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Gesellschaft

Kim Hui-cheol, geschäftsführender Leiter der Kunsthalle Chungmu

2016-03-01

Das koreanische Musical „Frankenstein“, das derzeit in der Kunsthalle Chungmu im Zentrum von Seoul zu sehen ist, handelt von den bösen Folgen einer ungezügelten Gier, die zur Erschaffung eines schrecklichen Monsters führt. Der Wissenschaftler Victor Frankenstein ist zur Zeit der napoleonischen Vorherrschaft in Europa Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach der Unsterblichkeit für die Soldaten des Krieges. Eines Tages trifft er auf Dr. Henry Dupres, ein Genie beim Zusammennähen von Leichenteilen. Die beiden schließen sich zusammen und erwecken eine monströse Kreatur zum Leben.

Das durch Frankensteins Hand geschaffene Monster macht den Wissenschaftler für seine elende Existenz verantwortlich und sinnt auf Rache. In dieser ersten Musicalversion des Gruselklassikers spielen Wut, Schmerz, Einsamkeit, Liebe und andere menschliche Gefühle eine große Rolle und lassen uns fragen, was bei einem menschlichen Leben eigentlich wichtig ist. Jede Szene ist von Spannung und Dramatik durchzogen, das Stück fesselt die Zuschauer bis zur letzten Sekunde.

Frau: Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit verging, so spannend war es. Ich war tief bewegt davon, wie einsam Dr. Henry war. Ich habe noch nie ein derart intensives Schauspiel wie dieses gesehen.

Mann: Ich war berührt von seiner traurigen Kindheit. Es war eine Darstellung der inneren Leiden tief verletzter Menschen und ihrer erschreckenden Entwicklung zu teuflischen Personen.


Die Premiere von „Frankenstein“ hatte im Jahr 2014 als Teil der zehnjährigen Feier der Kunsthalle Chungmu stattgefunden. Die Reaktion des Publikums war damals so enthusiastisch gewesen, dass das Musical anschließend wieder aufgeführt wurde. Zur allgemeinen Überraschung erzielte die Produktion in nur zehn Wochen mehr als 8 Millionen US-Dollar, ein Rekordergebnis für ein einheimisches Musical in einer Saison. In zwei Spielzeiten wurden mehr als 180.000 Eintrittskarten verkauft, ein neuer Meilenstein in der koreanischen Musicalgeschichte. Einen Mann erfüllte der unglaubliche Erfolg mit besonderem Stolz: den geschäftsführenden Leiter der Kunsthalle Chungmu, Kim Hui-cheol.


Ich hatte es nicht für Möglich gehalten, jemals so einen Tag wie diesen zu erleben. Ich bin so stolz auf diese Produktion. Ich hätte nie gedacht, dass ein einheimisches Musical mehr als 8 Millionen Dollar in Korea erzielen würde. Es ist immer noch schwer zu glauben, aber wir haben es geschafft! Ich glaube, dass „Frankenstein“ uns das ungeahnte Potenzial koreanischer Musicalproduktionen vor Augen führt.

Der heutige geschäftsführende Leiter Kim Hui-cheol war bei der Eröffnung der Kunsthalle Chungmu zunächst Produzent. Es gelang ihm, die Kunsthalle als ein kommerziell erfolgreiches Musical-Theater zu etablieren, ohne dessen Bestimmung als öffentliches Theater zu verletzen. Das Musical „Frankenstein“ war nicht zuletzt das Resultat seiner risikofreudigen Entschlossenheit. Hier ist der Regisseur des Musicals, Lee Sung-joon.

Wir haben fantastisch zusammengearbeitet. Er ist der ältere von uns und ich habe zu ihm aufgeschaut. Er ist ein visionärer Produzent mit einem unternehmerischen Instinkt. Manchmal treibt er ein riskantes Projekt voran, aber zu anderen Zeiten beeindruckt er die Leute mit seiner feinen und detailverliebten Art.

Kim Hui-cheols Karriere in Kunst und Kultur begann 1988 bei KBS. Damals arbeitete er an verschiedenen Projekten in Verbindung mit den Olympischen Spielen in Seoul und war danach bis 1994 für kulturelle und darstellende Kunstfestivals verantwortlich. Anschließend arbeitete er bei der Samsung Entertainment Group, wo er das Einmaleins der Unterhaltungsbranche lernte. Er wurde auch mit dem Musicalgenre vertraut und arbeitete mit den besten Künstlern auf dem Gebiet zusammen.

Ich arbeitete fünf Jahre lang bei der Samsung Entertainment Group. Die Arbeit dort mit den besten Künstlern war die beste Zeit meines Lebens. Ich leitete Aufführungen verschiedenster Art, und damals kam ich erstmals mit dem Musicalgenre in Berührung. Das erste Musical meiner Gruppe war „42nd Street“. Wir flogen dazu die Originalbesetzung vom Broadway ein, und unsere Mitarbeiter haben von ihnen viel gelernt. In jener Zeit machte ich mich mit dem ganzen Prozess der Musicalproduktion vertraut, von der Planung bis zum Marketing, und entwickelte ein funktionelles Produktionssystem.

Bis 1997 war seine Welt die der darstellenden Künste. Doch die Samsung Entertainment Group konnte den finanziellen Schock der Finanzkrise, die über Korea hereinbrach, nicht bewältigen. Kim wechselte zu einer anderen Unterhaltungsagentur, doch ihm wurde schnell klar, wie schwierig es ist, mit wenig Geld kulturelle Spitzenleistungen zu erzielen. Dann eröffnete 2005 die Kunsthalle Chungmu, und Kim wechselte erneut seinen Arbeitgeber.

Die Arbeit an einem Theater war eine große Herausforderung für mich. Ich hatte beim staatlichen Rundfunksender KBS, bei einem großen Tochterunternehmen von Samsung und auch bei der Medienagentur SJ Entertainment gearbeitet. Ich hatte viel professionelle Erfahrung in der Unterhaltungsbranche. Nur Theater war der einzige Bereich, den ich noch nicht kannte. Als ich die Kunsthalle Chungmu das erste Mal sah, wollte ich mich der Herausforderung stellen.

Kim dachte, dass er seine bisherigen Erfahrungen an seinem neuen Arbeitsplatz gut einsetzen könnte. Doch die Leitung eines Theaters war ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte.

Obwohl die Kunsthalle Chungmu im Zentrum von Seoul liegt, ist es eine ziemlich abgelegene Gegend. Es hat keine Geschichte und ist vom Budget und der Ausstattung her nicht mit dem Sejong Center für darstellende Künste oder dem Seoul Arts Center vergleichbar. Auch im Vergleich mit einem anderen neuen Veranstaltungsort, dem LG Art Center, kann unsere Kunsthalle in Bezug auf Opulenz und Standort nicht mithalten. Anstatt die Kunsthalle Chungmu also zu einem Theater zu machen, wo irgendwelche Allerweltsstücke aufgeführt wurden, entschloss ich mich zur Konzentration auf Musicalproduktionen, die das Publikum ansprechen könnten, also diejenigen Menschen, die erst einmal mit der U-Bahn fahren müssen, um sich ein Stück anzusehen.

Die Kunsthalle Chungmu brauchte ein eigenständiges Profil, um sich langfristig durchzusetzen. Die Idee war, sie in das erste öffentliche Theater zu verwandeln, wo nur Musicalproduktionen aufgeführt wurden. Kim Hui-cheols Entschluss zum konzeptionellen Richtungswechsel drei Jahre nach der Eröffnung des Theaters rief selbstverständlich Kritik aus den Reihen des Managements hervor.

Es gab viel Widerstand. Die Kunsthalle Chungmu war ein öffentliches Theater, aber ich wollte nur noch Musicals aufführen, ausgerechnet die kommerziellste aller Kunstgattungen. Die Leute aus anderen Disziplinen waren unbarmherzig. Aber ich suchte jeden einzelnen von ihnen mit Zahlen und Argumenten auf und überzeugte sie, bis sie ihre Meinung änderten. Ich besuchte sogar den damaligen Leiter des Distrikts Jung-gu früh morgens bei seinem Fitnesstraining. Es dauerte ein Jahr, bis ich alle auf meiner Seite hatte.


Das Theater wurde im Frühjahr 2007 für umfassende Renovierungen geschlossen. Nach einer Investition von mehr als 6,3 Millionen Dollar in die Verjüngungskur konnte das Theater mit einer Haupthalle mit 1300 Sitzplätzen, 500 mehr als zuvor, und einem Orchestergraben aufwarten. Die Bühne war um anderthalb Meter verlängert worden, um den Schauspielern mehr Raum für ihre Darstellungen zu geben. Das erste Stück nach dem siebenmonatigen Umbau war eine kreative Musicalproduktion mit dem Titel: „200 Pfund Schönheit“. Danach präsentierte die Kunsthalle Chungmu lizenzierte Broadwayimporte wie „The Wedding Singer“, „Miss Saigon“ und „Die drei Musketiere“, wodurch sie sich einen Ruf als reines Musical-Theater erwarb. Dessen Ruhm wuchs durch die Aufführung einer Reihe von gefeierten Musicals, doch Kim Hui-cheol war noch nicht ganz zufrieden. Dem Theater fehlte etwas Eigenständiges.

Ich dachte, die Kunsthalle Chungmu würde ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können, wenn Qualitätsproduktionen aus Korea hier im Theater präsentiert werden würden. Etwa zwei gefeierte Originalproduktionen sollten aus unserer Kunsthalle ein wirklich wettbewerbsfähiges Theater machen. Deshalb wollte ich „Frankenstein“ aufführen. Ich war auf diese Produktion gut vorbereitet.

Kim wollte zum zehnten Jahrestag der Öffnung des Theaters ein eigenständiges Musical aufführen. Er wählte dazu „Frankenstein“, eine Adaption von Mary Shelleys gleichnamigem Literaturklassiker von 1818. Das Urheberrecht war längst abgelaufen, sodass es keine rechtlichen Probleme mit der Verwertung des Stoffes gab. Außerdem war die Geschichte um Frankensteins Monster weltbekannt, daher war Kim sich sicher, dass die „Frankenstein“-Produktion der Kunsthalle Chungmu ein globales Publikum ansprechen würde.

Dennoch gab es sehr viele Probleme zu überwinden, bevor sein Traum wahr werden konnte, das Musical „Frankenstein“ in einen weltweiten Hit zu verwandeln. Themen wie die riesigen Produktionskosten oder die Auswahl professioneller Mitarbeiter und Schauspieler lasteten schwer auf Kim Hui-cheols Schultern. Drei Viertel der anfänglichen Produktionskosten von vier Millionen US-Dollar übernahmen externe Investoren. Kim schaute jeden Tag bei den Proben vorbei, um über die Fortschritte im Bilde zu sein. Und als die Tickets in den Vorverkauf kamen, konnte er die ganze Nacht nicht schlafen.

Ich konnte einfach kein Auge zumachen. Ich war entschlossen, die Sache durchzuziehen und zu einem Erfolg zu machen. Dieses Musical kostete so viel, dass eine Menge Leute wie die Produzenten und unsere Angestellten im Theater einen großen Schaden erlitten hätten, wenn etwas schiefgegangen wäre. Alles, woran ich am Tag der Premiere dachte, war, wie die Geschichte ankommen, was das Publikum von der musikalischen Umsetzung halten und ob die Produktion unseren Erwartungen gerecht werden würde.

Doch Kims Sorgen waren unbegründet. Sobald der Vorverkauf begann, stürzten sich die Leute auf die Eintrittskarten, sowohl online als auch offline. Und nach den ersten 30 Minuten der Show am ersten Abend konnte Kim endlich erleichtert ausatmen. Nicht nur für Kim Hui-cheol wurde ein Traum wahr. Auch der Musical-Regisseur Lee Sung-joon, der seit den „Drei Musketieren“ zusammen mit Kim gearbeitet hatte, sagte, dass sein Traum durch das Musical „Frankenstein“ verwirklicht wurde.

„Frankenstein“ ist mein Traum. Ich war innerlich tief berührt, als mein Traum Wirklichkeit wurde. Es war eine Ehre für mich, bei der Produktion dabei zu sein. Das Musical kam so gut an, dass ich immer noch denke, dass das alles nur ein Traum ist. Ich versuche alles, diesen Traum nicht zu zerstören. Obwohl ich mit einer Aufführung heute vielleicht zufrieden sein kann, versuche ich immer, sie am nächsten Tag noch besser zu machen.

Das Musical „Frankenstein“ machte eine Menge Leute glücklich: die Schauspieler, den Regisseur und die Leute, die sich das Musical mehrmals angesehen haben.

Frau 1: Ich habe ein großes Potenzial erkannt. Es war gut organisiert und sorgfältig durchgeführt. Es gibt in keiner Hinsicht etwas zu mäkeln. Auf dieser Weise kann die Aufführung ruhig noch tausend Spielzeiten weitergehen.

Frau 2: Ich hätte nicht gedacht, dass „Frankenstein“ so gut werden würde. Ich bin stolz darauf, dass die Regie und Musik komplett aus Korea stammt. Alle Schauspieler machten ihre Sache gut, selbst in den Nebenrollen.


Kim Hui-cheols nächstes Projekt ist „Ben Hur“. Er wünscht sich, dass sich die musikalischen Eigenproduktionen der Kunsthalle Chungmu zusammen mit der koreanischen Filmbranche weiterentwickeln können.

Das neue Projekt für dieses Jahr ist ein koreanischer Musikfilm. Ich hoffe, koreanische Filme und die Eigenproduktionen der Kunsthalle Chungmu zusammenbringen und ein internationales Musikfilmfestival organisieren zu können. Wenn ich es schaffen könnte, einen Film auf der Grundlage des Musicals „Frankenstein“ zu produzieren, könnte ich koreanische Musikfilme weltweit bekanntmachen.

Kim Hui-cheol hat ein erfolgreiches reines Musical-Theater in Korea aufgebaut. Wir sind jetzt gespannt darauf, seine Schöpfung „Frankenstein“ in der Heimat des Musicals zu sehen, dem Londoner West End.

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