit einem rauhen Handschuh, der die Haut superglatt, weich, rosig und straff macht. Die Haut wird ja anschließend auch noch verwöhnt, und zwar mit einer Aroma-Öl-Massage für den Körper, die mit Milch und Joghurt abgeschlossen wird, oder aber wahlweise mit einem Gemisch aus Honig, Beifuß, braunem Zucker und gemahlenen Sesamkörnern. Fürs Gesicht gibt es noch eine Eischnee-Packung mit Massage, danach Gurke und zum Schluss Milch oder Erdbee-Joghurt. Die heißen Bäder in den koreanischen Badeanstalten sind übrigens häufig angereichert mit grünem Tee, Beifuß oder Ginseng. Seit dem Aufkommen der allgemeinen Wellness-Welle vor einigen Jahren gibt es auch öfters westliche Aromazusätze. Und in den Saunen finden sich häufig Beutel mit getrockneten Kräutern, allen voran Beifuß.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >