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Nordkorea

Das Treffen getrennter Familien von 1985

2018-03-29

Schritte zur Wiedervereinigung

Das Treffen getrennter Familien von 1985
Das 20. Treffen von getrennten Familien in Süd- und Nordkorea fand im Oktober 2015 statt. Zweieinhalb Jahre sind seitdem vergangen, doch die Bilder weinender Familienangehöriger, von denen die meisten sich Jahrzehnte nicht gesehen hatten, sind noch sehr lebendig. Heute wollen wir einen Blick zurück auf das erste derartige Treffen im Jahr 1985 werfen:

Korea wurde 1945 von der japanischen Kolonialherrschaft befreit, doch wurde das Land entlang des 38. Breitengrades in Süd und Nord geteilt. Beide Seiten einigten sich 1985 auf Treffen zwischen Familien, die durch den Korea-Krieg getrennt wurden. Es war für die betroffenen Familien angesichts der seit 40 Jahre dauernden Landesteilung ein besonderes Ereignis. Ich war damals in meinen Dreißigern. Meine Eltern stammten aus Pyongsan in der Provinz Hwanghae in Nordkorea. Sie kamen während des Kriegs nach Südkorea, doch vermissten sie ihre Heimatstadt sehr. Sie erwarteten sehnlichst die Familien-Wiedersehen und das Treffen mit ihren Eltern in Nordkorea.

Das sagte Lee Sang-chul, der den in Seoul ansässigen Verband für das Wiedersehen von zehn Millionen Familienangehörigen leitet. Nachdem Südkorea den Vorschlag Nordkoreas 1984 angenommen hatte, Hilfsgüter wegen der damaligen Überflutungen zu schicken, verbesserten sich die Beziehungen. Im August 1985 einigten sich beide Seiten dann auf die Familienbegegnungen. Zwei Gruppen von jeweils 50 Personen von beiden Seiten sollten daran teilnehmen. Es war angesichts der Millionen betroffener Menschen nur eine kleine Zahl. Am 20. September überquerten zur gleichen Zeit die Delegationen aus Süd- und Nordkorea die Grenze im Waffenstillstandsort Panmunjom, um nach Seoul beziehungsweise Pjöngjang zu reisen. Am darauffolgenden Tag sahen sie ihre Verwandten nach langer Zeit wieder. In der südkoreanischen Delegation befanden sich 35 Personen, die im Koryo Hotel in Pjöngjang 41 Angehörige aus Nordkorea treffen sollten. So traf – wenn auch nur für kurze Zeit - ein Sohn mit seiner Mutter zusammen, die ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. Im Sheraton Walker Hill Hotel in Seoul kamen unterdessen 30 Nordkoreaner mit 51 Angehörigen aus Südkorea zusammen. Ein Sohn brach vor seiner alten Mutter in Tränen aus, die ihn zuerst nicht wiedererkannte.

Damals schickten beide Koreas auch Künstlertruppen nach Seoul und Pjöngjang. Am 21. und 22. September trat die Gruppe aus Seoul im Großen Theater in Pjöngjang auf. Auf der anderen Seite traten Künstler aus Pjöngjang im Nationaltheater in Seoul auf die Bühne. Der erste innerkoreanische Austausch nach 40 Jahren weckte auch die Hoffnung auf die Wiedervereinigung. Lee sagt:

Meine Eltern wollten ins Theater, um die nordkoreanische Aufführung zu sehen. Doch konnten sie nicht, weil so viele getrennte Familien ebenfalls ins Theater wollten, das nur begrenzt Platz für die Zuschauer hatte. Wir schauten uns die Darbietung im Fernsehen an und weinten dabei. Damals waren viele nordkoreanische Flüchtlinge sehr aufgeregt, und sie hatten die Hoffnung, eines Tages ihre Heimat wiedersehen zu können.

Doch die Hoffnungen der vielen betroffenen Familien zerschlugen sich. Nach den ersten kurzfristigen Zusammenführungen diskutierten Seoul und Pjöngjang über weitere Treffen. Doch dauerte es bis zum Jahr 2000, als die innerkoreanischen Beziehungen nach dem historischen Gipfeltreffen beider Länder in eine neue Phase getreten sind. Dank der Annäherungspolitik des damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung kam es am 15. Juni 2000 in Pjöngjang zu dem historischen Gipfel. Beide Seiten einigten sich unter anderem auf neue Familientreffen. Das erste folgte am 15. August. Seitdem folgten bis zum Oktober 2015 weitere Begegnungen zwischen auseinandergerissenen Familien. Doch das Problem lasse sich allein durch solche Programme nicht lösen, sagt Lee:

Es gab 20 Familientreffen. Doch nur 2000 Personen, oder 1,5 Prozent von 131.000 Bewerbern, konnten an dem Programm teilnehmen. Die anderen waren enttäuscht. Die betroffenen Angehörigen sind jetzt zu alt, um an solchen Programmen teilzunehmen, weil 80 bis 90 Prozent der Bewerber über 80 und 90 Jahre alt sind. In den nächsten zehn Jahren wird der Großteil der betroffenen Familienangehörigen der ersten Generation verstorben sein. Es ist nötig, ihren Lebensstatus festzustellen und ihnen zumindest einen Besuch in ihren Heimatorten oder zu den Ahnengräbern zu erlauben.

Von den etwa 130.000 registrierten Personen für das Begegnungsprogramm sind 72.000 bereits tot, ohne dass sie ihre Verwandten in Nordkorea jemals wiedergesehen hätten. Doch die restlichen Bewerber hoffen weiter auf neue Familientreffen.

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