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Nordkorea

Die „Super-Korn“-Entwicklung für Nordkorea durch Kim Soon-kwon

2018-05-31

Schritte zur Wiedervereinigung

Die „Super-Korn“-Entwicklung für Nordkorea durch Kim Soon-kwon
Die internationale Gemeinschaft hat ihre Sanktionen gegen Nordkorea nach dessen sechstem Atomtest im September des vergangenen Jahres verschärft. Die Sanktionen blockieren den Handel des Landes mit Meeresprodukten und anderen Exportgütern. Nordkorea kämpft weiter mit dem Problem der Nahrungsmittelknappheit. Nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft fehlten dem Land 460.000 Tonnen Nahrungsmittel, die von außen geliefert werden sollten. Im Jahr 1998 hatte der Südkoreaner Kim Soon-kwon Nordkorea besucht, um den chronischen Nahrungsmittelmangel zu beheben. Für seine Entwicklung von ertragreichen Getreidesorten wurde Kim auch als „Dr. Korn“ bekannt. Kim ist heute Direktor des Internationalen Getreideverbands und Professor an der Handong Global-Universität:

Ich hatte von den UN gehört, dass Mais für die Nordkoreaner ein wichtiges Grundnahrungsmittel war. Auch las ich Berichte, dass die Menschen dort vor Hunger sterben. Ich dachte, dass ich etwas für unsere Brüder und Schwestern im Norden tun muss. Also kehrte ich 1995 aus Afrika zurück. Nordkorea hatte mich fünf Mal eingeladen, doch die Regierung von Kim Young-sam in Südkorea teilte mir mit, dass sie mich nur dann nach Nordkorea senden wird, wenn einige innerkoreanische Probleme einschließlich der Frage der getrennten Familien gelöst werden. Nach dem Antritt der Regierung von Kim Dae-jung einige Jahre später konnte ich Nordkorea besuchen.

Dr. Kim ist ein Agrarwissenschaftler, der in den 1970er Jahren das sogenannte Super-Korn entwickelt hat und es in Südkorea wie auch in Südostasien verbreitete. 1979 besuchte er auf Bitten des Internationalen Instituts für Tropische Landwirtschaft Afrika. Dort entwickelte er Getreidesorten, die der als Halbparasit bekannten Pflanzengattung Striga widerstanden. Er half damit, die Hungersnot zu bekämpfen. Kim wurde fünfmal für den Nobelpreis für Medizin vorgeschlagen. Er verbrachte 17 Jahre in Afrika. Der nordkoreanische Flüchtling und Leiter des Weltinstituts für Nordkorea-Studien, Ahn Chan-il, sagte:

Zwischen 1995 und 1998 war Nordkorea von einer ernsten Hungersnot betroffen, die schlimmer war als die in Äthiopien. Zahllose Menschen starben damals vor Hunger und an Krankheiten. In einem Bericht hieß es, drei Millionen Menschen starben bei der Hungersnot. Doch nach Angaben Nordkorea lag die Zahl bei 600.000.

Die Hungersnot wurde von einer Reihe von Überschwemmungen wie auch durch die wirtschaftlichen Probleme nach dem Kollaps des Ostblocks ausgelöst. Pjöngjang lud zwar Dr. Kim ein, doch angesichts der angespannten Beziehungen zwischen beiden Koreas kam der Besuch zunächst nicht zustande. Am 17. Januar 1998 reiste Kim schließlich in den Norden, wo er Getreidebetriebe besuchte und über die innerkoreanische Zusammenarbeit im Agrarbereich diskutierte:

Die Situation war unvorstellbar. Nordkorea hatte damals eine Bevölkerung von 22 Millionen, und die Mehrheit der Nordkoreaner war auf Mais angewiesen. Doch Überschwemmungen führten zu schlechten Ernteerträgen, so dass das Land nur weniger als zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel produzieren konnte. Ich sah jeden Tag, wie Menschen starben. Ich sah, wie Leute die Leichen am Straßenrand begruben. In Wonsan lagen leblose Körper vor dem Bahnhof. Ich dachte, dass ich so viele Menschenleben retten sollte wie möglich und die Wiedervereinigung erreichen muss.

Kim verteilte die ertragreiche Maissorte Suwon-19, die er 1976 entwickelt hatte:

Suwon-19 wurde ursprünglich entwickelt, weil es für den Boden in der südkoreanischen Provinz Gangwon passte. Der Korn-Hybrid wuchs auch in Nordkorea sehr gut. Die Samen von Suwon-19 wurden fünf Tage später als Hwasong-1 ausgestreut. Doch der Ertrag der ersteren Sorte erhöhte sich im Vergleich zur letzteren um 23 Prozent. Wir führten das Anbauexperiment in 78 Orten durch.

Suwon-19 produzierte doppelt so viele Getreidekörner wie andere Sorten. Auch widerstand es Schädlingen, Krankheiten und selbst Winden. Die Anbauversuche 1998 in Nordkorea waren vielversprechend, da Mais nach Reis die zweitwichtigste Getreidegattung für das Land war. Drei Jahre nach seiner Verteilung wurde das Super-Korn auf 1500 Kollektivbetrieben angebaut:

Ich wählte zwölf Maisvarianten unter 50.000 aus und entwickelte Kultursorten, die in verschiedenen Regionen in Nordkorea angebaut werden konnten, darunter Haeju, Wonsan, Tongchon, Jongju, Bukchong und Sinuiju. Das heißt, jede Kultursorte hatte ihre eigenen Eigenschaften, die für eine bestimmte ökologische Zone passten. Das Projekt führte ich zusammen mit nordkoreanischen Forschern durch.

Die erste “technische” Zusammenarbeit zwischen beiden koreanischen Staaten seit der Landesteilung führte dazu, dass die jährliche Nahrungsmittelproduktion in Nordkorea um mehr als eine Million Tonnen erhöht werden konnte. Zwischen 1998 und 2013 war Kim 59 Mal in Nordkorea. Doch die zunehmenden Spannungen im Atomstreit mit Nordkorea verhinderten weitere Besuche:

Ich könnte schon nächste Woche 2000 Maissorten nach Nordkorea schicken, wenn sich die Beziehungen zu Südkorea verbessern würden. Ich habe elf Jahre lang mein eigenes Geld für die Forschung und den Anbau des Nordkorea-Mais in China ausgegeben, und ich konnte in verschiedenen Regionen Nordkoreas fünf neue Kultursorten für den Testanbau verbreiten. Falls beide Koreas zusammenarbeiten, können sie die verlorenen 70 Jahre wiederherstellen und dazu beitragen, die ganze Welt zu verändern.

Landwirtschaft und die Leichtindustrie stehen an vorderster Front bei der wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Jahr. Wir sollten die nationalen Kräfte auf den Agrarbereich richten und die Erträge wissenschaftlich und intensiv steigern, um dieses Ziel der Getreideproduktion zu erreichen…


Das sagte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un in seiner Neujahrsansprache von 2013. Nach dem innerkoreanischen Gipfeltreffen im April dieses Jahres wollen beide Länder auch die Kooperation im Agrarbereich ausweiten. Der Traum von Dr. Korn könnte also schon bald in Erfüllung gehen.

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