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Lifestyle

Zur Geschichte der koreanischen Autoindustrie

#Sie fragen, wir antworten l 2017-07-01

Hörerecke

Q:Berichten Sie doch einmal über die Anfänge der koreanischen Autoindustrie und deren Entwicklung.

A:Die koreanischen Autoindustrie erlebte 1955, zwei Jahre nach dem Ende des Koreakriegs, ihre Geburtsstunde. Danach hat sie es in nur rund fünf Jahrzehnten geschafft, sich auf weltweit Platz 5 hochzuarbeiten. Nach dem Stand von 2016 ist Korea allerdings jüngst auf den 6. Platz gerutscht hinter den drei großen und bevölkerungsstarken Ländern China, USA und Japan, Deutschland folgt auf Platz 4, und das aufstrebende Indien ist schon auf Platz 5 vorgerückt. Hinter dem Erfolg der koreanischen Automobilindustrie standen drei Brüder: Choi Mu-seong, ein koreanischer Geschäftsmann, und seine beiden Brüder Choi Hae-seong und Choi Soon-seong. Sie bauten 1955 einen modifizierten und lokalisierten Jeep-Motor in ein Gehäuse, das sie aus Ölfassresten und Teilen eines ausgedienten Willy Jeeps der amerikanischen Armee zusammengebastelt hatten. Resultat war der Sibal, das erste Auto koreanischer Produktion.

Um der Automobilindustrie auf die Beine zu helfen, verkündete die koreanische Regierung 1962 die Automobilindustrie-Förderpolitik und erließ Gesetze zum Schutz der noch in den Kinderschuhen steckenden Industrie. Das bedeutete, dass ausländische Autohersteller grundsätzlich vom koreanischen Markt ferngehalten wurden, es sei denn, sie gingen Joint Ventures mit koreanischen Firmen ein. Die Förderpolitik der Regierung führte dazu, dass koreanische Firmen, die bislang nichts mit Automobilien zu tun hatten, in diesen Bereich vorstießen und auch neue Startups gegründet wurden. Einige Beispiele: 1962 wurde aus der Firma Kyeongseong Präzisionsindustrie "Kia Industry", die dann in Kooperation mit Mazda in die Autoindustrie einstieg; Dongbang Automobiles wurde 1963 durch Zusammenschluss mit der Ha Dong-hwan Werkstatt zur Ha Dong-hwan Automobilindustrie, dem Vorläufer des späteren Autoherstellers SsangYong Motors; Saenara Automobile, das in technischer Kooperation mit Nissan eingerichtet wurde, war der erste Autohersteller mit einer modernen Fertigungsstraße. Die Hyundai Motor Company wurde 1968 gegründet und zwar in technischer Kooperation mit Ford. Es gab noch einige weitere koreanische Firmen, aber allen gemeinsam war, dass sie aus dem Ausland importierte Autoteile in Korea, wo Arbeitskräfte reichlich, gut ausgebildet und billig waren, zusammensetzten.

Der erste Wagen rein koreanischer Produktion kam erst 1975 heraus, es war der Hyundai Pony, den wir letzte Woche schon kurz erwähnt hatten. Der Pony war gewissermaßen ein internationaler Mischling. Das Design stammte von Italdesign, dem italienischen Karosseriedesigner. Das Getriebe kam von Mitsubishi. Das Molding übernahm die japanische Ogihara Mold Company; die Pressmaschinen stammten aus Frankreich und die Kredite von der britischen Barclays Bank und France Suez. Der Pony war nicht nur das erste Auto koreanischer Produktion, sondern auch der erste Exportwagen Koreas. von 1976 bis 1982 wurde er nach Südamerika exportiert, u.a. nach Kolumbien, Venezuela und Ecuador. 1977 wurde Motores Tecno in Costa Rica der erste Vertreiber des Hyundai Pony Kleinlastwagens.

Die aufstrebende koreanische Automobilindustrie geriet dann durch den Ölschock von 1979, den die Revolution im Iran ausgelöst hatte, und auf den auch in Korea eine Rezession folgte, in Bedrängnis. Die koreanische Regierung sah sich daher 1982 veranlasst, Maßnahmen zur Rationalisierung der heimischen Autoindustrie zu ergreifen, um übermäßige Konkurrenz unter den vier Hauptproduzenten Hyundai Motors, Kia Industry, General Motors Korea und Asia Motors zu verhindern. Auch wurde die geplante Liberalisierung des Autoimports verschoben.

War in den 1970er Jahren die Lokalisierung der Autoteilhersteller Hauptanliegen der koreanischen Autoindustrie, so war es in den 1980er Jahren die Entwicklung der Massenproduktion mit Blick auf den Export. Hyundai stieß 1986 mit dem Excel, wie der Pony in den USA hieß, auf den amerikanischen Markt vor und verzeichnete mit 126.000 verkauften Einheiten im ersten Geschäfsjahr einen Rekord unter den Marktneulingen. Das hatte v.a. mit dem niedrigen Preis zu tun. Der Markterfolg war dann auch kurzlebig, da der Excel oft technische Probleme machte. 1989 brachte Hyundai selbst designte und mit eigener Technologie hergestellte Modelle heraus, als erstes den Mittelklassewagen Sonata, dem aber noch ein Design-Hauch von Mitsubishi anhing.

Hyundai, das 1990 die eine Million-Exportmarke in die USA geknackt hatte, war stark bemüht, das Image seiner Wagen zu erhöhen, und investierte 1998 intensiv in Qualität, Design, Herstellung und langfristige Forschung, was sich letztendlich bezahlt machte. 2004 stand Hyundai in einer Untersuchung zur internationalen Markenqualität neben Honda auf Platz 2.

Um die Millenniumwende geriet die koreanische Automobilindustrie mit niedrigen Marktwachstumsraten von unter 5% im Inland und stetig wachsender Konkurrenz im In- und Ausland verstärkt unter Druck. Energieverbrauch, Luftverschmutzung und Verkehrsdichte hatten chronisch schlechte Werte erreicht, denen die Regierung u.a. mit hohen KFZ- und Benzinsteuern begegnete. Hatte 1985 die Zahl der registrierten Autos nur eine Million betragen, so lag sie 1995 bereits bei acht Millionen. Auf den Druck reagierten die koreanischen Autohersteller mit vorteilhafteren Preisen, erhöhter Qualität und Erweiterung ihrer Produktpalette in Anpassung an die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher. Letzteres war u.a. auch deshalb notwendig, weil immer mehr ausländische Autohersteller auf den koreanischen Markt drängten und bei internationalen Handelsabkommen der Auto- und Autozubehörmarkt nicht ausgenommen werden konnten. 2014 knackten ausländische Importmarken zum ersten Mal die Eine-Million-Marke unter den in Korea registrierten Wagen. Im Juli 2015 erreichten Importwagen die 6%-Marke. Was die Neuregistrierungen zwischen Juni 2014 und Juni 2015 betrifft, so stieg bei Wagen koreanischer Produktion die Neuregistrierung im genannten Zeitraum nur um 3,5% oder 794.000 Einheiten. Bei Importwagen waren es allerdings 30,1 % oder 137.000 Einheiten. Im Mai 2017 verkaufte sich inmitten von derzeit eher rückläufigen Verkaufszahlen übrigens zum 5. Monat in Folge der Hyundai Grandeur am besten.

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