Q:Gibt es in Korea auch Oldtimer und Oldtimer-Begeisterte? Wann wurde das erste Auto in Korea gebaut?

A:Auf Koreas Straßen sind eigentlich kaum Oldtimer zu sehen und es gibt meines Wissens auch keine Oldtimer-Treffs oder Oldtimer Ralleys, auf denen die stolzen Besitzer alter Wagen dann zusammenkommen und sich austauschen.
Zwei echte Oldtimer findet man aber im Changdeokgung-Königspalast in Seoul. Ende des 19. Jhs kamen die Joseon-Könige wie davor auch schon die Herrscher in den Nachbarstaaten China und Japan auf den Geschmack moderner westlicher Technologien, und dazu gehörte damals auch das ja noch junge Automobil. Die Joseon-Könige besaßen einige Wagen, bis heute erhalten sind nur noch zwei: Ein Cadillac Baujahr 1903 von General Motors, den König Sunjong fuhr, und eine Daimler-Limousine, Baujahr 1909, in der die Königin kutschiert wurde.

Sprung in die Neuzeit: Generell kann man sagen, dass die modernen Koreaner Neuwagen bevorzugen, hier v.a. Dingen nicht zuletzt weltweit für ihre Qualität berühmten Modelle von Mercedes und BMW, die für Hochtechnologie, Luxusausstattung und ansprechendes Design stehen und darüber hinaus auch noch die Finanzkraft des Besitzers demonstrieren. Aber es gibt in Korea auch die ein oder andere Ausnahme.

Eine solche Ausnahme ist z.B. der Koreaner Baek Joong-gil, der schon seit Kindesbeinen an ein Autoenthusiast ist, aber ein Faible für alte Autos hat, die Kim Normalverbraucher in Korea schlichtweg als Eisenschrott betrachten würde. Der Oldtimer-Enthusiast, der mit Mitte 70 selbst quasi selbst zu den Oldtimern gehört, sammelt nämlich alte Autos. Begonnen damit hat er in den späten 1960er Jahren, als ihm auffiel, dass gewisse Automodelle von Koreas Straßen zu verschwinden begannen. Nach seinem Verständnis verschwand damit auch ein Teil der modernen Geschichte Koreas. Baek fand das schade und meinte, dass die nachwachsenden Generationen eine Chance haben sollten, zu sehen, was für Automodelle denn ihre Väter und Großväter so gefahren haben. Baek besitzt über 500 Autos, von denen er viele wieder eigenhändig instand gesetzt hat.

Zu seinen besonderen Stücken gehören heute äußerst rar gewordene Wagen wie ein Sibal, der erste, von einer koreanischen Firma hergestellte PKW. Er wurde von Mai 1955 bis August 1963 produziert. Das Wort „Sibal“ (시발) bedeutet soviel wie „Beginn, Anfang“, und das war es dann ja auch: der Anfang der koreanischen Autoindustrie. Der allererste Sibal war von Hand gebaut, und zwar von den Brüdern Choi Mu-seong, Choi Hae-seong und Choi Soon-seong, Vorbild war der berühmte Willys Jeep, ein amerikanischer Armee-Wagen. Anfangs war die Nachfrage gering, aber als der Sibal dann von der Regierung ausgezeichnet wurde, ging es aufwärts.

Zu den weiteren Sammelstücke in Baeks Oldtimer-Park gehört der GM Cadillac, in dem der frühere koreanische Präsident Park Chung-hee zu offiziellen Veranstaltungen chauffiert wurde, ein Ford Lastwagen, der in den 1930er Jahren in einen Feuerlöschwagen umgebaut wurde, und ein Pony von Hyundai, der erste Wagen koreanischer Herstellung, der in Massenproduktion ging.