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Lifestyle

Koreaner: Haupttodesursachen; Herzinfarkt und Defibrillatoren

#Sie fragen, wir antworten l 2017-07-08

Hörerecke

Q1:An welchen Krankheiten sterben die Koreaner hauptsächlich? In Deutschland gehören Herzkrankheiten und Herzinfarkt, Lungenkrebs und Hirnschlag zu den Haupttodesursachen.

A1:Todesursachen
Herzkrankheiten und Herzinfarkt sind auch in Korea auf dem Vormarsch. Allerdings haben Südkorea und Japan laut Statistik die weltweit niedrigste Todesrate durch Herzkrankheiten. Nach einer relevanten Statistik der Weltgesundheitsorganisation starben 2014 nur 18.608 Koreaner an einer Herzkrankheit. Das macht 8,25% aller Todesfälle aus bzw. nur 26,39 Tote pro 100.000 Koreaner. Damit liegt Südkorea unter den 172 Ländern der Welt auf Platz 172, d.h. in Bezug auf Herzkrankheiten allgemein liegen die Südkoreaner im wahrsten Sinne des Wortes im grünen Bereich. Deutschland liegt im weltweiten Vergleich zusammen mit Österreich auf Platz 133, beide Länder schneiden also mit knapp 63 Todesfällen pro 100.000 Einwohner etwas schlechter als Korea ab. Für die Schweiz werden rund 48 Herztote pro 100.000 Einwohner angegeben, macht Platz 158.

In den 33 Ländern Asiens bildet Südkorea mit Platz 33 und der niedrigsten Herztot-Rate pro 100.000 Menschen übrigens das Schlusslicht vor Japan auf Platz 32 mit 30,36 Herztoten pro 100.000 Einwohnern. Platz 31 belegt Vietnam und Platz 30 Bangladesch. Sucht man nach den Ländern mit der höchsten Todesrate durch Herzkrankeiten, so liegt Turkmenistan mit 461 Todesfällen 100.000 Einwohner an der Spitze, gefolgt von Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan, Armenien und Russland, das weltweit auf Platz 9 liegt.

Die im weltweiten Vergleich niedrige Sterberate durch Herzkrankheiten führt man allgemein auf die besonders gesunde koreanische Küche zurück, die reich an Gemüse und fermentierten Speisen und Zutaten ist. Hinzu kommt ein hohes Gesundheitsbewusstsein und eine gute medizinische Versorgung, auch wenn es da ein Gefälle zwischen Stadt und Land sowie zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten gibt.

Haupttodesursache bei den Koreanern war 2014 Hirnschlag, gefolgt von Selbstmord auf Platz 2 und Herzkrankheiten auf Platz drei. Rechnet man nicht nach Jahr sondern nach Häufigkeit der Todesursache, ist die Reihenfolge allerdings 1. Hirnschlag, 2. Herzkrankheiten, 3. Selbstmord, 4. Lungenkrebs, 5. Leberkrebs, 6. Grippe und Lungenentzündung, 7. Diabetes, 8. Magenkrebs, 9. Darmkrebs und 10. Alzheimer bzw. Parkinsons. Die Liste ist in Verbindung damit zu sehen, dass Südkorea in zwei Bereichen noch immer schlecht abschneidet, nämlich Alkohol – hier liegt das Land auf Platz 28 und damit im vorderen Bereich – und Rauchen auf Platz 85 unter insgesamt 172 Ländern.

Q2: Herzinfarkt und Defibrillatoren
Frage: Gibt es in Seoul auch diese lebensrettenden Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen mit hohem Publikumsverkehr? Wie ist die Nutzung?


A2: Herzinfarkt im öffentlichen Raum, also außerhalb des Krankenhauses oder des Zuhauses, ist ein Thema, das weltweit immer stärkere Beachtung findet, da die Überlebenschance bei einem Herzinfarkt im öffentlichen Raum vergleichsweise gering ist. Auch in Südkorea wurden daher 2007 sog. PAD-Programme gestartet. PAD steht für Public access defibrillation, also öffentlich zugängliche Defibrillatoren. Im Rahmen der PAD-Programme werden Laien im Einsatz der Automatischen Externen Defibrillatoren, kurz AED, trainiert, um die Überlebenschance vor dem Eintreffen des Notfallwagens zu erhöhen. D.h. in koreanischen Städten gibt es öffentliche Defibrillatoren, eine Frage ist dabei aber: Werden Sie auch genutzt?
Aus einer 2014 veröffentlichten Studien geht z.B. hervor, das in der südkoreanischen Stadt Asan in einem Beobachtungszeitraum von vier Jahren kein einziges Mal einer der AED-Defibrillatoren eingesetzt wurden. Nun hat Asan, das an die Metropolregion Seoul grenzt, etwa 300.000 Einwohner, es dürfte also schon mal Herzinfarkte in öffentlichen Gebäuden usw. gegeben haben. Basierend auf dieser Studie wurde im September 2016 eine weitere Studie über Verbreitung und Einsatz von AED in Busan, der zweitgrößten Stadt Koreas, publiziert. Busan hat etwas über 3,5 Mio. Einwohner, d.h. die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkten im öffentlichen Raum ist entsprechend höher, die Ergebnisse der Studie waren aber nicht entsprechend besser als im Falle von Asan.

Die Studie untersuchte, wo die Defibrillatoren stationiert waren, wie gut sie gewartet wurden und wie oft sie eingesetzt wurden. Stationiert waren die Defibrillatoren wie vorgeschrieben in Flughäfen, Busterminals, Fährenterminals, Casinos, Strafvollzugsanstalten, Sportstadien, Regierungseinrichtungen, Wohnhochhauskomplexen mit mehr als 500 Haushalten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, NGO-Gebäuden und öffentlichen Telefonzellen. Zum Zeitpunkt der Untersuchung gab es 206 Defibrillatoren in Busan, also rund 6 Geräte pro 100.000 Einwohner. Die Untersuchung ergab, dass die 206 Defibrillatoren seit ihrer Installation nur insgesamt 15 Mal eingesetzt wurden, am häufigsten von einer gemeinnützigen Organisation zur Vorbeugung von Verletzungen, gefolgt von Strafanstalten.

Unter dem Strich lässt sich sagen, dass zwar alle Geräte gut instand waren, aber kaum zum Einsatz kamen. Problematischer ist, dass nur 50% der Befragten, die eine Unterweisung in der Bedienung des Gerätes bekommen hatten, sich zutrauten, die Defibrillatoren im Notfall auch richtig einzusetzen.
Insgesamt gibt es in Korea weniger Defibrillatoren im öffentlichen Raum als in anderen entwickelten Industriestaaten. Das kann damit zusammenhängen, dass ihre Installation in bestimmten öffentlichen Einrichtungen erst vergleichsweise spät, nämlich 2007, Vorschrift wurde. Damit wurde auch erst 2007 Laien erlaubt, die Geräte einzusetzen. Die geringe Nutzung der Geräte hat dann zum einen auch eine Diskussion über die Kosten-Nutzen-Rechnung in Gang gebracht, zum anderen Untersuchungen darüber, wo die Geräte am besten installiert werden sollten und wer unbedingt in deren Anwendung unterwiesen werden sollte. Das sind derzeit die Fahrer von Ambulanzen und Bussen, Polizisten, Zug- und Flugzeugpersonal, Sporttrainer und Reiseführer.

Studien aus anderen Ländern wie z.B. Großbritannien haben ergeben, dass nur 2,1% der Laien sich zutrauen würden, im Notfall einen Defibrillator anzuwenden, aber 79% meinten, zu einer traditionellen Herz-Lungen-Reanimation seien sie durchaus imstande. Für Korea dürfte das Ergebnis ähnlich sein. In allen U-Bahnstationen in Seoul laufen übrigens Videoclips zur Herz-Lungen-Reanimation.


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