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Lifestyle

Standardsprache und Dialekte auf der koreanischen Halbinsel

#Sie fragen, wir antworten l 2018-06-23

Hörerecke

ⓒ Getty Images Bank

Q: Wie sieht es mit Standardsprache und Dialekten auf der koreanischen Halbinsel aus? Ist es bei den Dialekten so, dass sie manchmal schon schwierig zu verstehen sind?


A: Auf der koreanischen Halbinsel werden ebenfalls verschiedene Dialekte gesprochen, d.h. es gibt regionale Unterschiede in Aussprache und Vokabular. Insgesamt sind die diesbezüglichen Unterschiede allerdings weniger ausgeprägt als etwa in Deutschland, das flächenmäßig um einiges größer ist als die gesamte koreanische Halbinsel, d.h. das Verständnis ist allgemein weniger behindert.

Die koreanische Halbinsel ist äußerst gebirgig, was in alter Zeit den Kontakt zwischen den Menschen in den einzelnen Regionen erschwerte. Die Dialektgrenzen verlaufen daher meist entlang der Gebirgszüge. Als Standardsprache gilt im Süden der koreanischen Halbinsel die in der Hauptstadt Seoul gesprochene Sprachvariante. In Nordkorea gilt als Standardsprache die in der Hauptstadt Pjöngjang gesprochene Variante des Koreanischen, die allerdings fest verwurzelt ist im Koreanischen der Provinz-Gyeonggi-do, also des Gebietes, das die Hauptstadt Seoul umgibt und das sprachlich jahrhundertelang den Standard für die ganze Halbinsel vorgegeben hat. Unterschiede zwischen dem Koreanisch, das in Pjöngjang gesprochen wird, und dem Koreanisch, das in Seoul gesprochen wird, haben sich seit der Teilung v.a. durch die politisch unterschiedliche Ausrichtung der beiden Länder v.a. auf lexikalischer Ebene ergeben. So vermeidet die nordkoreanische Sprachvariante generell Anglizismen, Lehnwörter stammen eher aus dem Russischen und wurden eingekoreanisiert bzw. in Nordkorea hat man auf Basis des Koreanischen für neue Dinge Wörter geschaffen.


Während der Winterolympiade in Pyeongchang 2018 gab es ein gemeinsames Damen-Eishockeyteam. Da soll es auch gewisse Verständigungsschwierigkeiten gegeben haben, da die Spielerinnen aus dem Süden gerade im Hockeybereich englisches Vokabular bzw. aus dem Englischen eingekoreanisiertes Vokabular verwendet haben sollen, die Nordkoreanerinnen aber nordkoreanische Begriffe bzw. eigene Wortschöpfungen. Aber beim Sport sorgt das vielleicht nicht für so große Verwirrung wie in der Alltagssprache. Ein einfaches Beispiel: Benutzt ein Nordkoreaner das Wort "mije", spricht er von einem „amerikanischen Imperialisten“. Benutzt ein Südkoreaner das Wort, meint er „Made in USA“, also in den USA hergestellt.


Zurück zu den Dialektregionen auf der koreanischen Halbinsel. Da gibt es im Nordosten zunächst einmal den Hamgyeong-Dialekt, der in der nordkoreanischen Provinz Hamgyeong und im Nordosten der nordkoreanischen Provinz Pyeongan sowie in der nordkoreanischen Provinz Ryanggang gesprochen wird. Diese Dialektvariante ist aber auch in der Autonomen Koreanischen Präfektur Yanbian im Nordosten Chinas zu hören.


Im Nordwesten Nordkoreas schließt sich der Pyeongan-Dialekt an, der in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang, sowie in den nordkoreanischen Provinzen Pyeongan und Chahang verbreitet ist. Auch dieser Dialekt reicht über die Grenze zu China ins dortige Liaoning hinein.


Unterhalb dieser Dialektregion wird in der nordkoreanischen Provinz Hwanghae der Hwanghae-Dialekt gesprochen, der sowohl Merkmale typisch für die Zentralregion der koreanischen Halbinsel aufweist als auch distinktive eigene Merkmale.


An diese nördlichen Regionen schließen sich die Dialekte der Zentralregion der koreanischen Halbinsel an, deren Grenzen mehr oder weniger deckungsgleich mit den Provinzgrenzen sind. Da ist zum einen der Dialekt der die Hauptstadt Seoul umgebenden Provinz Gyeonggi-do zu nennen, der in Gyeonggi-do, Seoul und Incheon in Südkorea gesprochen wird, aber auch noch im südöstlichen Kaesong in Nordkorea. Diese Sprachvariante ist, wie bereits erwähnt, historisch gesehen die Basis für die Standardsprache in beiden Koreas.


Unterhalb dieser Region schließt sich im Nordwesten der Chungcheong-Dialekt an, der in der Chungcheong-Provinz und der Stadt Daejeon gesprochen wird.


Im Osten gehören zu den Dialekten der mittleren Region der koreanischen Halbinsel die Gangwon-Dialekte. Da ist zu nennen der Yeongseo-Dialekt, gesprochen in der südkoreanischen Provinz Gangwon-do und in der nordkoreanischen Kangwon-Provinz, die im Westen des Taebaek-Gebirgsmassivs liegt. Das Gebirge fungiert hier als Dialektscheide, denn der Yeongseo-Dialekt westlich des Gebirges unterscheidet sich deutlich vom Yeongdong-Dialekt östlich des Gebirges.


Weiter südlich auf der koreanischen Halbinsel schließen sich die südöstlichen Dialekte der beiden Gyeongsangdo-Provinzen an, wozu auch die großen Städte Daegu, Busan und Ulsan gehören. Der Gyeongsang-Dialekt ist leicht von dem in Seoul gesprochenen Koreanisch anhand seiner distinktiven Satzmelodie und den Tonhöhen der Vokale zu unterscheiden.


Im Südwesten davon liegen die beiden Jeollado-Provinzen, in denen der Jeolla-Dialekt gesprochen wird, ausgenommen ist das Gebiet um Muju.

Einen besonderen Status hat der Dialekt der Insel Jeju-do, der zwar eng mit dem Jeolla-Dialekt verwandt ist, aber über einen sehr distinktiven Wortschatz verfügt. Einige betrachten den Dialekt der Insel sogar als eigene Sprache.

In allen Dialektregionen gibt es neben den regionalspezifischen Eigenheiten der Aussprache auch einen regionalspezifischen Wortschatz, der eng mit der gewachsenen und traditionellen Kultur der jeweiligen Region zusammenhängt.


Interessant ist vielleicht noch, dass einige Linguisten eine Einteilung in fünf Dialektregionen vertreten, die mehr oder weniger mit den alten Reichen auf der koreanischen Halbinsel übereinstimmen. Das wären im einzelnen der Gyeongsang-Dialekt als Dialekt des alten Königreichs Silla (57 v. Chr.-935 n. Chr.); der Jeolla-Dialekt als Dialekt des alten Königreichs Baekche (18 v. Chr.-660 n. Chr.); der Gyeonggi-Dialekt als Mischdialekt der mittleren Region; der Hamgyeong-Dialekt als Dialekt im Nordosten Koreas im Gebiet des alten, vorchristlichen Okjo-Volksstammes, und den Pyeongan-Dialekt als Dialekt des alten Goguryeo-Reiches (37 v. Chr.-668 n. Chr.).

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