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Lifestyle

Zur Rolle der Frau im modernen Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2018-06-16

Hörerecke

ⓒ Getty Images Bank

Q: Wie ist das Rollenmodell der koreanischen Frau heutzutage? Gibt es in Korea auch eine Diskussion über Frauen als Führungskräfte und die Rolle in der Familie?


A: Grundsätzlich ja. Entscheidend für die Änderung des Status der koreanischen Frau war der erhöhte Zugang zur Bildung. Bildung war wiederum an Wirtschaftsentwicklung gekoppelt, d.h. mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung stieg auch die Bildung der Frauen. 1966 gingen nur 33% aller Mädchen nach der sechsjährigen Grundschulbildung auf eine dreijährige Mittelschule weiter. Nur 20% schlossen die Oberschule ab, die Voraussetzung für ein Studium war. Nur magere 4% studierten. Aber wenn diese jungen Frauen die Universität abschlossen, erwartete man, dass sie heirateten und mit der Heirat alle Pläne für eine eigene Karriere aufgaben. Ihr erworbenes Wissen hatten sie dann quasi in die Kindererziehung zu stecken.

1998, also 32 Jahre später, hatten dann bereits 99,5% aller Frauen einen Mittelschulabschluss und 61,6% einen Oberschul- oder Universitätsabschluss. Der Anteil der berufstätigen Frauen wuchs mit zunehmender Industrialisierung von 34,4% im Jahre 1965 auf 48,1% im Jahre 1999.


Während 1975 nur magere 2% aller koreanischen Frauen in Fachberufen oder auf Manager-Position saßen und nur 4% Büroarbeiten z.B. als Sekretärinnen erledigten, waren es 1998 immerhin schon 12,6% bzw. 16%. Das hatte zum Teil auch damit zu tun, dass die Regierung 1987 ein Gesetz zur gleichberechtigten Beschäftigung erlassen hatte, das zumindest auf dem Papier die Diskriminierung von Frauen bei Einstellung und Beförderung beseitigte.


Ein weiterer Sprung kam 1998. In dem Jahr wurde eine Präsidiale Kommission für Frauenangelegenheiten eingerichtet, aus der im Januar 2001 schließlich das Ministerium für Gleichberechtigung und Familie hervorging, das sich 20 Aufgaben in sechs grundlegenden Bereichen zum Ziel setzte. Diese sechs Bereiche waren: Verbesserung von Gesetzen und Regulierungen, die in irgendeiner Form frauendiskriminierend sind, und Erhöhung des Frauenanteils in den einzelnen Bereichen der Gesellschaft; gezielte Förderung der Beschäftigung von Frauen und Unterstützung von weiblichen Beschäftigten; Verbesserung der Bildungs- und Ausbildungschancen für Frauen, um ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen; Einführung von Sozialfürsorgepolitiken speziell für Frauen; Förderung von Frauen in verschiedenen sozialen Bereichen wie Freiwilligenarbeit und Frauenorganisationsaktivitäten; Verstärkung der Kooperation koreanischer Frauenverbände mit internationalen Frauenorganisationen.


Aufgrund all dieser Maßnahmen sind Frauen in Korea heutzutage in vielen Bereichen aktiv, sei es Erziehung und Bildung, Medizin, Ingenieurswissenschaften, Recht, Politik Kunst, Literatur, Sport usw. Koreanische Frauen finden sich derzeit zwar auch auf Manager-Positionen, aber der Anteil liegt nur bei rund 10%, 11%. In den Aufsichtsräten großer Unternehmen sind in Korea immer noch weniger Frauen vertreten als in Japan oder China und die Frauenbeschäftigungsrate in Korea liegt mit 55% unter dem OECD Durchschnitt von 65% d.h. es besteht noch Raum für Verbesserungen.


Natürlich gibt es auch eine Diskussion über die Rolle der Frau in der Familie und die Verteilung der Hausarbeit. Arbeiten beide Ehepartner in gut bezahlten Berufen, werden Hausarbeit und zum Teil auch Kindererziehung größtenteils outgesourct. Im Glücksfalle helfen die Großeltern, ansonsten bezahlte Kräfte. Die Zahl der Betreuungseinrichtungen wie Kitas ist in den letzten Jahren stark gestiegen, aber der Bedarf an qualitativ hochwertigen Einrichtungen ist noch nicht gedeckt. Übrigens können seit einigen Jahren auch Väter Vaterschaftsurlaub nehmen, aber das Konzept hat sich noch nicht besonders weit durchgesetzt.

Arbeitet nur der Mann, herrscht oft noch die traditionelle Rollenverteilung, es sei denn, man kann sich eine Haushaltshilfe leisten. Junge koreanische Männer sind heutzutage im Gegensatz zu ihren Vätern aber durchaus bereit, im Haushalt und bei der Kinderversorgung mitanzupacken. Insgesamt hat Korea in Sachen Gleichstellung in den letzten Jahren stark aufgeholt, aber es bleibt nach wie vor noch einiges zu tun.

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