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Nordkorea

Treffen des innerkoreanischen Agrarausschusses 2005

2018-09-20

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ KBS News

Wegen des jüngsten Korea-Gipfels in Pjöngang richtet sich der Blick auch auf eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft. Auf diesem nicht-politischen Gebiet ist humanitäre Hilfe ohne einen Verstoß gegen Sanktionen möglich. Ein Entwurf für die innerkoreanische Agrarzusammenarbeit wurde bereits im Jahr 2005 erstellt.


Am 20. August 2005 verabschiedete der Innerkoreanische Ausschuss für die Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft eine Sieben-Punkte-Erklärung. Damals hatten beide Seiten im nordkoreanischen Kaesong nahe der Grenze verhandelt. Demnach sollte Nordkorea einige Landwirtschaftskollektive auswählen und Südkorea Saatgut und Ausrüstung sowie Technologie bereitstellen. Unter anderem sollten gemeinsam Projekte in der Viehwirtschaft, im Seidenbau und bei sogenannten Cash Crops vorangetrieben werden. Nordkorea hatte nach anfänglicher Zurückhaltung aus einem bestimmten Grund großes Interesse an der Zusammenarbeit. 


Nordkorea hatte seit dem sogenannten „anstrengenden Marsch“ in den 1990er Jahren als Folge von Unwettern mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Hungersnöten zu kämpfen. Um die Ernteerträge zu steigern, willigte es in Projekte mit dem Süden in der Landwirtschaft ein. Baek Jeong-min(백정민), Generalsekretär des Wiedervereinigungsprojektes für Landwirtschaft und Fischerei, einer dem Vereinigungsministerium unterstellten Organisation, erzählt: 


Unsere Gruppe entwickelte drei Jahre lang Landwirtschaftskollektive in Songdo-ri und Samilpo. Eine solche Farm umfasst nahezu alle Elemente der Landwirtschaft, einschließlich Obst- und Gemüseanbau, Reisanbau und Viehzucht. Wir bekamen einen Einblick in die Realität der nordkoreanischen Landwirtschaft insgesamt. Auch waren die Projekte wichtig für mögliche größere Vorhaben in der Zukunft. Kurz gesagt, wir arbeiteten vor der Inangriffnahme großer Landwirtschaftsprojekte auf Versuchsbasis auf den Kollektivfarmen


Beide Koreas hatten auch vor 2005 bereits in der Agrarwirtschaft kooperiert. Doch meistens stellte Südkorea lediglich Nahrungsmittel, Dünger oder landwirtschaftliches Gerät zu Verfügung. Anders als früher wurde nun Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Das Pilotprojekt war der Anfang. 


Am Anfang hatten wir Schwierigkeiten, die unterschiedlichen landwirtschaftlichen Begriffe zu verstehen. Auch gab es in Nordkorea die traditionelle Anbaumethode “Juche “ was für unabhängige Eigenversorgung steht. Zu dieser Methode gibt es ein gleichnamiges Buch, das der Staatsgründer Kim Il-sung verfasste. Die lokalen Bauern wollten anhand dieses Buches alles übersetzen. Sie waren so stolz darauf, dass sie sagten, sie bräuchten überhaupt keinen Technologieaustausch. Sie fragten lediglich nach Materialien, Dünger und Pestiziden


Die südkoreanische Organisation unterstützte Landwirtschaftsbetriebe in Kaesong und am Geumgang-Berg. In dem bergigen Gebiet wurden elf Höfe unterstützt, die rund 1.200 Hektar bewirtschafteten. Doch der Start war holprig, da die Nordkoreaner lediglich materielle Unterstützung erwarteten. 


Wir überzeugten die Nordkoreaner, ihre “Juche”-Anbaumethode mit unserer wissenschaftlichen Anbaumethode zu vergleichen. Wir führten ein Experiment durch und das Ergebnis war ein Ertrag von 1,8 Tonnen pro 990 Quadratmeter Fläche. Mit der südkoreanischen Technologie schafften wir mehr als das doppelte, vier bis fünf Tonnen. Daraufhin erkannten die Nordkoreaner die Situation und nahmen unsere Technologie an. 


Nordkorea erkannte die Vorteile der Zusammenarbeit und signalisierte Interesse an ihrer Ausweitung. 


Nordkorea war zusätzlich zum Reisanbau auch an der Schweinezucht interessiert, da es im Land nur wenige Quellen für tierische Eiweiße gab. Unser Projekt für die Schweinezucht stellte sich als sehr erfolgreich heraus. Auch Pjöngjang schätzte dieses sehr und eine für das Projekt verantwortliche Person soll offiziell ausgezeichnet worden sein. 


Südkoreas Vereinigungsministerium wollte ermutigt von diesen Erfolgen im Jahr 2007 eine Sonderzone für Landwirtschaft nahe dem Kaesong Industriepark einrichten. Angestrebt wurde eine ausgeglichene Entwicklung in der Landwirtschaft als Vorbereitung auf die Wiedervereinigung. Die Pläne wurden jedoch nach Nordkoreas zweitem Atomtest 2009 nicht weiterverfolgt. Doch in diesem Jahr kam erneut Bewegung in die Angelegenheit.


Wir haben das Vereinigungsministerium bereits gebeten, die vor zehn Jahren vorgeschlagenen Projekte zu prüfen. Ich persönlich hoffe auf einen umweltfreundlichen Landwirtschaftskomplex in Nordkorea. Wie bekannt ist, setzte Südkorea im Zuge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung große Mengen Chemiedünger ein. Zwar stieg dadurch der Ertrag, doch es gab unerwünschte Nebeneffekte wie zerstörte Böden und Landwirtschaftserzeugnisse, die nicht umweltfreundlich sind. In Nordkorea kamen Pestizide und Dünger kaum zum Einsatz, das ist ideal für Bioanbau im großen Stil. Ein Komplex in Nordkorea für umweltfreundlichen Anbau könnte zur Grundlage für Exporte nach Japan und China werden. Das ist eines der Geschäfte, die ich wirklich gerne durchführen möchte.

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