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Lifestyle

Holzschuss und Dancheong

#Sie fragen, wir antworten l 2017-08-19

Hörerecke

Q:Der Beitrag in "Gute Reise" vom 25. Juli 2017 mit dem historischen Rundgang durch Gangneung hat mir sehr gefallen, vor allem die gute Erhaltung der vorgestellten historischen Bauten. Mich interessiert dabei, auf welche Weise die verarbeiteten hölzernen Bauteile gegen Witterungseinflüsse u.a. geschützt wurden, welche Mittel wurden dabei verwendet?

A: Grundsätzlich gilt bei den vorgestellten historischen Bauten, dass die Auswahl des Holzes eine entscheidende Rolle spielt. In den meisten Fällen wurde traditionell und wird auch heute noch Kiefernholz verwendet, dann aber auch Holz von Walnuss- und Zelkoven-Bäumen. Die koreanischen Meisterschreiner für traditionelle Bauten und auch die Möbeltischler hatten und haben bis heute ihre Geheimstandorte, von denen sie das Holz beziehen und die sie zum Teil regelmäßig aufsuchen, um sich über Wachstum und Zustande der Bäume zu informieren. Holz guter Qualität ist für traditionelle Bauten von ausschlaggebender Bedeutung, Ein optimaler Baum hat starkes Holz, ist gerade gewachsen und der Stamm hat einen Durchmesser von über einem Meter. Solche Bäume zu finden, ist natürlich nicht ganz einfach. Am idealsten sind 200 bis 300 Jahre alte Rotkiefern, die im Gebirge Taebaeksan in der Provinz Gangwon-do wachsen. Diese Bäume werden nach dem Fällen unter bestimmten Bedingungen zum Trocknen gelagert. Alleine das bietet schon einen gewissen Schutz gegen schädliche Außeneinflüsse.

Q: Mich erstaunte auch die vollendete Farbigkeit der Ornamente, sind diese restauriert worden oder sind es noch die alten Farben? Sind es spezielle Farben?

A: Die farbigen Ornamente auf Holzkonstruktionen wie Tempel, Paläste, Tore, Ahnenschreine usw. heißen Dancheong (단청). Die dekorativen Dancheong-Muster in den fünf Grundfarben stehen für die fünf Himmelsrichtungen nach östlichem Verständnis: Blau für Osten, Weiß für Westen, Rot für Süden, Schwarz für Norden und Gelb für Mitte. Neben dem symbolischen Gehalt repräsentieren diese Muster zusammen mit den Charakteristika des jeweiligen Gebäudes aber auch sozialen Status und Rang. Historischen Quellen aus der Zeit der Drei Königreiche zufolge durften z.B. im Silla-Reich (57 v. Chr. - 668 n. Chr.) nur Adlige, die der königlichen Familie angehörten, die ihnen gehörenden Gebäude mit allen fünf Farben schmücken. Je nach Gebäudeteil wie Dachbalken, Ende von Dachtraufen usw. gibt es unterschiedliche Muster, die auch je nach Periode variieren. Grundmuster sind z.B. Blüten, Lilien, Granatäpfel, die sog. „vier Gentlemen“, also Pflaume, Orchidee, Chrysanthemen und Bambus, aber auch symbolträchtige Glücks- oder Fabeltiere wie Drachen und Kraniche.

Die Dancheong-Dekors waren aber nicht nur dekorativ, sondern auch funktional, und damit kommen wir wieder zur ersten Frage zurück. In der Joseon-Zeit (1392-1910) etwa wurde z.B. aus rotem Lehm oder Ocker eine dunkelrote oder rotbraune Grundfarbe hergestellt. Sie war eisenoxidhaltig und damit beständig gegen Sonnenlicht, Luft, Wasser und Hitze. Blau- und Grüntöne wurden auf Malachit-Basis gewonnen. Die Dancheong-Farben schützen die Holzkonstruktionen vor Temperatureinflüssen sowie vor Schädlingen. Alle Gebäudeteile, die wie z.B. die Stützpfeiler dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, wurden traditionell z.B. in roten und rotbraunen Tönen gestrichen. Grün-blau-Töne wurden für die Bereiche, die im Schatten blieben, verwendet, um den Farbkontrast zu erhöhen.

Aus den Aufnahmen zur Sendung Gute Reise ist zu schließen, dass der Farbdekor den traditionellen Methoden entsprechend fachgerecht restauriert wurde. Auch dafür wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit Dancheong-Meister eingesetzt, die die traditionelle Herstellung der Farben noch beherrschen. Beim Malen der Dancheong-Muster verwendet übrigens ein Malermeister nur eine einzige Farbe, sodass also meist fünf Maler parallel am Werk sind. Die Musterumrisse werden mit Schablonen auf dem Holz angebracht, bevor sie ausgemalt werden.

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